Ein zuvor friedliches und fröhliches Königreich droht unter der Herrschaft der Bösen Königin (Gal Gadot) zu vergehen. Ihre Stieftochter Schneewittchen (Rachel Zegler) muss unter ihrem Kommando im Schloss schuften, während die Bevölkerung hungert. Als eines Tages der magische Spiegel der Königin vorhersagt, dass ausgerechnet das von ihr verhasste Schneewittchen dazu auserkoren ist, die Schönheit der finsteren Herrscherin zu übertroffen, beauftragt sie einen Jäger (Ansu Kabia) damit, das Mädchen zu ermorden. Schneewittchen jedoch gelingt die Flucht in den Wald, wo sie die Bekanntschaft mit den freundlichen Tieren des Waldes, den sieben in einer Mine arbeitenden Zwergen sowie einer Gruppe Diebe unter Führung des charmanten Jonathan (Andrew Burnap) macht, die sich dazu entschlossen hat, in den Kampf gegen die Königin zu ziehen...
Über kaum einen Film wurde in den letzten Monaten (oder sogar Jahren) so harsch diskutiert wie über die Neuverfilmung des Disney-Märchens "Schneewittchen". Bis heute hat sich der Hass im Netz zu diesem Werk gehalten, wobei kaum ein Aspekt der Verfilmung ausgelassen wurde - über die Besetzung der Hauptdarstellerin, weil viele "Fans" vorrangig keine Latina als Protagonistin akzeptieren wollten; über die CGI-Kreation der sieben Zwerge; und schließlich zu den maßgeblichen Veränderungen der Geschichte gegenüber dem Original aus dem Jahr 1937. Um den größten Elefanten im Raum sogleich anzusprechen, möchte ich mich direkt der Person Rachel Zegler widmen: Ist diese denn nun tatsächlich eine Fehlbesetzung? Die klare Antwort lautet: Nein. Der "Die Tribute von Panem"-Star zeigt nicht nur eine offenkundige Spielfreude und beweist in ihren Gesangs- und Tanzeinlagen eine ordentliche Wucht, sondern weiß auch durch ihr angenehm-sanftes Spiel nachhaltig zu bezaubern. Fehlbesetzt ist im direkten Vergleich schon eher die aus der "Fast & Furious"-Reihe bekannte Gal Gadot als Böse Königin, die selbst in einem kitschigen Märchen wie diesem noch zu arg überdreht und deswegen eher nervig als wirklich furchterregend wirkt.
Natürlich hat man der bekannten Geschichte einige Änderungen beigefügt, was so kaum vermeidbar war. Der originale "Schneewittchen" ist in vielen Aspekten einfach nicht mehr zeitgemäß, was insbesondere das rückschrittliche Frauenbild angeht, weswegen eine Modernisierung des Stoffes hier absolut vertretbar und auch wichtig scheint. Wer sich damit nicht anfreunden mag, darf sich einerseits darüber freuen, dass ihm oder ihr der Original-Film ja keinesfalls weggenommen wird (wie auch schon beim ebenfalls stark diskutierten "Arielle"-Remake von vor zwei Jahren) und andererseits dennoch viele Aspekte erkennen, die in dem Remake beibehalten wurden. Mehr als gerechtfertigt ist damit die Streichung des schönen Prinzen sowie die Veränderung der stets nur auf ihre unbekannte Liebe wartenden Prinzessin hin zu einer starken, jungen Frau, die auch ohne männliche Hilfe dem Bösen entgegentreten kann. Dass es den Machern rund um "The Amazing Spider-Man"-Regisseur Marc Webb dabei gelingt, den Film progressiv zu wandeln und dennoch wichtige Aspekte wie eine rührende Liebesgeschichte und klassische Szenen wie den vergifteten Apfel einzubinden, ist durchaus beachtlich.
Nicht alle Änderungen gegenüber dem Original-Film sind jedoch gelungen. So ist es einerseits erfreulich, dass die düsteren und für jüngere Zuschauer*innen angsteinflößenden Momente auch hier wiederentdeckt werden können und diese nicht abgemildert wurden. Warum man diesen Tonfall jedoch ausgerechnet zum großen Finale hin verwässert, bleibt unverständlich. Auch über den CGI-Look mag man hier mal wieder streiten, denn einerseits liefert "Schneewittchen" in einzelnen Szenen durchaus brillante Bilder, die nicht mehr so düster sind wie in "Arielle", die mit spektakulären Setpieces und vielen Farben auftrumpfen. Andererseits wirkt das Bild immer wieder arg glatt und viele Bilder wirken selbst unter dem Mantel eines Märchens noch sehr, sehr kitschig. Und die Animationen der sieben Zwerge sehen durchweg grauenerregend aus und erinnern eher an einen fiesen KI-Ausrutscher als an fortschrittliche CGI-Kunst. Dafür sind die neuen Songs aber durch die Bank weg schön, auch wenn sie nicht ganz mit den altgedienten Klassikern (die hier zu Großteilen ebenfalls neu eingespielt werden und weiterhin Ohrwurm-Charakter besitzen) mithalten können. Letztendlich sind all die penetranten Diskussionen zu einem Film wie diesem auch ein bisschen müßig, denn so aufsehenerregend ist das Werk eben einfach nicht. Es ist jedoch erneut ein perfektes Beispiel für toxische Fans angesichts eines Films, der durchaus schön ist, von der Fan-Kultur aber schon im Voraus mit bitterstem Hass zerstört wurde, ohne je eine faire Chance erhalten zu haben.
Fazit: Eine durchaus märchenhafte Neuverfilmung des bekannten Stoffs, der (zumeist) an den richtigen Stellen zeitgemäße Änderungen einsetzt und dennoch dem maßlos kitschigen Ton des Originals treu bleibt. Trotz teils schlimmer CGI-Ausrutscher ein unterhaltsames Märchen mit flotten Songs, einer großartigen Hauptdarstellerin und schönen Bildern. Disney hat in der Vergangenheit in seinem Remake-Wahn schon wahrlich viel Schlimmeres angestellt.
Note: 3
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