Es ist das meisterwartete Kinoereignis des Jahres. Und nach all dem Hype, den gigantischen Erwartungen (ungehemmt, obwohl diese schon einmal mit einer mauen Prequel-Trilogie enttäuscht wurden), den fantastischen Trailern, da musste Episode 7 der großen Saga, nun in den Händen vom Visionär J.J. Abrams, doch eigentlich zu einer Enttäuschung werden. Nein, soweit kommt es nicht. Denn Abrams hält dem gigantischen Druck stand und liefert ein charmantes Sci-Fi-Abenteuer ab, welches immer den Geist der Originalreihe atmet und mit dieser auch locker mithalten kann.
STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT
Wo ist Luke Skywalker (Mark Hamill)? Jahre nach den Ereignissen aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" suchen alle verzweifelt nach dem großen Jedi-Meister. Der neugegründete Orden "Erste Ordnung" möchte Luke finden, um ihn endgültig auszuschalten, der Widerstand hingegen hofft, dass er die Rebellen siegreich in die Schlacht gegen die Feinde führen kann. Widerstandspilot Poe Dameron (Oscar Isaac) findet in dem kleinen Druiden BB-8 einen Hinweis auf Lukes Aufenthaltsort, wird jedoch kurz darauf gefangengenommen. BB-8 landet schließlich in den Händen von Schrotthändlerin Rey (Daisy Ridley), die kurz darauf auf den abtrünnigen Stormtrooper Finn (John Boyega) trifft. Gemeinsam findet sich das ungleiche Team schnell in dem größten Abenteuer aller Galaxien wieder...
Dass uns nicht nochmal so eine Bauchlandung wie in den von George Lucas selbst inszenierten Episoden I bis III erwarten würde, war eigentlich klar. Dennoch hatte ich bei dem gigantischen Hype um den neuen "Star Wars"-Film, dem auch ich mich nicht entziehen konnte, schon fast mit einer kleinen Enttäuschung gerechnet. Aber Abrams wäre nicht Abrams, wenn er nicht schon wieder alles perfekt unter Kontrolle hätte. Die ersten zwanzig Minuten wirken noch ein wenig wirr und die Einführung sehr vieler Charaktere in relativ flotten und schnell hin und her wechselnden Szenen kommen noch ein wenig ungelenk daher. Sobald die Fronten aber klar sind, ändert sich der Ton... und "Star Wars 7" läuft vollkommen rund. Abrams findet genau die richtige Balance aus würdevoller Verbeugung vor den großartigen Originalen, aus charmanter Zitierfreude und eigenständigen Ideen. Daraus entsteht ein Film, der schlicht und einfach pure Kinomagie ist, der den Geist der Filme atmet, die vor gut vierzig Jahren ganze Generationen prägten... und der mit diesen Vorbildern qualitataiv sogar locker mithalten kann. "Das Erwachen der Macht" ist sogar besser als "Krieg der Sterne" und reiht sich ungefähr auf gleichem Niveau neben den Episoden 5 und 6 ein, was ihn jetzt schon zu einem Kultklassiker machen dürfte. Die Schwächen sind hier wirklich minimal und setzen sich aus dem bereits erwähnten, etwas holprigen Beginn sowie ein paar kleinen Durchhängern im Mittelteil zusammen, wenn Abrams kurzzeitig ein wenig die Orientierung in dem gigantischen Kosmos zu verlieren scheint und sich einem nicht mal sonderlich interessanten Nebencharakter deutlich zu lange widmet. Davor und danach gelingt Abrams aber ein Film, der verflixt nahe an einem wahren Meisterwerk dran ist. Er verbindet perfekt getimten Humor, fantastische Actionszenen, einen mal wieder wunderschönen Soundtrack von John Williams, eine recht einfache, aber wirkungsvolle Geschichte (die tatsächlich einige Versatzstücke aus "Krieg der Sterne" beinhaltet, dabei aber eigenständig genug ist und sich auch mal etwas traut) und ganz viel Liebe zum Detail zu einem packenden Gesamtwerk, welches die Prequel-Reihe schnell vergessen lässt. Ein wirklich glückliches Händchen hatte Abrams auch bei der Besetzung. Die alten Haudegen um Ford, Fisher und Co. wieder vereint zu sehen ist erwartungsgemäß ein tolles Gefühl und gerade Ford weiß als noch immer nicht auf den Mund gefallener Schmuggler Han Solo wieder sämtliche Fans zu verzücken. Carrie Fisher hat indes weniger Leinwandzeit, beeindruckt aber mit Präsenz und die altbekannten Sidekicks Chewbacca, C3-PO und R2D2 sind ebenfalls in mal mehr, mal weniger großen Auftritten wieder mit von der Partie. Das heimliche Highlight ist dabei jedoch der neue Druide BB-8, der hier besonders in Sachen Witz klar das Rennen macht. Und dann wären da natürlich noch die jungen, frischen Gesichter in den Hauptrollen, die klar das Glanzstück einer ohnehin großartigen Besetzung sind: Daisy Ridley und John Boyega dürften die Newcomer des Jahres 2015 sein und harmonieren in sämtlichen Gefühlslagen prächtig miteinander, wobei Ridley sogar noch ein kleines bisschen mehr heraussticht, was einer sehr natürlichen Performance zu verdanken ist. Und was Mark Hamill angeht... nun, da seht ihr euch den Film am besten selbst an. Aber er ist dabei, soviel darf man sicherlich sagen und sein Auftritt ist sicherlich eine der besten Szenen dieses ohnehin schon recht starken Kinojahres. Fazit: J.J. Abrams rettet "Star Wars". Qualitativ absolut auf Augenhöhe mit den großartigen Originalen entfesselt der "Lost"-Mastermind einen Top-Blockbuster mit nur minimalen Schwächen, der einfach pure Kinomagie ist und sämtliche Fans der Sternenkriegs-Saga in Verzückung versetzen wird. Ganz großes (Nostalgie)-Kino, dem dabei nie die Eigenständigkeit abhanden geht.
Note: 2+
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