Bis heute ist Steven Spielberg wohl DER Magier des Kinos. Wenn selbst seine schwächeren Werke (beispielsweise der zweite "Jurassic Park" oder das Kriegsdrama "Gefährten") noch auf einem mindestens annehmbaren Niveau sind, weiß man, dass der Mann sein Handwerk versteht... und dass er sich über all die Jahre schon in etlichen Genres festgelegt hat, sich dabei nie auf einen groben Stil festlegen lässt, spricht einmal mehr für Spielberg, ein absoluter Visionär. Seine Vorzüge zeigt er auch in "Minority Report", einem starken Sci-Fi-Thriller mit zum Nachdenken anregender Thematik.
MINORITY REPORT
Die Zukunft im Jahr 2054: Dank der Precrime-Technik, mit welcher tödliche Verbrechen vorausgesehen und verhindert werden können, gab es in Washington seit Jahren keinen einzigen Mord mehr. Chief John Anderton (Tom Cruise) arbeitet bei Precrime: Er wertet die Vorhersagen, welche von den drei begabten "Precogs" gemacht werden aus, nutzt die Hinweise und greift dann anschließend in die Tat ein. Doch eines Tages wird er selbst eines zukünftigen Mordes schuldig gemacht und muss fliehen. Dabei kommt er nicht nur einem Geheimnis um Precrime, sondern auch einem persönlichen Schicksalsschlag, den er vor Jahren erleiden musste, langsam auf den Grund...
Mit "Minority Report", beruhend auf einer Vorlage von Philip K. Dick, ist Steven Spielberg erneut eine grandiose Zukunftsversion gelungen. In vielen Details entwirft er dabei ein Bild von unserer zukünftigen Gesellschaft, welches sicherlich nicht allzu weit hergeholt ist und stellenweise, im Zeitalter von Facebook und Co., erschreckende Parallelen zu unserem Hier und Jetzt aufweist. Im Zentrum steht dabei natürlich die gerade heute hochaktuelle Thematik des Überwachungsstaates, welcher sich Spielberg kritisch, dabei aber ohne nervigen, moralischen Zeigefinger annimmt. Auch in Bildern wird diese Vision mehr als ordentlich verpackt. Spielbergs Stammkameramann Janusz Kaminski entwirft packende Bilder und kann die Actionszenen turbulent und clever auf den Bildschirm bringen. Auch die Effekte haben sich sehr gut gehalten und wirken, obwohl der Film schon beinahe vierzehn Jahre alt ist, noch immer recht frisch, auch wenn ein paar der Flugsequenzen heute natürlich ein wenig mau aussehen. Auch in Sachen Story läuft "Minority Report" von Anfang an rund, kann trotz zweieinhalb Stunden das Tempo weitestgehend immer hochhalten und mit interessanten, mit Ecken und Kanten versehenen Charakteren, spannenden Subplots und immer neuen Ideen und Hindernissen, welche Anderton in den Weg gelegt werden, bei Laune halten. Dass die Geschichte an sich, auch bis in die eher bemühten Wendungen am Ende, eher vorhersehbar ist und wenige Überraschungen bietet, ist gerade bei einem solchen Thema natürlich ein wenig schade, der Unterhaltung tut dies aber kaum einen Bruch. Da wirkt es schon etwas schwerer, dass sich nach einem Finale noch gut eine halbe Stunde Zeit genommen wird, um gewisse Plotholes auf langsame und eher unpassende Art und Weise zu füllen, sodass "Minority Report" nach zwei sehr unterhaltsamen Stunden im finalen Akt eher in den Abspann dümpelt und etwas zu lange braucht, um wirklich richtig zu seinem kitschigen Ende zu kommen, welches auch nicht so ganz zu der vorhergehenden Düsternis und Kälte passt. Viel mehr kann man dem Film aber eigentlich nicht ankreiden, da er ansonsten schnörkellose, intelligente und spannende Unterhaltung liefert, welche auch gerne mal den Pfad der ausgelatschten Genre-Konventionen verlässt. Da machen auch die namhaften Schauspieler einen guten Job, allen voran Tom Cruise, der erneut rennt, springt und hetzt, als gäbe es kein Morgen, dabei aber auch in den emotional stilleren Momenten zu überzeugen weiß. Ihm zur Seite stehen Colin Farrell als undurchsichtiger Detective Danny Witwer mit einer starken Performance und der ohnehin immer gute Max von Sydow, der seine wenigen Szenen schlichtweg mit grandioser Präsenz beherrscht. Fazit: Starker Sci-Fi-Thriller vom Meister des Kinos Steven Spielberg, der hochspannend, clever und selbstbewusst das Tempo hochhält und unangenehme Fragen zu unserer zukünftigen Gesellschaft stellt. Einzig der finale Akt gestaltet sich bei all den kleinen, etwas laschen Wendungen zu behäbig.
Note: 2-
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