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Love Field - Liebe ohne Grenzen

Im Leben der Hausfrau Lurene Hallett (Michelle Pfeiffer) dreht sich alles um die Kennedy's - besonders Jackie Kennedy hat es ihr angetan und sie hat sogar ihre Kleidung nach der First Lady angepasst. Als Präsident Kennedy einem Attentat zum Opfer fällt, ist Lurene schwer betrübt und fasst schließlich den Entschluss, zu dessen Beerdigung zu reisen... entgegen dem Willen ihres Ehemannes Ray (Brian Kerwin). So schleicht sie sich aus dem Haus und bucht eine Busreise, um an den Zielort zu gelangen. Während der Fahrt trifft sie den Mitreisenden Paul Cater (Dennis Haysbert) und dessen kleine Tochter Jonell (Stephanie McFadden), die ihre ganz eigenen Scherereien haben, unter denen sie leiden... und von denen Lurene schließlich ein Teil wird, als sie es kaum lassen kann, immer mehr über das kleine Mädchen zu erfahren, welches einige schreckliche Dinge durchgemacht haben muss.

Das liest sich erstmal tatsächlich recht aufregend: Eine Reise quer durch die USA, während welche eine von ihrem Ehemann unterdrückte Frau endlich ihre Stimme erhebt und ihr Selbstbewusstsein findet, um dabei einige Abenteuer zu erleben. Der Aufhänger rund um den Mord an Präsident Kennedy funktioniert dabei zu Beginn ganz ausgezeichnet und es gelingt Regisseur Jonathan Kaplan auch, den Schock einer ganzen Nation greifbar zu machen, wenn diese wie paralysiert vor Fernsehgeräten und Radios ausharren, um alle Informationen über das grausame Attentat aufzusaugen, kaum dazu imstande, all das überhaupt zu begreifen. Abgesehen von einigen kleinen Anspielungen bezüglich des später aufkommenden Rassismus-Themas, während welchen Kennedy immer wieder hinzugezogen wird, da er sich als Präsident sehr um die schwarze Bevölkerung sorgte, bleibt es jedoch bei diesem Aufhänger und das ist ein wenig die Krux. Denn im weiteren Verlauf wechselt dieser recht unentschlossen zwischen Drama, Komödie und Thriller herumspringende Film immer wieder seine Tonalität und setzt sich damit reichlich verquer zwischen alle Stühle.
Gerade der Thriller-Part ist dabei ausgesprochen müde inszeniert und die eingefügten Spannungsspitzen wirken nur effekthascherisch, jedoch nicht wirklich glaubwürdig. So verliert der Film seine zuvor auch recht heitere Tonalität über weite Teile aus den Augen und versinkt in einem reichlich kitschigen Drama, welches die großen Rassismus-Probleme dieser Zeit zwar nachdrücklich thematisiert, aber auch nie so richtig greifbar macht. So wird zwar viel geredet über Ausgrenzung, Fremdenhass und die großen Gefahren, in denen ein einfacher Mann und seine Tochter schweben, wenn sie sich bloß in einen Bus setzen... doch spürbar sind sie nicht, da die Regie viel zu viel Kraft darauf verwendet, um auf die Tränendrüse zu drücken. Dieses zu viel an Power in Verbindung mit einem arg überzeichneten Thriller-Plot, der immer wieder Haken schlägt, um zumindest ansatzweise in Schwung zu bleiben (und trotzdem nie wirklich an Fahrt gewinnt, da die Inszenierung viel zu bieder und langatmig daherkommt), sorgt schon früh für Verwirrung.
So ist nicht ganz klar, was uns der Film eigentlich erzählen will: Will er spannend sein? Falls ja, ist dieses Ziel nicht erreicht worden. Die eingefädelte Liebesgeschichte ist völlig arm an echten Emotionen, der Drama-Aspekt wird oft beleuchtet, gewinnt aber keine echte, glaubwürdige Strahlkraft. So bleibt die meiste Energie dieses unfertig wirkenden Drehbuchs an den Schauspielern hängen. Michelle Pfeiffer ist dabei so gut wie immer, ob es dafür aber gleich eine Oscarnominierung als beste Hauptdarstellerin geben musste, darf zumindest diskutiert werden, da ihre Rolle ebenfalls reichlich wild geschrieben daherkommt und keinen echten Fixpunkt besitzt. Dennis Haysbert strahlt dagegen eine angenehme Ruhe und echten Schmerz aus, sodass man ihm durchaus gerne zusieht. Stimmig ist die Chemie zwischen den beiden aber dennoch nicht, was besonders die zweite Hälfte dieses unentschlossen wirkenden Films zu einer ziemlichen Geduldsprobe macht, wenn sich mehr und mehr im Kitsch verloren wird - bis zu einem reichlich mutlosen und inkonsequenten Ende.

Fazit: Ein Film, der sich nicht entscheiden kann, ob er bewegen, belustigen oder packen möchte... und am Ende nichts von allem tut. Unentschlossen in der Tonalität und bieder in der Regie wird er keinem seiner großen Themen wirklich gerecht.

Note: 4



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