Direkt zum Hauptbereich

Collide

Wenn Hollywood nach Deutschland kommt, um einen ihrer Filme auf unserem Boden zu drehen, werden meistens die Studios in München, Babelsberg und Ossendorf genutzt, sonst zieht es sie nach Berlin. Zum ersten Mal wurde aber nun ein Hollywood-Streifen fast komplett auf dem Boden meiner geliebten Heimatstadt gedreht und Köln wurde tatsächlich sehr ansprechend in Szene gesetzt. Dass der Film an sich dabei nur mauen Trash bietet, fällt aber dennoch auf...

COLLIDE


Casey (Nicholas Hoult) lebt mit seiner großen Liebe Juliette (Felicity Jones) in Köln... bis er eines Tages herausfindet, dass sie dringend eine Nierentransplantation braucht. Um das Geld dafür aufzutreiben, stürzt sich Casey in das kriminelle Drogengeschäft, dem er zuvor abgeschworen hatte und soll für den Gangsterboss Geran (Ben Kingsley) einen Lastwagen voller verstecktem Kokain stehlen, welcher seinem Konkurrenten Hagen Kahl (Anthony Hopkins) gehört. Schon bald steckt Casey jedoch so tief in der Kriminalität drin, dass auch seine Freundin in Gefahr gerät...

"Collide" ist ein reinrassiger, trashiger Action-Thriller, dessen Handlung vorne und hinten jegliche Logik vermissen lässt. Das kann natürlich auch mal ziemlich Spaß machen und generell gerät der Film auch ziemlich unterhaltsam... zumindest unterhaltsamer, als es der ungemein miese Trailer zuvor vermuten ließ. Die Geschichte an sich darf man dabei zu keinem Zeitpunkt ernstnehmen, denn diese offenbart gigantische Lücken ohne Ende. Dass mehrere Gangster zum Beispiel nur ausgetrickst werden können, weil einer der Protagonisten seine Käppi etwas weiter ins Gesicht zieht, das ist schon selten dämlich und viel cleverer wird es auch nicht mehr. "Collide" läuft dabei nach Schema F ab, Überraschungen gibt es keine, all das haben wir tatsächlich schon mehrfach gesehen, und das auch besser. 
Auch die Charaktere sind vollständige Abziehbilder und langweilen so recht schnell. Die beiden Sympathieträger werden sehr flott eingeführt und obwohl ihre erste Begegnung auf einer Rave-Party da noch recht charmant abläuft, wird ihre Beziehung später rasch in öde Klischees getunkt. Selbst ein zentraler Konflikt wird dabei so lapidar und mit einem Wink a la "war doch nicht so schlimm" aufgelöst, dass man schon die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Nicholas Hoult und Felicity Jones mühen sich in den Rollen zwar redlich, doch wirkliche Ausstrahlung können sie dieses Mal nicht an den Tag legen. Neben einem eher blassen Anthony Hopkins (das gibt es ja auch nicht alle Tage) ist es dann einzig und allein Ben Kingsley in einer vollkommen überdrehten Nebenrolle als paranoider, vollgekokster Gangsterboss, der angenehm auffällt und dabei auch für einieg Lacher sorgen kann. Dabei fällt er neben den anderen, eher ernster gezeichneten Figuren aber auch generell schon mal auf und hat auch sichtlich Spaß daran, mal so richtig die Sau rauszulassen. 
In Sachen Action kann man "Collide" solide nennen. Eine zentrale Actionszene auf einer Autobahn ist routiniert inszeniert und auch sonst gibt es einige nette Verfolgungsjagden zu bewundern, aber es ist nichts dabei, was zwei Tage vor dem Kinostart von "Jason Bourne" so richtig vom Hocker hauen kann. Einnehmen kann einen Kölner wie mich dann aber natürlich die Ansammlung an bekannten Locations, die hier auch als genau die Orte benannt werden, die sie in der wirklichen Kölner City sind. Es ist tatsächlich mal eine sehr schöne Abwechslung, den Kölner Dom, den Rhein, die Zülpicher Straße oder den Hauptbahnhof als Ort eines Hollywood-Thrillers zu sehen und man findet hier auch genügend Bilder, um meine Lieblingsstadt richtig gut in Szene zu setzen. Dementsprechend haben es natürlich auch einige deutsche Schauspieler in den Film geschafft, unter anderem Clemens Schick, der hier aber auch recht wenig zu tun hat. 
Fazit: "Collide" ist so trashig und dämlich, dass er streckenweise sogar richtig Spaß macht und Köln als Schauplatz ist sowieso mal eine tolle Abwechslung. Über die stupide Geschichte und die blassen Charaktere täuscht aber auch das nicht hinweg.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid