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Der Pate

Nein, nicht (nur) Martin Scorsese ist das Genie, welches das Mafiosi-Genre zu seiner absoluten Blüte brachte. Mit Klassikern wie "GoodFellas" und "Casino" leistete er natürlich entscheidende Beiträge, doch richtig angeschoben hat das Genre selbstverständlich Francis Ford Coppola, der mit seiner Trilogie "Der Pate" drei der bekanntesten und beliebtesten Filme aller Zeiten abgeliefert hat. Klassiker, die nie vergessen werden, obwohl und vielleicht auch gerade weil sie nach all den Jahren, die sie nun schon auf dem Buckel haben, in Sachen Tempo ab und an etwas langsam wirken.

DER PATE


1945: Don Vito Corleone (Marlon Brando) ist das Oberhaupt der Corleone-Familie und einer der mächtigsten und gefürchtesten Mafiabosse der Gegenwart. Nachdem er ein Angebot seines Konkurrenten Virgil Sollozzo (Al Lettieri) abgelehnt und diesen dadurch um viel Geld gebracht hat, wird Vito Opfer eines Anschlags und seine Söhne muss überlegen, was sie nun tun sollen. Im Kreuzfeuer entschließt sich schließlich Sohn Michael (Al Pacino), der mit den Geschäften eigentlich nichts zu tun haben wollte, die Angelegenheit mit Waffengewalt zu klären...

Es ist eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich über Filmklassiker, die unantastbar in der Filmgeschichte eingeprägt sind und die im Grunde jeder gut findet, nicht negativ äußern darf. In Sachen "Der Pate" besteht diese Gefahr natürlich auch grundsätzlich gar nicht, denn der erste Teil der epischen Trilogie ist viel zu gut, um sich irgendwie im Ton zu vergreifen und dessen Fans zu verprellen. Dennoch: Winzige Kritik muss auch hier erlaubt sein, denn gerade aus heutiger Sicht fällt auf, dass der Film von 1972 im Mittelteil doch streckenweise recht langsam erzählt wird. Kurioserweise reicht dennoch die Laufzeit von fast drei Stunden nicht aus, um allen Charakteren gerecht zu werden, denn einige der Konflikte fallen mit der Dauer doch recht beiläufig unter den Tisch, was etwas schade ist. Und noch kurioser ist, dass die Geschichte eigentlich gar nicht so komplex ist, dass man sie auf drei Stunden hätte ausdehnen müssen, denn im Kern geht es eben doch "nur" um die Mafiosi-Familie, die versucht, in einer schwierigen Zeit voller Verrat und Korruption an der Macht zu bleiben, was sich nicht über 180 Minuten vollständig trägt. Aber es gibt ja genügend andere Aspekte, weswegen "Der Pate" als Meisterwerk seines Genres auch heute noch sehr gut funktioniert. Zum einen sind das natürlich die brillanten Schauspieler, die hier allesamt zu absoluter Höchstform auflaufen. Marlon Brando (welcher damals den Oscar, den er für seine Darstellung erhalten sollte, ablehnte, um auf die prikäre Situation der Indianer aufmerksam zu machen) spielt hier die Rolle seines Lebens, mit einer Emotionalität, mit einer Präsenz, die unerreichbar ist. Entgegen vielerlei Informationen spielt jedoch eigentlich Al Pacino hier die erste Geige, denn während Brando eher im Hintergrund die Fäden zieht, steht Pacino an vorderster Front und funktioniert als emotionaler Grundanker, besonders in gemeinsamen Szenen mit seiner von Diane Keaton gespielten Freundin Kay. In Nebenrollen gefallen auch heute noch gefeierte Schauspieler wie Robert Duvall und der leider etwas zu kurz kommende James Caan als jähzorniger Santino. Darüber hinaus ist auch Francis Ford Coppolas Regie über alle Zweifel erhaben: Durch einen grandiosen Schnitt, eine mutige, aber passende Langsamkeit und das Eintauchen der Bilder in düstere, erdige Farbtöne gelingt ihm ein perfekt-realistische Abbildung einer wahren Mafioso-Familie, welcher sogar damals wirkliche Mafiosi anerkannten, dass es so tatsächlich in ihren Kreisen abläuft. Dementsprechend wird auch die schonungslose Brutalität nicht abgemildert und die intensiven Mordsequenzen lassen uns auch heute noch unangenehm zusammenzucken, ebenso wie der klassische, grandiose Soundtrack uns auch immer noch Gänsehaut verursacht. Im letzten Drittel nimmt "Der Pate" nach einem etwas wirren und sich im Kreis drehenden Mittelteil noch einmal besonders auf emotionaler Basis Fahrt auf und legt die Grundsteine für die Fortsetzung, welche in Filmkreisen als wohl bestes Sequel aller Zeiten gilt. "Der Pate" hat sicherlich ein wenig Staub angesetzt und fordert viel Sitzfleisch und Geduld, ist aber dennoch auch heute noch ein starker Klassiker mit genau dem richtigen Ton. Wer das nicht gesehen hat, darf sich nicht Filmkenner nennen.

Note: 2


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