Wenn wir den Klimawandel nicht stoppen und nicht endlich etwas dagegen unternehmen, werden alle freilebenden Eisbären bis 2030 verschwunden sein. Mit diesem Satz endet der Dokumentar-Film "Unsere Erde" und lässt uns mit schlechtem Gewissen und Angst vor der Zukunft zurück. Gut, dass der Film so aufrüttelnd ist, leider verzettelt er sich zuvor immer mehr und bleibt viel öfter an der Oberfläche, als es ihm gut getan hätte.
UNSERE ERDE
In "Unsere Erde" werden wir Zeuge der Welt und der freien Natur. Der Film erzählt über eine wandernde Eisbärenmutter und ihre Neugeborenen, eine Elefantenherde, die von Löwen bedroht wird, der Reise von Buckelwalen, den ersten Schritten aus dem Nest einer Vogelfamilie und der Jagd von Geparden. Doch über alledem schwebt eine große Veränderung in der Welt, welche das empfindliche Gleichgewicht unseres Planeten aus den Fugen treiben könnte...
"Unsere Erde" ist der wohl aufwendigste Dokumentarfilm aller Zeiten. 30 Millionen Dollar hat er gekostet (was sich an den Kinokassen mehr als rentiert hat), über drei Jahre wurde gedreht, über 1000 Stunden Filmmaterial kamen zusammen... die nun in diesem anderthalbstündigen Film gebündelt zu sehen sind. Und die Aufnahmen sind mehr als beeindruckend. Mehr als einmal stockt uns der Atem, wenn ein Vogelschwarm so groß über das Land fliegt, dass ein Ende trotz Herauszoomens nicht zu sehen ist, wenn ein Weißer Hai in spektakulärer Zeitlupe aus dem Wasser springt und sich seine Beute schnappt, wenn Elefantenherden durch die Steppe ziehen, wenn Buckelwale ihre Gesänge übers Wasser schicken. Nur die wahre Natur an sich kann solch kraftvolle, wunderschöne und teils beängstigende Bilder liefern und die Macher und Kameraleute fangen die perfekte Symbiose ein, sie bringen uns zum Staunen, auch mal zum Lachen, wir fiebern mit und ergötzen uns an dieser Bildgewalt. Leider bietet "Unsere Erde", wenn man streng sein möchte, aber nicht mehr als das. Die aufregendsten und grandiosesten Aufnahmen waren bereits im Trailer zu sehen und über diese spektakulären Bilder hinaus bietet uns der Film eigentlich nichts, was wir nicht bereits wissen. Wir bekommen keine neuen Informationen und generell ist der Wissensgehalt hier sehr dünn... ein Asteroid verursachte also das Leben auf unserem Planeten und die Erde ist bislang der einzige Planet, von dem wir wissen, dass dort Leben möglich ist. Das wissen wohl auch Kinder schon und dementsprechend bleibt uns, obwohl Ulrich Tukur in der deutschen Version als Sprecher einen grandiosen Job macht, nichts übrig, als uns an den tollen Bildern zu ergötzen und dank dieser wird uns auch nicht langweilig. Es wäre aber schön gewesen, den Blick etwas zu erweitern und es lässt sich feststellen, dass das Phänomen Natur kaum in anderthalb Stunden einzufangen ist. Die Welt der Insekten wird gar komplett außen vor gelassen, die Unterwasserwelt wird auf wenige Aufnahmen von Haien und Walen am Ende des Films begrenzt. Und auch zuvor wirkt es nicht so, als würde ein wirklicher Drive oder eine Ordnung hinter den Aufnahmen stecken, die einzelnen Szenarien wirken eher willkürlich hintereinander geschnitten, ohne dass dabei ein Bogen entstehen würde. Das ist etwas schade, denn so beraubt sich "Unsere Erde" abseits der fantastisch eingefangenen Aufnahmen seiner eigenen Kraft. Da wäre alse letztendlich mehr drin gewesen. Die grandiosen Bilder entschädigen für vieles und verursachen wunderbare Gänsehaut, leider agiert diese Doku dann aber zeitweilig zu unentschlossen und bleibt in Sachen Informationsvermittlung viel zu sehr an der Oberfläche.
Note: 3-
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