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Pixels

2010 sorgte ein französischer Kurzfilm namens "Pixels" für Staunen unter den Videofilmern. Der Clip, in welchem Videospielfiguren die Welt übernehmen, schaffte es sogar, bis in die oberen Etagen Hollywoods getragen zu werden und schnell stand ein Remake in Form eines richtigen Spielfilmes im Raum. Dieses schaffte es nun 2015 mit Starbesetzung und einem soliden Budget von 100 Millionen Dollar in die Kinos. Die Grundidee an sich ist ja noch immer originell, der Film an sich kann seine Versprechungen aber nicht vollständig halten.

PIXELS


1982 war Sam Brenner (Adam Sandler) ein Ass im Zocken von Arcade-Videospielen, wurde bei einer Meisterschaft sogar Zweiter. Nun fragt der Präsident der Vereinigten Staaten, Will Cooper (Kevin James), ein Jugendfreund Sams, nach seinem Rat: Aus unerklärlichen Gründen wird die Erde von verpixelten Gestalten angegriffen, welche optisch den Vorbildern aus den Arcade-Automaten nachempfunden sind. Die Regierung ist ratlos und nur Brenner kann mit seinen Videospiel-Kenntnissen noch den Tag retten...

Die Idee, Videospielfiguren auf unsere reale Welt loszulassen, ist ja schon mal recht originell und daraus einen guten Film zu stricken, sollte ja absolut machbar sein. Dass doch schnell Zweifel an dem Projekt aufkamen, hatte einige Gründe. Zum einen Adam Sandler, der ja schon länger einen richtigen Erfolg vermissen lässt und mit seinen letzten Filmen kaum noch zum Schmunzeln brachte. Und dann Regisseur Chris Columbus, ein Auftragsfilmer sondergleichen, der kaum jemals über den Stand einer soliden Familien-Unterhaltung hinausgekommen ist. Die Befürchtung, die Idee könnte zu glattgebügeltem Popcorn-Kino verkommen, ohne einen Mehrwert zu haben, stand im Raum... und eigentlich ist auch genau das passiert. Alles, was neben den visuell eindrucksvollen Attacken der Alien-Computer-Monster passiert, ist laue Unterhaltung auf niedrigem Niveau. Charaktere mit Erinnerungspotenzial wollte man hier offensichtlich nicht entwickeln und so spielt Sandler zum gefühlt fünfzigsten Mal die Rolle des aufgeblasenen, aber leicht trotteligen Loosers, der am Ende den Tag rettet und schafft keinerlei Variationen. Noch schlimmer hat es da Josh Gad erwischt, der als anstrengender Sidekick im Grunde nur nervt und eigentlich keinen einzigen, brauchbaren Gag beitragen kann. Kevin James hat neben den beiden eigentlich gar nichts zu tun und einzig die Tatsache, dass gerade der "King of Queens" hier den Präsidenten der Vereinigten Staaten gibt, sorgt für ein Schmunzeln, ansonsten bleibt der ehemalige Comedy-Star aber eklatant unter seinen Möglichkeiten. Und dann hätten wir da noch die toughe Frau in Gestalt von Michelle Monaghan, die in einer vollkommen deplatzierten und recht peinlich-pubertären Romanze vollkommen allein gelassen wird. Prominente Nebenrollen werden leider ebenso verheizt und einzig Sean Bean und Fiona Shaw können hier noch ein paar Akzente setzen, wobei Dan Aykroyd, Ashley Benson und ganz besonders Brian Cox eigentlich kaum erwähnenswert sind, was wirklich schade ist, wenn man weiß, was diese Mimen eigentlich draufhaben. Aber gut, "Pixels" will ja sicher keinen Sinn ergeben und einfach lockere, kurzweilige Unterhaltung bieten, die Story ist da ja eher nebensächlich. Gerade deswegen hätte man aber auf den ein oder anderen Subplot, welcher die Action nur hemmt, gerne verzichten können, denn so entstehen ein paar ungewollte Längen. Werden die Pixel-Tore dann aber mal geöffnet, ergießt sich ein charismatischer, charmanter und herrlich einfallsreicher Topf voller visueller Kleinigkeiten, die mit mehr als soliden Effekten überzeugen. Ganz groß wird dann im Finale aufgetrumpft, wenn jede Menge Sehenswürdigkeiten vor die Hunde gehen und allerlei Game-Charaktere wütend durchs Bild hüpfen. Da fühlt man sich glatt an Disneys Erfolg "Ralph reichts" erinnert und gerade diese finalen zwanzig Minuten sind in Sachen Action, Witz und Tempo wirklich stark. Und wenn Sandler, Monaghan und Co. schließlich zu den Klängen von Queens "We Will Rock You" Donkey Kongs Fässern ausweichen, passiert das mit choreographisch fantastischen Ideen und einigen wirklich grandiosen Bildern. Das letzte Drittel rettet somit einen zuvor wirklich mittelmäßigen Film noch aus der reinen Bedeutungslosigkeit und bleibt in guter Erinnerung. Fazit: Zwischendurch mit wahnwitzigem Tempo geht "Pixels" aber immer wieder die Puste aus und trotz visuellem Einfallsreichtum bremsen die öde Rahmenhandlung und die langweiligen Charaktere den lockeren Spaß sehr oft unangenehm aus.

Note: 3-


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