Ich mag Kartenspiele. Ich bin, nach meiner eigenen bescheidenen Meinung und der meiner Freunde, ein recht passabler Pokerspieler und habe mich auch schon mal im Black Jack versucht... nicht im Casino allerdings und ohne Geldeinsätze. Liegt jedoch Knete auf dem Tisch, ist der Adrenalinpegel doch deutlich höher. Und mit diesem Gefühl spielt "21", ein Thriller aus dem Jahr 2008 nach einer wahren Begebenheit, als eine Gruppe hochintelligenter Kartenzähler beschließen, die Casinos in Las Vegas auszunehmen.
21
Ben Campbell (Jim Sturgess) ist ein Genie und möchte unbedingt nach Harvard, um dort Medizin zu studieren. Die Studiengebühren sind jedoch astronomisch und für ein Stipendium kommt er trotz seines Einserschnitts nicht in Frage. Da kommt ihm die Begegnung mit seinem MIT-Professor Micky Rosa (Kevin Spacey) gerade Recht: Der überredet den hochintelligenten Studenten, mit einigen anderen über die Wochenenden nach Las Vegas zu fliegen, um mit einfacher Mathematik und dem Zählen von Karten die "Black Jack"-Tische auszunehmen. Alles läuft erst wie am Schnürchen, doch es dauert nicht lange, bis dem cleveren Sicherheitsspezialisten Cole Williams (Laurence Fishburne) die Methoden aufzufallen beginnen...
Regisseur Robert Luketic hatte sich bislang vor allem durch romantische Komödien einen Namen gemacht und gerade durch die erste Filmhälfte von "21" zieht sich auch hier ein sehr heiterer und spaßiger Faden. Solange bei den Kartenzählern alles gut geht, kräftig gefeiert, geflirtet und lockere Sprüche geklopft werden können, solange sind auch die Lacher immer wieder da. Nach gut einer Stunde wechselt Luketic dann ins wesentlich düstere Thriller-Fach und auch wenn er die Spannungsschrauben hier nicht so wirkungsvoll anzieht, wie es vielleicht sinnvoll gewesen wäre, entwirft er hier einige wirklich starke Szenen. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich die Zockereien in den Casinos und hier ist es erstaunlich, dass selbst, obwohl man kaum wirklich folgen kann, wie die Protagonisten zählen, um das Deck möglichst gut zu halten und den größtmöglichen Gewinn abzustauben, dennoch so etwas wie Spannung entsteht... wobei das am wenigsten noch Luketics Verdienst ist, denn der hätte eigentlich gerade inszenatorisch noch viel mehr rausholen können. Ihm sind hier einige Goldbarren in den Schoß gelegt worden, woraus man auch ein Meisterwerk hätte zimmern können, bei Luketic reicht es aber "nur" zu einem guten Film. Der Soundtrack beispielweise ist grandios, die Songs haben Drive und vermitteln genau die richtige Atmosphäre in jeder Emotionslage. Leider findet Luketic dabei keinen richtigen Zugang, indem er Bild- und Tonsprache wesentlich unharmonischer zusammen agieren lässt. Der stellenweise flotte Soundtrack hätte auch mal flottere und kreativere Schnitte gefordert, leider laufen die Bilder hier recht langsam ab, es gibt etliche, teils unnötige Zeitlupen und generell wirkt das Tempo des Filmes dadurch ein wenig abgeflacht und flau. Auch die Story an sich ist doch grandios: Eine wahre Geschichte über ein Haufen Mathe-Genies, welche die Casinos prellen. Luketic holt einiges raus, hätte aber auch gerne noch etwas mehr in die Tiefe gehen und die Charaktere und deren Konflikte besser ausloten können, so wird am Ende einiges doch sehr beiläufig unter den Tisch gekehrt. Da wirkt dann auch Newcomer Jim Sturgess in der Hauptrolle ein wenig verloren und blass und kann nicht mehr tun, als seinen wesentlich besseren und stärkeren Kollegen zuverlässig die Bälle zuzuspielen, sodass Laurence Fishburne, Kate Bosworth, Aaron Yoo und ganz besonders natürlich ein wieder mal erstklassiger Kevin Spacey zu absoluter Höchstform auflaufen können. Das klingt jetzt strenger als es ist, denn im Grunde ist "21" ein flotter, spaßiger, höchst unterhaltsamer Film mit sympathischen Charakteren und einem starken Cast. Aber der Film hätte mit einer besseren Regie auch glatt zu einem Meisterstück des spaßigen Thriller-Genres aufsteigen können. So bleibt es ein wirklich guter Film für einen Abend, kurzweilig und streckenweise auch beeindruckend.
Note: 2-
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