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Poltergeist (2015)

Nun hat es also auch den "Poltergeist" erwischt. Das Original aus den 80ern ist heute gar nicht mehr so gruselig, hat damals das Publikum aber kräftig geschockt... und zudem mit dem Gerücht eines wahren Fluches, der über der Produktion gelastet haben soll, einiges an Horrormären beigetragen. Es war klar, dass das mit vielen visuellen Spielchen ausgestattete Remake da nicht würde mithalten können und erwartungsgemäß ist es so nun auch zu einem ganz netten, aber sicherlich nicht aufsehenerregenden kleinen Schocker gekommen, der nicht lange nachwirkt.

POLTERGEIST


Als die Familie Bowen in ihr neues Haus einzieht, ahnt sie noch nicht, welchen Schrecken sie dort erleben wird. Familienvater Eric (Sam Rockwell) und seine Frau Amy (Rosemarie DeWitt) haben erst einmal alle Hände voll damit zu tun, die Wohnung auf Vordermann zu bringen, während das jüngste Kind Madison (Kennedi Clements) bereits seltsame Erscheinungen beobachtet. Als auch der zweitälteste Griffin (Kyle Catlett) langsam die Vermutung bekommt, dass etwas nicht stimmt, ist es bereits zu spät... ein böser Poltergeist hat von dem Haus Besitz ergriffen.

Im Grunde folgt "Poltergeist" der bekannten Handlung des Originals, welche heutzutage nicht mehr originell ist, da so gut wie alle Geister- und Dämonenschocker mit diesem Storyverlauf daherkommen. Familie zieht in ein neues Haus, merkwürdige Dinge passieren, Geister werden immer brutaler, großes Finale mit jeder Menge Schocks und einem Helden. Auch das Remake erfindet das Genre hier alles andere als neu, dass aber auch abseits davon nur wenig Horror-Unterhaltung drin ist, hat mehrere Faktoren. Zum einen wurden wir in den letzten Jahren mit all den "Insidious"-, "Paranormal Activity"- und "Conjuring"-Filmen mit so viel Geister- und Dämongekreische unterhalten (und dies in den genannten Vorbildern auch teilweise wirklich gut), dass es schwer ist, noch etwas Neues zu liefern, etwas, was dem eingefleischten Grusel-Fan mehr als ein gelangweiltes Achzelzucken entlockt. Und zudem ist "Poltergeist" schlichtweg nicht gruselig und in seinen Schockeffekten so standardisiert und vorhersehbar, dass man sich nicht erschrecken mag. Kleine Tiere, die aus Ecken springen. Geister, die plötzlich hinter dem Protagonisten stehen. Zuknallende Türen, flackerndes Licht, herumfliegende Gegenstände. Das kann alles richtig eingesetzt seine Wirkung haben, doch in "Poltergeist" wird diese schlichtweg verfehlt und der Film macht uns keinerlei Angst. Dennoch gelingen Regisseur Gil Kenan einige starke Momente, so nutzt er beispielweise die gruselig grinsenen Clownspuppen für einige funktionierende Schocks und gerade in der ersten Hälfte, wenn die Geister noch nicht zu sehr poltern, entfaltet sich eine angenehme Atmosphäre. Später wird dann leider zu viel auf visuellen Einheitsbrei gesetzt: Die Effekte sind natürlich state of the art und die Technik ist top, leider entstehen durch die computeranimierten Geister keine wirklichen Schrecken... handgemachtes funktioniert hier eben immer noch besser, denn gerade im vollkommen aus der Bahn laufenden Finale, in welchem es an allen Ecken und Enden kracht, tosen die Effekte jeglichen Grusel hinfort. Das ist etwas schade, da das Remake zuvor immerhin teilweise unterhaltsam war und auch die Schauspieler, allen voran ein glaubwürdiger Sam Rockwell als cooler, später sehr besorgter und gestresster Familienvater, gute Leistungen bieten, die über die Horror-Standards hinausgehen. Weniger wäre hier mehr gewesen und das Remake an sich hätte man auch nicht gebraucht, da das wesentlich wirkungsvollere Original hier mehr Innovation bietet und sich auch mit dem langsam aufbauenden Schrecken mehr Zeit lässt. Für einen netten Abend ist das sicherlich etwas und auch Zartbesaitete dürften hier nicht allzu schockiert in den Abspann gehen.

Note: 4


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