Stephen King ist mein absoluter Lieblingsautor, dennoch muss ich gestehen, dass auch er bereits einiges an Mist geschrieben hat. Gerade von den hochumjubelten Klassikern bin ich dabei nicht immer so ganz begeistert. "Sie", der ebenfalls sehr bleibt ist, habe ich jedoch nie gelesen... dafür war ich aber von dem oscarprämierten Film zu dem Roman begeistert. Und auch heute noch funktioniert "Misery" als heftiger Psycho-Thriller sehr gut!
MISERY
Romanautor Paul Sheldon (James Caan) ist weltweit für seine romantischen "Misery"-Romane bekannt, in einigen Tagen soll der letzte Band der Reihe herauskommen, wobei Sheldon jedoch bereits sein nächstes Buch fertiggeschrieben hat, welches ihm neues Schreiberglück liefern soll. Auf dem Weg zu seiner Verlegerin Marcia (Lauren Bacall), welcher er das Manuskript vorlegen möchte, verunglückt er jedoch mit dem Auto während eines Schneesturms. An der Unfallstelle wird er von der Krankenschwester Annie Wilkes (Kathy Bates) aufgelesen, welche ihn in ihrem Haus gesund pflegt. Diese stellt sich schließlich nicht nur als großer Fan von Sheldons Arbeiten, sondern auch als unzurechnungsfähige Psychopathin heraus...
"Misery" ist ein wirkungsvoller Psycho-Thriller, wie er im Buche steht. Warum? Weil er seine Spannungskurve über sehr einfache, aber clevere Mittel mit der Zeit immer mehr ins Unermessliche steigen lässt. Der ruhige, beinahe romantische Beginn, in welcher Paul von der zu dieser Zeit noch sehr liebevollen, wenn auch etwas neben sich stehenden Annie gefunden und gepflegt wird, ist beinahe ein wenig herzerwärmend, aber wir wissen natürlich, dass alles anders kommt. Regisseur Rob Reiner lässt sich jedoch genügend Zeit, die Ausgangssituation und besonders die beiden handelnden Hauptcharaktere und ihre Beziehung zueinander klarzumachen, bevor er immer wieder erst in kleineren, später in immer heftigeren Ausrastern seitens Annie zeigt, dass Paul sich womöglich doch in einer recht gefährlichen Situation befindet und sein Leben noch nicht gerettet ist. Reiner spielt dabei auf der Gefühlsklaviatur des Zuschauers. Er gewinnt dafür sicherlich keinen Originalitätspreis, aber seine einfachen Mittel erzeugen dennoch Spannung. Ganz besonders gut gelungen ist dabei eine Szene, in welcher Paul sich per Rollstuhl durch das Haus bewegt, während Annie, die gerade vom Einkaufen zurückkehrt, sich diesem immer weiter nähert... so einfach, so genial, so unerträglich spannend. Ebenso rabiat geht Reiner auch bei den beinahe schon splatter-artigen Szenarien um, in welchen Füße gebrochen und Waffen ausgepackt werden. Es wird sich zwar nicht an der Brutalität ergötzt, dennoch werden hier harte Geschütze aufgefahren. Dass wir diesen Schmerz spüren und mit Paul so mitleiden funktioniert aber nur dank der recht langen Einführungsphase, dank der langsam ansteigenden Spannungskurve, in welcher wir den Charakter kennen und mögen lernen, sodass es uns später nicht egal ist, was mit ihm passiert. Bis zum extrem starken Finale bleiben wir so permanent am Ball, was auch den Schauspielern zu verdanken ist. Natürlich ist es auch für einen versierten Mimen wie James Caan eine Herausforderung, eine Hauptrolle zu spielen, die beinahe während des kompletten Films stark in ihrer Bewegung eingeschränkt ist... doch Caan besteht diese mit Bravour! Natürlich ist aber Kathy Bates, die hierfür sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, das eigentliche Highlight, so unberechenbar, so gefährlich, so durchgeknallt hat man wohl kaum je eine Frau in der Kinolandschaft gesehen und dass diese Figur trotz all der Exzesse und der Toberei nicht zu einer Karikatur ausartet, ist Bates' Verdienst, die zugleich eine angenehme Erdung schafft. Eine Extrabetonung verdient sich auch Richard Farnsworth, der in einem interessanten Subplot als sympathischer Sheriff nach dem verschollenen Paul sucht. Letztendlich verliert der Film nur in seiner letzten halben Stunde ein wenig, wenn die Story doch sehr hetzt und zu einem sehr plötzlichen und auch recht klischeehaften Abschluss kommt, welcher die zuvor so sensibel aufgebaute Ausgangssituation ein wenig zerstört. Ansonsten aber: alles andere als innovativ, aber in seinen einfachen Mitteln gelungen und spannend. Und Kathy Bates ist einfach grandios-grauenvoll!
Note: 2-
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