Der Aufstand ist gescheitert: Gi-hun (Lee Jung-jae) war selbst mit mehreren, anderen Spielern unter Waffengewalt bis kurz vor den Kontrollraum der Spiele vorgedrungen, musste sich dann jedoch dem zuvor selbst als Mitspieler getarnten Frontman (Lee Byung-hun) geschlagen geben. Nach dieser herben Niederlage wird er zurück zu den eigentlichen Spielen verfrachtet, wobei sich nach den zahlreichen Toten des letzten Gefechts nur noch weniger als hundert Kandidaten tummeln. Von denen sind die meisten weiterhin nicht bereit, die Spiele enden zu lassen, winkt doch weiterhin ein astronomisch hoher Geldgewinn, den kaum einer mit anderen Überlebenden teilen will. Während Gi-hun unter dem letzten Niederschlag zu zerbrechen droht, sucht Polizist Jun-ho (Wi Ha-joon) auf hoher See weiterhin nach der mysteriösen Insel, um die Spiele endlich beenden zu können... hat dabei jedoch noch keine Ahnung, dass sich direkt an seiner Seite ein gefährlicher Verräter befindet.
Wenn man es genau nimmt, ist das hier gar nicht die dritte Staffel, sondern im Grunde Staffel 2 - Teil 2. Die dreizehn Folgen der Fortsetzung des Mega-Hits "Squid Game" wurden parallel gedreht, bevor diese Season quasi in der Mitte durchgeschnitten und nun innerhalb eines halben Jahres veröffentlicht wurde. Und so sieht das dann auch aus, fühlt es sich auch an: Ohne großartige Recaps geht es direkt weiter, der Look ist durchweg derselbe, die Musik ist die gleiche, alles fühlt sich wie gewohnt an. Alles bis auf unseren Gi-hun, der als Held im Fokus der gesamten Geschichte schon zwischen Staffel 1 und 2 eine große Wandlung durchlief und nun auch hier ein völlig anderer Mensch zu sein scheint: Gebrochen, resignierend und am Ende seiner Kräfte hat der Held der Serie über weite Strecken wenig mehr zu tun, als sich seinem scheinbar ausweglosen Schicksal zu ergeben. Die Geschichte rund um das geplante Beenden der Spiele spielt hier praktisch kaum noch eine Rolle und wird eher durch die Bemühungen des jungen Polizisten Jun-ho vorangetrieben, der außerhalb der Insel nach einem Weg hinein sucht. Ebenso wie der Plot rund um die ehemalige Freizeitpark-Angestellte No-eul dauert es jedoch eine ganze Weile, bis sich in dieser Handlung etwas Handfestes ergibt.
Deutlich packender (und das ist sicherlich keine Überraschung) sind dabei die Geschehnisse innerhalb der Spiele selbst. Die fiese Kapitalimus-Kritik fällt diesmal über weite Strecken weg oder wird zumindest nicht weiter vertieft - da die zweite Staffel da aber im Grunde auch nur weitere Wiederholungen zum Thema lieferte, war es auch nicht nötig, sich dieses hier auch noch mal bis zum Grundsatz anzunehmen. Deutlich mehr Tiefe liefert "Squid Game 3" dafür in der Ausarbeitung seiner Charaktere. Viele von ihnen, die in der zweiten Staffel eingeführt wurden und eher blass blieben, bekommen hier nun deutlich mehr Anspruch zugestanden und dürfen sich (wenn auch nicht alle) über den Status eines Abziehbilds hinaus charakterisieren lassen. Insbesondere innerhalb der Spiele selbst erschaffen die Autoren dabei nicht nur Situationen von wahnsinnig krassem Suspense, sondern lassen die Figuren auch in psychologisch äußerst spannenden und bisweilen kontroversen Settings aufeinander los. In den besten Momenten führt das nicht nur zu einer Hochspannung, die richtiggehend stressig werden kann, sondern auch zu emotionalen Szenen, die bis ins Mark treffen. Hierbei gehen die mal wieder wahnsinnig intriganten Ideen der einzelnen Spiele und die Frage, was die einzelnen Menschen tun würden, um zu überleben, perfekt Hand in Hand. "Squid Game 3" kommt in diesen intensiven Szenen locker auf Touchfühlung mit der ersten Staffel und liefert in regelmäßigen Abständen Schocker, die ans Herz und an die Nieren gehen.
Natürlich gilt hier aber ähnlich wie bei der zweiten Season: Naturgemäß fehlt der Fortsetzung der erstmalige Schockeffekt, der sich so eben auch nicht noch einmal wiederholen lässt. Trotzdem beweisen die Macher einerseits genug Mut und haben auch genügend Ideen, um die ganze Chose nicht zu einer einfachen Wiederholung oder vagen Variation bekannter Ereignisse werden zu lassen. Obwohl es in manch einem Subplot hakt, sind die Charaktere einfach viel zu gut geschrieben, um davon nicht ernsthaft beeindruckt zu sein. Der Cast macht seine Sache erneut durch die Bank weg hervorragend, die visuelle Präsentation ist (von einigen matschigen CGI-Effekten abgesehen) makellos. Über die sechs finalen Folgen sitzen wir daher erneut wie gebannt vor unserer Mattscheibe und lassen uns mitreißen von diesem brutalen, ziemlich belastenden Spektakel. Dieses kommt dann, und das ist eine wirklich große Freude, zu einem ebenso runden wie konsequenten Abschluss, sodass man mit "Squid Game" nach einem emotional in vielerlei Hinsicht aufwühlenden und packenden Finale perfekt abschließen kann. Auch wenn nicht alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, fühlt sich das Ende durchweg befriedigend und wirklich wie ein Abschluss an... auch wenn doch noch einige klare (und durchaus überraschende) Anspielungen eingeflochten werden, dass mit der Serie an sich zwar Schluss ist, im Bereich "Squid Game" aber nicht zwingend das letzte Wort gesprochen werden muss. Wie auch immer, selbst wenn es irgendwie weitergeht, ist etwas ähnlich Packendes und Originelles auf dem Serienmarkt erstmal nicht in Sicht. Das ist zwar schade, spricht aber natürlich auch für die Show, die sich in ihrem letzten Aufbäumen noch einmal von einer ganz starken Seite zu zeigen vermag.
Fazit: Mit der dritten Staffel gelingt "Squid Game" ein packender, emotional aufwühlender, spektakulärer und vor allem sehr runder und konsequenter Abschluss. Auch wenn es in manchen Nebenhandlungen mal hakt und nicht alle Fragen beantwortet werden, endet Netflix' Hit-Serie hier auf einem starken Punkt, der in vielen Momenten sogar auf Touchfühlung mit der ersten Staffel kommt.
Note: 2-
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