Der Roman "American Psycho" erschein im Jahr 1991, heute steht er allerdings wegen seiner extremen Gewaltdarstellungen gegen Frauen und seiner ausladenden sexuellen Themen auf dem Indey... kein Wunder, dass ich vor dem Ansehen des Films gar nicht wusste, dass dieser auf einer Romanvorlage basiert. Nun ist es natürlich interessant zu sehen, wie das Medium Film ein solches Werk umsetzt, ohne in seinen Gewaltdarstellungen zu überziehen aber auch ohne die "Seele" des Buches zu verlieren. Die Gratwanderung gelingt, allerdings hat "American Psycho" leider andere Schwächen.
AMERICAN PSYCHO
Patrick Bateman (Christian Bale) ist ein New Yorker Investmentbaker, der nur für sich lebt. Er pflegt sich, trainiert hart und verbringt die Abende mit seinen Arbeitskollegen in Bars und Clubs. Doch hinter dieser Fassade steckt ein zweites Ich und dieses ist tödlich. In einem geheimen Teil seines Lebens ist Bateman ein gnadenloser Serienkiller, welcher Frauen in sein Appartement einlädt, um sie anschließend abzuschlachten. Bateman fühlt sich auf der sicheren Seite, bis jedoch eines Tages der Police Detectiv Donald Kimball (Willem Dafoe) an seine Tür klopft...
Nach einigen Recherchen habe ich erfahren, dass die Filmproduzenten "American Psycho" für unverfilmbar hielten. Nun hatte man das eingangs ja auch von "Der Herr der Ringe" gedacht, also soll das erst einmal nichts heißen. Dennoch durfte man Zweifel haben, ein extrem brutales, schonungsloses Buch umzusetzen, welches kaum einen roten Faden besitzt und die unter die Haut gehenden Ereignisse eher aneinanderreiht als sie rund umzuschließen. Für die Filmumsetzung wurde jedoch ein roter Faden beigefügt, wie sich dies jedoch letztendlich von der Romanfassung unterscheidet, kann ich ohne diese zu kennen natürlich nicht beurteilen. Der Film an sich schafft es jedoch äußerst überzeugend, Batemans innere Zerrissenheit klarzumachen. Auf der einen Seite der prollige, von sich selbst eingenommene Geschäftsmann, auf der anderen Seite der psychopathische Killer mit einem Schrank voller Waffen, der die Köpfe seiner Opfer im Kühlschrank aufbewahrt. Dass dieser Bateman kaum zu einer Karikatur verkommt, ist dem gelungenen Skript, noch mehr aber dem unglaublichen Christian Bale zu verdanken. Dieser overactet sich zwar gerade im letzten Drittel einen Hals, ist aber dann wieder so unberechenbar und angsteinflößend, dass es einen schaudert. Eine ganz große Leistung Bales vom Anfang seiner Karriere, bevor er mit "Batman" und Co. dann noch einmal richtig groß wurde. Neben dem alles an die Wand spielenden Bale haben die anderen Darsteller kaum Zeit, um zu glänzen, was leider auch für den ansonsten ja immer grandiosen Willem Dafoe gilt. Einzig Cara Seymour in einer prägnanten Nebenrolle zeigt noch so etwas wie Feuer, der Rest ist Staffage. Das macht dann auch die Geschichte rund um Patrick Batemans normales Leben zu einem etwas zähen Unterfangen, denn da hier die Nebencharaktere nicht wirklich ausgelotet werden, können wir mit der Hauptfigur und besonders seinen Beziehungen weniger anfangen. Vielleicht war es gewollt, dass Bateman nicht wirklich greifbar ist, weswegen uns auch ein konkreter Grund für seine Taten verschwiegen wird, aber eine emotionale Beteiligung fällt dabei natürlich weitestgehend flach, sieht man mal von der grausigen Schockstarre ab, die uns in den intensiven Mordszenen überfällt. Diese fallen auch hier recht drastisch aus, noch heftiger wirkt jedoch Bale selbst, wenn er seine Opfer im Wahn verfolgt und sogar auf der Straße öffentlich nicht mehr vor seinen Taten abzubringen ist. Das ist dann sicherlich kein schönes Gefühl, welches man hier hat und generell wäre es auch irgendwie besser gewesen, Bateman als Figur nicht zu sehr zu feiern... denn hier fehlt es an einem klaren Haken, der zeigt, dass die Hauptfigur so eben nicht durchkommt. Wäre aber vielleicht auch zu konventionell gewesen, denn so ist "American Psycho" eben ein dreckiger, heftiger Thriller, der sich abseits der Hollywood-Genre-Konventionen bewegt und quasi ein Tritt ins Fressbrett ist: Hart, ehrlich, schonungslos. Das muss einem nicht gefallen, aber eindrucksvoll ist es sicherlich inszeniert.
Note: 3
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