2001 hatten "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" das Fantasy-Genre in ganz neue Bahnen gelenkt. Plötzlich konnten Geschichten über Magie, Hexerei und Fabelwesen wahre, epische Reisen sein... und dank vieler Nachahmer, die über "Eragon", "Der goldene Kompass" und "Die Chroniken von Narnia" allesamt nicht an die großen Vorbilder anknüpfen konnten, war irgendwann auch ein Sättigungsgefühl da. 2007 kam dann mit "Der Sternwanderer" eine Liebeserklärung an das ehemalige Fantasy-Genre nur recht. Kein Epos, aber ein wunderbares Abenteuer mit frechem Humor, Härte und dem Herz am rechten Fleck, eine erfrischende Abwechslung...
DER STERNWANDERER
Mitte des 19. Jahrhunderts: Der junge Tristan (Charlie Cox) genießt gerade mit seinem Schwarm Victoria (Sienna Miller) ein Picknick unter Mondschein, als ein Stern einige hundert Kilometer weiter vom Himmel fällt. Victoria verspricht Tristan ihre Hand, sollte er ihr den gefallenen Stern bringen. Tristan macht sich sogleich auf den Weg und findet den Stern... der in Wahrheit ein menschliches Aussehen hat und in Gestalt der wunderschönen Yvaine (Claire Danes) auftritt. Tristan will sie zurück zu Victoria schaffen, doch auch der Prinz Septimus (Mark Strong) und die gefährliche Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) suchen aus unterschiedlichen Gründen nach dem Stern.
Als ich "Der Sternwanderer" 2007 im Kino sah, wusste ich eigentlich gar nicht, was ich da sehen würde. Ich wollte einfach nur ins Kino, der Film lief und ich wusste, dass es irgendwas mit Fantasy sein würde und die Trailer relativ gut aussahen. Was ich dann bekam, hatte ich so nicht ganz erwartet: Ein Fantasy-Film im alten Stil, der sich nicht so ganz ernst nimmt, der keine ganz so epische Reise erzählt und alles dazustopft, was in dem Genre eigentlich mal gang und gäbe war: Hexen, Zauberei, fiese Bösewichte, Könige, Piraten und natürlich eine Liebesgeschichte. Das alles in einen Topf geworfen ergibt dann einen erstaunlich schönen und flotten Film, der nicht mit seinen Effekten, sondern besonders mit seinen liebenswürdigen Charakteren und seiner herzerwärmenden Geschichte überzeugt. Die Action steht hier gar nicht mal so sehr im Vordergrund (auch wenn es ein wirklich starkes, temporeiches Finale gibt), viel mehr wird über die Figuren erzählt, die sich allesamt aus verschiedenen Gründen auf Reisen befinden und die dann natürlich irgendwann aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt stehen Tristan und Yvaine, deren Lovestory sich zwar auf recht vorhersehbare, aber auch streckenweise wunderbar unkonventionelle Weise entpuppt und dabei sowohl lustige als auch emotional überzeugende Momente bereithält. In Sachen Humor geht es aber nicht immer brav zu, denn für Kinder ist der Film sicherlich nicht durchgehend gemacht. Stellenweise geht es hier recht grob zur Sache, es wird sogar regelrecht skurill und der schwarze Humor lässt einem auch mal das Lachen beinahe im Hals stecken, wenn der sterbende König seine Söhne anweist, ihre Brüder umzubringen, um sich die Thronfolge unter den Nagel zu reißen oder Nebenfiguren auf recht bösartige Weise gemeuchelt werden. Ein ungutes Gefühl trägt man dennoch nicht mit sich herum, da sich "Der Sternwanderer" trotz all der Düsternis recht heiter gibt und auch mal heftigere Wendungen stets mit einem Augenzwinkern präsentiert, was eigentlich durchgehend für kurzweilige und in prachtvolle Bilder gepackte Unterhaltung sorgt. Nur ein paar Längen im Mittelteil und einige Hürden des Genres stören. So werden einige Wendungen nur der Dramatik willen getäuscht, was einige Charaktere ab und an ein wenig out of order agieren lässt und das kostet immer wieder mal die Glaubwürdigkeit und auch den Drive, was besonders der Charakter der Lamia, die von Michelle Pfeiffer herrlich überzogen gespielt, zu spüren bekommt. Der Rest des Casts überzeugt ebenfalls mit sehr heiteren Darstellungen und vor allem Robert De Niro in einer hier herrlich gegen den Strich besetzten Rolle scheint ordentlich Spaß daran zu haben, hier mal auf ganz andere Art und Weise die Sau rauszulassen. Auch Claire Danes und Charlie Cox überzeugen in den Hauptrollen und sind nicht bloß schöne Gesichter, sondern ergänzen sich sowohl in Humor als auch in Romantik extrem gut. "Der Sternwanderer" ist wunderbare Unterhaltung, welcher sich auch mal unkonventionellen und bösen Humor traut und diesen mit klassischer Fantasie und mehr als einer Prise Romantik würzt. Die Geschichte überzeugt dabei nicht durchgehend, doch das stört wenig, wenn das Drumherum und besonders die Figuren so gut funktionieren.
Note: 2-
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