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Road to Perdition

Sam Mendes hatte 1999 mit seinem Kino-Debüt "American Beauty" einen unsterblichen, grandiosen Klassiker der Filmgeschichte erschaffen, der mehrere Oscars gewann und die Kritiker verzückte. Nun kann der Fall für ein nächstes Werk, nachdem man die Latte selbst so hochgesetzt hat, natürlich ein tiefer sein. Die Erwartungen an "Road to Perdition", Mendes' nächstes Werk, waren dementsprechend hoch. Gantz erfüllen kann er diese nicht, da er sich in Details immer wieder verrennt. Dennoch ist ihm erneut ein erinnerungswürdiges Werk gelungen.

ROAD TO PERDITION


1931, in der Kleinstadt Rock Island: Nach dem Verlust seiner Eltern kümmerte sich John Rooney (Paul Newman), der Boss einer Gangster-Bande, um Michael Sullivan (Tom Hanks), welcher fortan für ihn arbeitet und gemeinsam mit Johns Sohn Connor (Daniel Craig) Aufträge erledigt, die immer wieder bleigefüllt sind. Eines Tages werden die beiden während eines Mordes jedoch von Michaels Sohn, Michael jr., (Tyler Hoechlin), beobachtet. Das soll noch schwere Folgen für die Familie Sullivan haben, denn Rooney befürchtet, dass der kleine Junge die Geheimnisse nicht wahren wird und setzt schwere Mittel ein, um die Gefahr zu bändigen...

Sam Mendes erzählt "Road to Perdition", welche auf einer hierzulande eher unbekannten, gleichnamigen Graphic Novel beruht, vor allem als einfühlsames Drama und weniger als Gangster-Epos im Stile von Martin Scorsese. Im Mittelpunkt steht dabei eine ergreifende Vater-Sohn-Geschichte. Beide eher unnahbar zueinander, der Sohn stets um die Liebe und des Respekt des strengen Vaters buhlend, müssen nach einem herben Schicksalsschlag und ständiger Lebensgefahr zusammenarbeiten, um dem Tod zu entrinnen und gleichzeitig Rache an den Menschen zu nehmen, die einst ihre Familie waren. Das hat grandiose Konflikte und viele, starke Emotionen zur Folge, die Mendes gerade durch seine oscarprämierten Bilder einzufangen vermag, wobei auch der stark an "The Green Mile" erinnernde Soundtrack von Thomas Newman seine Leistung tut. Mendes nimmt sich Zeit, um seine vielen Charaktere ausführlich zu beschreiben und ihre Ziele klarzumachen, sodass uns ihr Schicksal später nicht gleichgültig ist und er entwirft sowohl Szenen von stiller Tragik als auch von atemloser Spannung, die einem Thriller dieser Machart absolut würdig sind. Ein klares Highlight ist dabei die Szene, in welcher Sullivan seinen Ziehvater in einer Kirche wiedertrifft. Ohne viele Worte wird dabei zeitgleich eine tiefe Traurigkeit sowie eine zehrende Spannung erreicht, wie man sie nur noch selten in der heutigen Thriller-Zeit findet. Auch atmosphärisch ist "Road to Perdition" ein Brett, Mendes inszeniert den Film recht unaufgeregt und gerade deshalb erreichen die Bilder einen regelrechten Sog. Leider verzettelt er sich knapp nach der Halbzeit jedoch ein wenig: Der Film hängt im Mittelteil spürbar durch und kann seiner ab diesem Punkt recht vorhersehbare Handlung nicht mehr den Drive geben, den es gebraucht hätte, wodurch einige unangenehme Längen entstehen und auch einige der zuvor vielversprechend eingeführten Charaktere ein wenig unter Wert verkauft werden. Die Schauspieler, die hier allesamt großartige Leistungen abgeben, sind dabei nicht Schuld: Tom Hanks genügt hier zwar eine recht wortkarge Routine-Vorstellung, die in ihrer Ruhe und Sentimentalität dennoch zu begeistern weiß. Einen stärkeren Eindruck hinterlassen indes die Haudegen Paul Newman, Stanley Tucci und Jude Law in grandios-kalten Nebenrollen. Bis zur Ziellinie schafft es "Road to Perdition" dann aber trotzdem nicht, was an den bereits erwähnten Langsamkeiten ab der zweiten Hälfte sowie einigen unangenehmen Kitsch-Momenten liegt, die besonders in der letzten halben Stunde Einzug finden. Hier werden einige erschütternde Momente zu Gunsten unpassenden Pathos verschenkt, was dem Film später immer mehr Kraft kostet. Auch ist im negativen Sinn erstaunlich, wie unblutig das Werk, immerhin eine Gangster-Saga mit vielen Toten, daherkommt. Mendes schneidet immer so günstig weg, dass sogar eine Freigabe ab zwölf noch angemessen gewesen sein könnte, wäre man hier nicht doch noch so streng gewesen. So wirkt "Road to Perdition" gerade in den etwas heftigeren Momenten ein wenig zu glattgebügelt, was nicht zum ansonsten äußerst deprimierenden Ton des Films passen mag. Fazit: Sam Mendes findet über zwei Stunden nicht immer den richtigen Ton und braucht das ein ums andere Mal zu lange, um seine Geschichte zu erzählen. Dennoch ist ein spannender, emotional ansprechender und kraftvoll bebilderter Thriller herausgekommen, der besonders durch seine tiefen Figuren überzeugt.

Note: 3+


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