Die groß beworbene und von Kritikern wohlwollend aufgenommene Serie "American Horror Story" zeigte uns in den bisherigen ein wahres Potpurri an alles, was man mit recht abgefahrenem Grusel verbindet. Über Psychopathen, Dämonen, Hexen und jede Menge Folter und Blut bot die Show alles, was Horror-Freaks lieben... aber in Sachen Handlung und Charakterzeichnung war sie bislang ziemlich unspektakulär und ließ viele Ideen liegen. Nun aber die "Freakshow" in der vierten Staffel und diese entschädigt durch ihre ultraharte Konsequenz und eine endlich runde, funktionierende Geschichte so einige Tiefpunkte der vorigen Seasons.
AMERICAN HORROR STORY: FREAK SHOW
Elsa Mars (Jessica Lange) leitet zu Beginn der 60er Jahre eine sogenannte "Freakshow", mitten im Herzen der USA. Dort treten allerlei körperlich und auch geistig verstümmelte Menschen auf, um die Massen mit ihren Talenten zu begeistern. Doch die Eintrittskarten werden kaum noch verkauft, weshalb Elsa auf der Suche nach einem neuen Highlight ist... welches sie in Form einer zweiköpfigen Frau (Sarah Paulson) findet. Währenddessen müssen sich die Freaks, unter ihnen auch der mit zwei "Hummerhänden" ausgestattete Jungspund Jimmy (Evan Peters), mit der Ablehnung der Bevölkerung abfinden. Als sie aber plötzlich mehrerer Morde beschuldigt werden, legen die Freaks ihren Mantel der Gutmütigkeit ab...
Diesmal hat es "American Horror Story" geschafft, mich zu packen. Das kommt beinahe einem Wunder gleich, denn gerade diese Staffel wurde von Fans und Kritikern mehrheitlich zerrissen. Warum genau jetzt, ist mir vollkommen unverständlich, denn wo gerade die ersten beiden Staffeln noch mit einer wirren Storyline zu kämpfen hatten, die viel zu viele Fässer aufmachte und somit Spannung vermissen ließ, scheint hier nun endlich ein genauer Plan hinter den dreizehn Folgen zu stecken. Ähnlich wie bereits in der dritten Season werden zwar auch hier recht viele Subplots etabliert, die mal mehr, mal weniger gut genutzt werden, immerhin kommen sie aber alle bis zur letzten Episode zu einem klaren Schluss, sodass keinerlei Fragen mehr offenbleiben und das Ganze ein rundes Ding ergibt. Was "Freak Show" nun auch noch "Coven" voraushat, ist, dass die vierte Staffel ganz klar mit ihren Konsequenzen lebt. Wo in der dritten Season noch ganz brav jeder verstorbene Charakter von den Toten wiedererweckt werden konnte, so bedeutet tot hier nun wirklich tot und jedes Ableben einer sympathischen Figur tut somit nun viel mehr weh. Und gestorben wird hier wirklich viel, der große Cast wird in beinahe jeder Folge immer wieder verkleinert und das sorgt für ein krasses, adrenalintreibendes "Keiner ist sicher"-Gefühl, etwas, was die vorherigen Staffeln zu keiner Zeit geschafft haben, da dort noch viel mehr mit hirnrissigen Wendungen jeglicher Schicksalsschlag abgeändert werden konnte. Und auch die Geschichte an sich ist endlich richtig rund. Zwar gibt es zwischendrin wieder ein paar Längen und am Ende verlieren die Autoren dann mit einem unnötigen Subplot rund um den ebenso in dieser Serie unnötigen Neil Patrick Harris auch noch ein wenig den Faden und schaffen es am Ende nicht ganz zufriedenstellend, sämtliche Handlungen abzuschließen, sodass die letzten beiden Folgen trotz Hochspannung ein wenig gehetzt rüberkommen. Aber immerhin, die Story ist fesselnd erzählt, zeigt einige, richtig kranke Abgründe der menschlichen Psyche auf und geht in Sachen Splatter hart an die Grenze... "American Horror Story" war sicher noch nie so brutal und wohl auch noch nie so krank wie hier. Zartbesaitete müssen hier ganz dringend draußen bleiben, denn hier ist es mit dem einfachen Aufschlitzen und Gedärme rausreißen lange noch nicht getan. Was die Autoren hier noch so an krassen Ideen entfesseln, das hat man so auch noch nicht gesehen. Ein wenig schlampen tut man indes in der Charakterzeichnung, denn obwohl die meisten von ihnen angenehm tief gezeichnet sind, wirken die Beziehungen zwischen den Figuren nicht immer wirklich glaubwürdig, sodass schon mal Verwirrung aufkommen kann, warum derjenige sich jetzt zu genau dieser Person hingezogen fühlt. Den Schauspielern kann man dabei aber sicher nichts anlasten, denn sowohl die alten Recken rund um Jessica Lange, Emma Roberts, Evan Peters, Kathy Bates, Frances Conroy und Co. machen ihre Sache ebenso wie die (spärlicher gesäten) Neuzugänge, wie Finn Wittrock als grandios-durchgeknallter Psycho-Teenie oder Michael Chiklis als einziger Normalo unter Freaks, wirklich hervorragend. Fazit: Die bislang beste Staffel einer ansonsten doch eher durchwachsenen Serie. Heftiger, kranker Grusel-Splatter mit einer runden Geschichte, harter Konsequenz und interessanten Figuren. Trotz kleinen Story-Schwächen ein wunderbar-grausiges Vergnügen für Erwachsene mit starken Mägen!
Note: 2-
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