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Gallows - Jede Schule hat ein Geheimnis

Es brauchte nur wenige Jahre, um das ehemalig sehr fruchtbare und qualitativ frischen Wind in die Horror-Thematik bringende Found-Footage-Genre wieder zu entthronen. Denn nachdem "Blair Witch Project", "Paranormal Activity" und Co. wahnsinnig erfolgreich die Sinnigkeit einer solchen Inszenierung demonstrierten, folgen bis heute zahlreiche Nachahmer, von denen beinahe alle in Sachen Einfallsreichtum und Intensität unterdurchschnittlich sind. Und es gibt eben nur deswegen so viele Filme dieser Art, weil sie unwahrscheinlich kostengünstig und flott zu produzieren sind und die Kosten somit eigentlich eh immer wieder reinkommen. Und mit "Gallows" hatten wir 2015 dann auch wieder einen (von vielen dieses Jahr) dieser Vertreter...

GALLOWS


Reese (Reese Mishler) hat sich ganz schön was eingebrockt: In der Theater-Schulaufführung von "The Gallows" soll er die männliche Hauptrolle mimen, was so gar nicht zu dem sportlichen Frauenschwarm passen will. Kein Wunder, dass seine beiden Freunde Ryan (Ryan Shoos) und Cassidy (Cassidy Gifford), die hinter der Bühne mitarbeiten, ihn deswegen hänseln. Um dem Auftritt zu entgehen, schmieden die drei einen Plan: Sie wollen nachts in die Schule einbrechen und die Kulissen zerstören. Dabei machen sie jedoch die Bekanntschaft mit einem mordlustigen Dämon, der eine Verbindung zu einer ehemaligen, tragisch geendeten Schulaufführung hat und nun Jagd auf die nächtlichen Eindringliche macht...

Viel Neues hat "Gallows" sicherlich nicht zu bieten, so kann man eigentlich einfach die üblichen Zutaten des Genres aufzählen und feststellen, ob sie nun gelungen sind oder nicht. Da wären also der obligatorische Teenie-Haufen, mal wieder bestehend aus zwei nervigen Individuen der Klasse Macho/Zicke und zwei sympathischere Menschen, denen wir eher die Daumen drücken möchten. Charakter-Entwicklung wird dabei alles andere als groß geschrieben und kommt hier im Grunde auch gar nicht vor, auch die Frage, wer die Hatz durch die düsteren Schulräume überlebt und wer nicht, stellt sich hier kaum, ist doch schon von Beginn an klar, wer hier sein Leben lassen wird. Schauspielerisch ist das Ganze dann von den vollkommen unbekannten Mimen sicherlich kein Totalausfall, aber auch alles andere als glaubhaft. Gerade Hauptdarsteller Reese Mishler wirkt so verkrampft und überzogen, dass er Lacher an den Stellen zaubert, wo sicherlich keine erwünscht waren. In Sachen Storytelling bekommen wir auch nur Altbekanntes serviert: Ein böser Dämon will also irgendwie Rache und die nimmt er sich auch, wobei einige arme Menschen ihr Leben aushauchen. Dabei hat der Film so wenig zu erzählen, dass er sich schon mit Mühe auf die bereits knappen achtzig Minuten strecken muss und ganz zum Schluss noch eine unnötige Wendung präsentieren muss, die mehr Fragezeichen verursacht als irgendetwas zu erklären. Zu Gute halten muss man den sehr jungen Regisseuren Travis Cluff und Chris Lofing (die auf YouTube von der Produktionsfirma Blumhouse, welche bereits "Paranormal Activity" und "Insidious" produzierten), dass sie die altbekannten Schocker und Inszenierungsarbeiten einigermaßen wirkungsvoll transportieren können. Sie schaffen es, sogar ein langweiliges Schulgebäude mit der richtigen, schwummrigen Ausleuchtung unheimlich wirken zu lassen und in Sachen Sounddesign kommen auch einige richtige Kracher zusammen, die einen schon einmal erschrocken aus dem Sessel fegen lassen und sogar einige Horror-Kenner (wie ich) dürften das ein oder andere Mal zusammenzucken. Nicht, weil die Schocker so überraschend kommen, sondern weil die Macher gerade den Ton sehr gut im Griff haben. Ein Lob gibt es auch für den hier spukenden Dämon, der zwar recht wenig tut, optisch aber immerhin einigermaßen originell daherkommt. Das reicht dann aber nicht für einen guten Horrorfilm der Marke "Found Footage", denn "Gallows" hat schrecklich wenig zu erzählen und das merkt man dem Film auch an. Ein paar gute Schocker und eine nette Atmosphäre reißen eben nicht raus, dass hier nur Altbekanntes neu aufgewärmt wird und es dem Streifen an Originalität und Eigenständigkeit mangelt.

Note: 4


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