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Magic Mike

Sofern man sich mit Frauen umgibt, die sich so ungefähr in meinem Alter befinden (also so zwischen 20 und 25, ganz genau muss man darauf nun nicht eingehen), kommt man um einen Film irgendwie nicht herum: Alle schwärmen sie von "Magic Mike", von den stählernen Sixpacks, die die Darsteller hier in die Kamera halten, den grandiosen Tanzszenen und einem starken Channing Tatum. Ein Film über Stripper, der mich wirklich null interessierte und anscheinend nur dazu da war, um einigen Mädels ein paar zusätzliche Kreischer zu entlocken, angesichts der optischen Reize, die hier geboten werden. Aber der Trailer war dann doch zu gut, als dass ich den Film ignorieren konnte und so habe ich mir letztendlich mal wieder mein eigenes Bild gemacht.

MAGIC MIKE


Der neunzehnjährige Adam (Alex Pettyfer) lebt bei seiner Schwester Brooke (Cody Horn), findet keinen job und ist im Grunde vollkommen blank... bis er auf dem Bau den professionellen Stripper Mike (Channing Tatum) kennenlernt. Als Adam Mike wenig später einen Gefallen schuldet, nimmt dieser ihn mit in die Show, damit er dort hinter der Bühne hilft. Adam schnuppert Bühnenluft und wenig später steht er selbst, äußerst knapp bekleidet vor einem Haufen kreischender Frauen und verdient sein erstes Geld für den Auftritt. Von nun an ist Adam Teil des Teams und lebt quasi im siebten Himmel. Doch das Business hat auch seine Schattenseiten und das findet er schon bald heraus...

Dass uns hier keine rein sympathische, kurzweilig-spaßige Stripper-Komödie erwarten würde, war spätestens nach der Vergabe des Regie-Postens an Steven Soderbergh klar, der ja schon immer gerne mal gegen den Strom schwimmt, mal mehr, mal weniger qualitativ erfolgreich. Und so spielt auch "Magic Mike" nur zu Teilen mit der optisch knallenden Präsenz knackiger, top gebauter Stripper und effektvollen Bühnenshows, sondern widmet sich auch dem Leben hinter dem Business, in welchem quasi mit Sex Geld gemacht wird... und offenbart dabei einige Schattenseiten, was die uninformierte Zuschauerin, die doch nur ein paar stahlharte Sixpacks und einige sexy Dancemoves von Tatum und Co. betrachten möchte, doch ein wenig verwirrt aus der Wäsche gucken lassen wird. Aber für den Filmfan an sich ist die Idee ja wirklich nicht schlecht, leider wird sie aber nur sehr unterdurchschnittlich umgesetzt, der Film scheitert nämlich an beiden Seiten, die er bedienen möchte. So ist der spaßige Teil, in welcher Adam in die Welt der Stripper, der Frauen und des Geldes eintaucht, wo "Magic Mike" ein Feel-Good-Movie mit coolen Sprüchen und markanten Typen sein will, schon allein deswegen nicht gelungen, da uns die Faszination dieser Welt nie greifbar gemacht werden kann. Was genau denn daran so toll ist und warum Adam gerade hier seine Erfüllung findet, wird nie ganz klar und auch atmosphärisch möchte man in diese Welt nicht hineingezogen werden, da sie keinen Mehrwert bietet und auch in Sachen Humor sehr schwach bestückt ist. Im Grunde werden die Witzchen und Sprüche in Variationen wiederholt, große Lacher bleiben hier vollständig aus und nur in wenigen Szenarien (so zum Beispiel Adams erster, gelungener Tanz auf der Bühne) haben wirklich genug Flow und Schwung, um ein wenig mitzureißen. Auch im Bereich des Dramas sieht es düster aus, denn es wirkt durchgehend so, als würden sich Soderbergh und Co. einfach nicht trauen, den womöglich oberflächlich gepolten Zuschauern noch einige intensive, heftige Szenen vorzustellen, um wirklich zu provozieren und einige Wahrheiten über dieses Geschäft ans Licht zu bringen. Adams Fall kommt ebenso schnell und ohne Vorwarnung wie seine urplötzliche Begeisterung zu Beginn, sodass man sich als Zuschauer kaum damit identifizieren kann und was dann in der letzten halben Stunde noch folgt, ist ohnehin so flach, so oberflächlich und blass, dass man es kaum ein Drama nennen kann. Auch die Charakterzeichnung spielt dabei nicht mit, sind doch sämtliche Figuren nach Klischees erbaut und brechen auch niemals aus diesen aus. Es gibt sicherlich einige wirklich gute Ansätze (so zum Beispiel die Szene, in welcher Brooke ihren Bruder in einem schrecklichen Zustand in Mikes Wohnung auffindet), leider verfolgt man diese aber nicht weiter, traut sich zu wenig und bleibt so zwischen allen Stühlen hängen. Den Schauspielern kann man dabei wenig vorwerfen: Nun gut, Alex Pettyfer bleibt neben dem wirklich guten Channing Tatum reichlich blass und für Matthew McConaughey hätte es etwas weniger Overacting sicherlich auch getan, generell machen sie ihre Sache aber sehr ordentlich. Das Skript haut ihnen in den teils auch recht zähen 110 Minuten aber leider so oft vor die Brust, dass sie wenig ausrichten können. Fazit: Einige echt gute Ansätze und optisch ein starkes Stück bleibt "Magic Mike" viel zu sehr an der Oberfläche, um zu fesseln und kann auch in Sachen kurzweiliger Unterhaltung wenig punkten. Schade, hier wurde das Potenzial nicht genutzt.

Note: 4




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