Direkt zum Hauptbereich

Deep Cover (2025)

Da er mit seinem Latein bezüglich der Aufdeckung einer kriminellen Bande am Ende ist, versucht der Londoner Detective Billings (Sean Bean), eine ganz neue Herangehensweise auszutesten. Während einer Impro-Theater-Show spricht er die erfolglose Schauspielerin Kat (Bryce Dallas Howard) an und erbittet ihre Hilfe: Sie und ihre beiden Kollegen Hugh (Nick Mohammed) und Marlon (Orlando Bloom) sollen in ihrem Job als Schauspieler als verdeckte Ermittler eingesetzt werden, um die Machenschaften des finsteren Drogenverkäufers Fly (Paddy Considine) und seiner Mannschaft aufzudecken. Doch die bisweilen arg ambitionierten Künste der drei Mimen wecken nicht nur das Misstrauen der Kriminellen, sondern führen sie auch immer tiefer in einen echten, gefährlichen Schlamassel... der bald so verzwickt ist, dass nicht mal Billings noch weiß, wie er seine drei Ermittler noch aus dieser Nummer rauspauken soll.

Ganz ehrlich: Ich habe von dieser Nummer nichts erwartet. Viele Amazon-Prime-Originale der vergangenen Monate waren gerade im Komödien-Bereich eher halbgare Kost, der Trailer sah absolut furchtbar aus und auch die namhafte Besetzung wollte bei mir keine echte Vorfreude erwecken. So sind Bryce Dallas Howard und Orlando Bloom zwar durchaus prestigeträchtige Namen, deren große Erfolge aber schon eine Weile zurückliegen. Zuletzt kalauerte sich Howard beispielsweise höchstens mittelprächtig durch den unlustigen "Argylle", während die Rollenauswahl von Bloom nach dem momentanen Ende der "Fluch der Karibik"-Reihe auch sehr wechselhaft war. Was ich am Ende von "Deep Cover" jedoch bekommen habe, war eine herrlich alberne, aber niemals blödsinnige Komödie, die sich vor allem an ihren Stars austobt. Insbesondere Bloom war schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr so witzig wie hier - auch weil seinem in den letzten Jahren auffälligen Mega-Overacting hier die exakt passende Bühne in der Rolle des völlig neben sich stehenden Method-Actors Marlon geboten wird. Neben ihm glänzt auch Nick Mohammed als ungemein liebenswerter und mit der ständigen Brutalität um ihn herum maßlos überforderter Außenseiter. 
Während die beiden Männer in den Hauptrollen durchweg die besten Gags an sich reißen und dabei in Sachen Situationskomik echte Highlights entstehen lassen (was man vor allem von Bloom nicht unbedingt erwartet hätte, doch dieser hat offensichtlich richtig Spaß an dieser Nummer), muss Bryce Dallas Howard etwas gesitteter agieren. Dabei zieht sie sich als "Normalste" des Künstler-Trios aber mehr als solide aus der Affäre, wenn sie immer wieder reichlich geschockt auf die albernen Ausfälle ihrer beiden Kollegen reagieren und diese irgendwie noch in eine richtige Richtung lenken muss. Das ist schon eine reichlich unterhaltsame und witzige Ausgangssituation, die über runde hundert Minuten immer mehr intensiviert wird. Ein paar überraschende Wendungen gibt es noch oben drauf und der Fokus auf mehr witzigen Dialogen als auf sinnbefreite Action tut dem Film dank der Stars, die mit eben diesen Zeilen wunderbar spielerisch umgehen, sehr gut. 
Erst in der letzten halben Stunde geht "Deep Cover", wenn er sich doch noch recht dramatisch auf die eigentliche Handlung rund um die kriminellen Drogenhändler konzentrieren muss, ein bisschen die Puste aus. Ein recht schnödes Finale rundet den Film zwar gut ab, sorgt aber nicht mehr dafür, dass man quasi ein Dauer-Grinsen angesichts der sich immer mehr zuspitzenden Floskeln im Gesicht trägt. Ernstnehmen sollte man die ganze Chose zudem natürlich auch nie - innerhalb des naturgemäß dünnen Plots treten somit zahlreiche Plotholes auf und ein paar Überzeichnungen (vor allem hinsichtlich der Brutalität) gibt es ebenfalls. Das lässt den allgemein heiteren Tonfall, der seine Charaktere niemals der absoluten Lächerlichkeit preisgibt, sondern sie in der Tat an und für sich ernstnimmt, aber niemals völlig entgleisen. Insgesamt weiß man zwar stets, wie diese Nummer enden wird, kann sich aber dennoch von einigen Einzelheiten überraschen lassen. Und generell ist der Plot bei einem Film wie diesem, der völlig auf flotte Dialoge und spielfreudige Stars zugeschnitten ist, ja eh nur ein kleiner Bonus. Dementsprechend: Mission geglückt. Prime hat mit "Deep Cover" kein Meisterwerk abgeliefert, aber eine durchweg spaßige Komödie, die das Herz am rechten Fleck hat und trotz vieler Albernheiten einfach sehr witzig ist.

Fazit: Howard und vor allem Bloom waren seit Jahren nicht mehr so witzig. Obwohl dem Plot-Vehikel gegen Ende spürbar die Puste ausgeht, ist das alberne und dennoch herzliche Aufspielen der Stars ein großer Genuss. Der Dialogwitz und die Situationskomik zünden, die Spielfreude des Casts ist das Salz in der Suppe. Kein allzu intelligentes, dafür aber durchweg spaßiges und freches Comedy-Kino.

Note: 3+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...