Warum dreht man einen Film im Stile eines Found-Footage-Werkes, wenn über die Hälfte davon dann überhaupt nicht von den Protagonisten selbst aufgenommen, sondern mit wackligen Aufnahmen von "unsichtbaren" Handkameras vervollständigt wird? Ein sehr verwirrender Stil, der deutlich macht, dass man sich hier wohl nicht zwischen richtigem Film und pseudo-dokumentarischen Aufnahmen entscheiden wollte oder konnte. "End of Watch" von Regisseur David Ayer nutzt genau diesen Stil und genau das schafft auch hier Verwirrung. Zum Glück ist der Film ansonsten gut genug, um darüber hinwegsehen zu können...
END OF WATCH
Officer Brian Taylor (Jake Gyllenhaal) und Officer Miguel Zavala (Michael Pena) fahren Streife in Los Angeles, in einem der kriminellsten und gefährlichsten Bereiche, wo sich Gangs im ständigen Kampf gegeneinander befinden und Cops immer wieder in tödliche Schießereien geraten. Während ihres Alltags machen Taylor und Zavala die Bekanntschaft mit einem Kartell und stechen immer wieder unbewusst durch mehrere Einsätze in dieses Wespennest, nehmen Menschenhändler und Dealer hoch... bis die Gruppe sich dies nicht mehr gefallen lassen möchte und die beiden Straßen-Cops ins Visier nimmt.
Ja, dieser Stil, der sich aus normalen Handkamera-Aufnahmen sowie selbstgemachten Aufnahmen der Protagonisten zusammensetzt, ist schon einigermaßen verwirrend und es wäre wohl besser gewesen, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. So ensteht nämlich auch gerade durch die extrem schnellen Schnitte und die ohnehin sehr wacklige Kamera schnell eine gewisse Orientierungslosigkeit (besonders in Actionszenen), welche das Geschehen um einiges anstrengender zu konsumieren machen. Ein kleiner Knackpunkt ist ebenfalls, dass sich der Film mit seiner Geschichte rund um ein brutales Kartell etwas zu viel Zeit lässt, um richtig loszulegen. Als sich die bösen Gangster auf die beiden Cops einschießen, hat "End of Watch" ohne den Abspann nur noch etwas mehr als zwanzig Minuten Laufzeit übrig, welche er dann auch sehr flott und etwas gehetzt zu Ende bringen muss. Dafür ist der Aufbau, bei welchem sich nur mit zwei zugedrückten Augen so etwas wie eine zusammenhängende Story erahnen lässt, durchgehend unterhaltsam. Wir begleiten Taylor und Zavala bei ihren unterschiedlichen Einsätzen, bei welchen es fast immer ziemlich hart zur Sache geht. Die Abwechslung ist hoch und der Wechsel zwischen privaten Aufnahmen (so wird der Familie Zavalas recht viel Zeit eingeräumt) und ihren Einsätzen gelingt sehr gut. Wir lernen die beiden sympathischen Hauptfiguren gut kennen und wollen später somit gerne mit ihnen mitfiebern. Längen sind dabei dank einem hohen Tempo und einer ständigen Schnelligkeit in Sachen Schnitt, Dialoge und Kamera nicht auszumachen und gerade der Arbeitsalltag der Polizisten in diesem Bezirk ist knallhart inszeniert. Natürlich gibt es immer wieder kleine Späße, flapsige Sprüche und jede Menge netter Komik, doch wenn es dann mal hart auf hart kommt, dann richtig. David Ayer spart nichts aus, er zeigt den Alltag solcher Cops als den, der er ist: Anstrengend, brutal, lebensgefährlich. Durch solcherlei Aufnahmen lernen wir es zu schätzen, was diese Menschen täglich für die Welt tun und Ayer schafft es, dieser Thematik dank einer guten Charakterzeichnung genau den richtigen emotionalen Unterbau zu geben. Dabei wissen auch die Darsteller zu glänzen, denn was Jake Gyllenhall und Michael Pena in den Hauptrollen abgeben, das ist schon ganz große Klasse. Wir kaufen ihnen dank sehr zurückgenommenem, lebensechten Spiel jedes Detail ihrer Rollen ab und gerade Gyllenhall, ansonsten ja ein wahnsinnig talentierter, aber oftmals die Leinwand schier auffressender Darsteller, fährt hier angenehm mit angezogener Handbremse, was perfekt in den realistischen Stil von "End of Watch" passt. Bekannte Namen wie die oscarnominierte Anna Kendrick, "Green Hornet"-Star David Harbour oder Cody Horn sind in kleineren Rollen zu sehen, wo sie weder auf- noch abfallen, generell aber unter ihren Möglichkeiten bleiben müssen. Fazit: Stark gespielt, intensiv inszeniert, angenehm realistisch und konsequent. Einzig der sehr wacklige Kamera-Stil mit Mischungen aus Found-Footage und Cinematicaufnahmen sorgt für Verwirrung und es bleibt unverständlich, warum man sich für diese Machart, die wenig Mehrwert bietet, entschieden hat.
Note: 3+
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