Trotz ihres Kassenerfolges sind Sequels in der Filmlandschaft ja zumeist verschrieen. Und obwohl ich Fortsetzungen zu meinen Lieblingsfilmen immer gerne sehe, stimmt es natürlich: Nur selten kann die Qualität des Erstlings im zweiten Anlauf gehalten oder gar übertroffen werden. Für viele Filmfans ist neben "Terminator 2", "Aliens" und "The Dark Knight" ganz besonders "Der Pate - Teil 2" die schillernde Ausnahme, welcher eine der besten Fortsetzungen darstellen soll. Ganz unterschreiben kann ich dies nicht, denn auch wenn Teil 2 ein großartiger Film ist, möchte ich ihn mit seinem Vorgänger gerne ungefähr auf eine Stufe stellen...
DER PATE - TEIL 2
1901: Nachdem seine Eltern einem grausamen Mafiosi zum Opfer gefallen sind, gelingt Vito Corleone (Robert De Niro) in jungen Jahren die Flucht nach Amerika, wo er sich mit Frau und Kindern ein ruhiges Leben aufbauen soll. Allerdings kommt er hier bereits in Berührung mit den Taten der Mafia, was ihm neue Wege öffnen soll. 1958: Vitos Sohn Michael (Al Pacino) ist nun als neuer Pate das Oberhaupt der Corleone-Familie und versucht, die Geschäfte am Laufen zu halten. Als er jedoch aus dem Inneren seiner Familie heraus verraten wird, gerät er ins Schussfeld der Konkurrenz und muss um sein Leben fürchten...
Vom Stil her lehnt sich "Der Pate 2" sofort an das geliebte Original an. Mit Francis Ford Coppola übernahm erneut der Mann den Regiestuhl, welcher dem ersten Teil zehn Oscars einbrachte und auch wenn er diesmal ein bisschen überzeugt werden musste, um sich erneut für so ein Mammutprojekt verpflichten zu lassen, merkt man ihm die Liebe zu dieser Geschichte wieder in jeder Minute an. Die unglaublich detaillierte Ausstattung, die grandiose Kamera, die Ruhe, mit welcher sich Coppola durch die Szenen stiehlt und damit sein Werk diesmal sogar auf eine Laufzeit jenseits der drei Stunden presst. Diesmal erzählt Coppola sogar zwei Geschichten parallel, die relativ unabhängig voneinander nebeneinander laufen. Als lange Rückblenden präsentiert er uns den Werdegang des jungen Vito Corleone und seine ersten Schritte in der unerbittlichen Welt der Mafiosi, während in den 1950ern wieder Michael Corleone im Mittelpunkt steht, der versucht, seine Machtposition weiter zu untermauern und dabei auch über Leichen geht. Ein ganz großer Coup ist dabei natürlich wieder einmal die Besetzung: Al Pacino, Robert Duvall, John Cazale, Diane Keaton und Talia Shire nehmen ihre altbekannten Rollen wieder auf und gefallen mit präzisem, gewichtigem Spiel, auch wenn nicht jedem von ihnen genügend Zeit gegeben wird, um sich vollends zu entfalten. Leider gehört dazu gerade Keatons Kay, denn ihr Handlungsstrang um die auftauchenden Eheprobleme mit ihrem Mann, der seine illegalen Aktivitäten einem legalen Familienleben vorzieht, kommt erst sehr spät zum Einsatz und kommt dann doch recht plötzlich um die Ecke. Neu dabei sind der für diesen grandiosen Auftritt oscarprämierte Robert De Niro, der Marlon Brandos Charakter Vito Corleone in jungen Jahren spielt und dabei gigantische Fußabdrücke zu füllen weiß, sowie Lee Strasberg als hinterhältiger Hyman Roth. Strasberg, welcher das bekannte Method Acting entwickelte, spielt hier eine seiner wenigen Filmrollen. Ein paar Änderungen hat sich Coppola dann doch getraut, denn es fällt auf, dass der zweite Teil der großen Trilogie noch um einiges ruhiger agiert und dadurch, dass ein Großteil des Films tatsächlich italienisch gesprochen wird, steigt auch die Authentizität, welche eine Synchronisation niemals in dieser Form zu geben vermag. Gerade die Szenen in der Vergangenheit profitieren enorm von diesem inszenatorischen Kniff. Leider hält Coppola uns mit der Laufzeit von 200 Minuten nicht permanent bei der Stange, denn während die Hintergrundstory rund um Vito Corleone durchgehend hochspannend und interessant ist, verursacht der Hauptstrang um Michael doch einige Längen, besonders da es bis zum dramatischen Finale ein wenig an Konflikten fehlt. Coppola inszeniert dies sehr kühl und weiß die Emotionen erst spät anzusprechen... leider holt er dabei aus den vielen Charakteren oft nicht das Maximum heraus und verheddert sich zwischendurch in zu vielen Einzelheiten. Erneut hat er also trotz extremer Laufzeit diesmal nicht genügend Raum, um jedem Subplot gerecht zu werden, was etwas schade ist. Dennoch: Coppola hatte genau das richtige Gefühl, wie dieser Film aussehen muss. Jede Geste sitzt, jedes Detail fällt ins Auge. Meisterhaft gespielt, authentisch inszeniert und in Sachen Länge wahrlich episch, wenn es auch etwas härter hätte sein dürfen.
Note: 2
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