Direkt zum Hauptbereich

Layer Cake

Heute ist Daniel Craig ja eigentlich vornehmlich als der James Bond bekannt, welcher die letztlich etwas angestaubte Action-Reihe zu neuer Qualität führte. Doch Craig gab es auch schon, bevor er 2006 zum neuen 007 wurde. Bereits 2004 spielte er, nach zahlreichen vorherigen Rollen, die Hauptrolle in dem komödiantisch angehauchten Thriller "Layer Cake", bei welchem niemand anderes als der grandiose "Kick Ass"-Regisseur Matthew Vaughn die Regie führte. Klingt doch schon mal vielversprechend, leider kann der Film die Erwartungen aber kaum erfüllen...

LAYER CAKE


Der namentlich nicht genannte Protagonist (Daniel Craig) handelt mit Kokain und bringt seinem Boss Jimmy Price (Kenneth Cranham) damit immer wieder Millionen. Nun hat Jimmy jedoch einen neuen, etwas komplexeren Auftrag für seinen Mann: Er soll die Tochter eines seiner Geschäftspartner, welche aus einer Drogentherapie entflohen ist, wiederfinden. Gleichzeitig vergeigt der Protagonist aber auch noch einen Deal mit einem Haufen Möchtegerngangster, die später jedoch mit seinem Namen prahlen, was einige verwirrte Gesichter an Land zieht... und später dafür sorgt, dass bei all den falschen Spielen auch wieder die Waffen sprechen müssen.

Und wer jetzt beim Durchlesen dieser kurzen Storyzusammenfassung schon verwirrt mit dem Kopf schüttelt, der dürfte diesen Ausdruck auch während der Betrachtung von "Layer Cake" beinahe durchgehend beibehalten. Vaughn stellt uns gefühlt unzählige Nebencharaktere und Subplots vor, unterfüttert die Figuren auch noch mit Rückblenden, lässt sie alle die verschiedensten Wege und auch Loyalitäten beschreiten und packt dieses gewitzte, komplexe Hin- und Hergespringe in rasant verlaufende 105 Minuten, die im Grunde mit allem vollgepackt sind, was der Filmfan liebt: Scharf geschnittene Dialoge, ein guter Soundtrack, eine starke Besetzung, britisch-schwarzer Humor, ein bisschen Brutalität, eine (sehr) kleine Prise Romantik. Leider schafft es Vaughn nicht, über alledem einen ansprechenden Bogen zu bilden und schießt anstattdessen einfach nur noch mit der Pistole der unerwarteten Wendung. Niemandem kann man vertrauen und deswegen wechselt in bester "Fluch der Karibik"-Manier alle paar Minuten jemand die Seiten, um das ganze Spiel, welches ohnehin bei all den verschiedenen, allesamt gewichtigen Figuren, Namen und Posten schon schwer zu durchschauen ist, immer wieder durchzuschütteln. Was in der Piratenreihe jedoch noch mit viel Charme und viel Hirnschmalz zu verfolgen war, da sich dort für die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere und ihrer Beweggründe genügend Zeit gelassen wurde, wird hier schon bald nur noch anstrengend. Ganze Subplots fallen irgendwann sang- und klanglos unter den Tisch, in der zweiten Filmhälfte (nachdem die erste clever mit den Erwartungen spielt und somit sehr unterhaltsam daherkommt) wird schließlich nur noch hin- und herverraten, ohne dass dabei aber so etwas wie Spannung aufkommen möchte. Natürlich kann man versuchen, alldem zu folgen und mit viel Konzentration wird einem dies sicher auch gelingen, ich persönlich habe jedoch angesichts der recht unoriginellen Geschichte irgendwann das Interesse verloren und habe "Layer Cake" während der letzten Stunde nur noch zu Ende plätschern lassen. Weniger wäre hier sicherlich mehr gewesen, denn der auf skurille Stoffe festgelegte Matthew Vaughn verbindet all diese Plots nie zu einer Einheit, sodass es einem letztlich egal ist, wie alles ausgeht. Vor einer kleinen Bauchlandung bewahrt jedoch die fantastische Besetzung. Vaughn scheint ein Händchen dafür zu haben, in seinen Filmen kleine No-Names stark zu machen, die wenig später zu Hollywoods Top-Stars gehören. So vertraute er einem sehr soliden Daniel Craig hier seine erste Hauptrolle an und garnierte die heutigen Stars Tom Hardy, Ben Whishaw, Sienna Miller und Sally Hawkins für kleine Rollen. Die heimlichen Stars des Films sind jedoch Michael Gambon als perfide im Hintergrund die Strippen ziehender Eddie Temple, Colm Meany als gar nicht mal so eindimensionale rechte Hand Gene und "Harry Potter"-Star George Harris als Morty, der beistehende Kollege des Hauptprotagonisten, der hier einige echte Scene Stealer absolviert. Insgesamt dennoch eine Enttäuschung, denn Vaughn kann seine verwirrende Story nie zähmen und lässt sie vollkommen ausbrechen, was sowohl Spannung als auch emotionale Involvierung kostet. Mit etwas mehr Zeit und etwas weniger Wendungen um der Wendungen willen wäre hier vielleicht ein netter Thriller herumgekommen.

Note: 4+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid