Ethan Hawke hatte eigentlich immer schon partout darauf bestanden, niemals in einem Horrorfilm mitzuspielen. Die Gründe dafür sind nicht richtig bekannt (wahrscheinlich vermutete er, sich ein wenig auszuschlachten und weniger Angebote zu bekommen), doch das Skript zu "Sinister" gefiel ihm dann so gut, dass er doch einschlug. Diese Besetzung tut dem Film, der ansonsten eher solide Standardware gibt, ziemlich gut.
SINISTER
Ellison Oswalt (Ethan Hawke) ist ein berühmter Autor, dessen größter Erfolg jedoch schon zehn Jahre zurückliegt. Oswalt recherchiert für seine Werke über reale Gewaltverbrechen und schreibt über diese, wobei er sich bereits mehrfach Feinde bei der örtlichen Polizei gemacht hat. Für sein neuestes Buch, welches ihn und seine Familie wieder finanziell auf die Beine helfen soll, zieht er mit seiner Frau Tracy (Juliet Rylance) und den gemeinsamen Kindern Trevor (Michael Hall D'Addario) und Ashley (Clare Foley) in ein Haus, in dessen Garten zuvor eine vierköpfige Familie erhängt worden war. Doch kurz nachdem Ellison mit seinen Nachforschungen begonnen hat, beginnen um ihn herum merkwürdige Dinge zu geschehen und er stößt auf die Legende des unheimlichen "Bugul"...
Was genau Mr. Hawke nun an "Sinister" so reizte, kann man sich gut vorstellen, denn Regisseur Scott Derrickson schafft es ziemlich wirkungsvoll, auf der Klaviatur des Schreckens zu spielen und erschafft so einige sehr starke Momente des Grauens. Seine Mittel sind simpel und in dem Genre mittlerweile altbekannt: Nächtliche Geräusche auf dem Dachboden, knarrende Dielen, Stromausfälle und ein paar deftige Schocks, wenn auf einmal ein Gesicht aus dem Schatten auftaucht. Nichts Neues also an der Front, in den Horror-Szenarien haben diese Tricks aber noch immer Gewicht und auch wenn man lange nicht so extrem aus dem Sessel geschockt wird wie beispielsweise in dem genialen "Insidious", so gruselt man sich hier schon das ein ums andere Mal. Auch die Rahmenhandlung spielt der Atmosphäre dabei in die Karten, denn diese ist angenehm komplex ausgefallen und auch wenn man das bitterböse, konsequente Ende schnell vorausahnen kann, fiebert man bei der Spurensuche doch mit. Derrickson reiht dabei nicht einen Schock nach dem anderen, sondern lässt sich gerade in der ersten Hälfte viel Zeit, um Ausgangssituation und Charaktere zu etablieren. Der Horror kommt dabei sehr langsam und auf leisen Sohlen und erst nach und nach erschließt sich dem Zuschauer so wirklich das ganze Netz des Schreckens, welches hier gezogen wird. Leider wäre ein wenig mehr Tempo aber dennoch wünschenswert gewesen, denn die zwischenzeitlichen Längen nagen schon ein wenig an der ansonsten sehr gehaltvollen Atmosphäre und der lange Prolog rechtfertigt kaum diese Zeit... denn so viele Minuten hätte man für die zwar gut gezeichneten, aber sicherlich nicht innovativen Charaktere nun auch nicht aufwenden müssen. Auch der Hauptantagonist, der "Bugul", wird, obwohl sein Aussehen wirklich schaudert, viel zu selten richtig von der Leine gelassen, sodass seine spärlichen Auftritte insgesamt kaum mehr als zwei oder drei Minuten in Anspruch nehmen dürften. An und für sich sind diese zwar wirkungsvoll, innerhalb der hundertzehn Minuten wird dabei aber auch zu oft auf die Bremse getreten und man macht es sich mit einigen faden Konflikten dann doch etwas zu leicht, die Handlung möglichst zu strecken. Ethan Hawke überzeugt dafür aber in der Hauptrolle mit einer dichten und glaubwürdigen Performance, der Rest des Casts darf dabei kaum mehr als Stichworte geben. Insgesamt hat "Sinister" eine starke Atmosphäre zu bieten und läuft gerade in den Homevideo-Szenarien wirklich rund, braucht aber viel zu lange, um wirklich Fahrt aufzunehmen und hätte in Sachen Grusel auch noch mehr bieten können. So bleibt ein netter Horrorfilm, der auch mal schaudert, der einen aber angesichts seiner gedehnten Erzählweise dennoch nachts wie ein Baby schlummern lassen wird.
Note: 3-
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