"Final Call" habe ich das erste Mal mit zwölf Jahren im Kino gesehen. Damals wollte ich unbedingt das Lichtspielhaus besuchen, doch im Herbst herrschte damals für einen Knirps wie mich noch eine ziemliche Flaute. Über David R. Ellis' Telefon-Thriller hatte ich mich zuvor nicht informiert, ich fand nur, dass die grobe Erklärung der Story recht spannend klang. Bis heute habe ich den Film mehrfach gesehen und auch wenn ich heute nicht mehr so begeistert bin wie beim ersten Mal, als ich 90 Minuten lang quasi das Atem vergas, so fühle ich mich noch immer gut unterhalten.
FINAL CALL
Ryan (Chris Evans) ist ein ganz normaler, etwas verantwortungsloser junger Mann, der so in den Tag hineinlebt. Eines Tages erhält er auf seinem Handy einen Anruf von der Biologielehrerin Jessica Martin (Kim Basinger), die aus unerfindlichen Gründen von einem Mann namens Ethan (Jason Statham) und seinen brutalen Gehilfen entführt wurde. Nach ewigen Versuchen konnte sie eine Verbindung mit den Kabeln eines zerstörten Telefones herstellen. Ryan will ihr die Geschichte erst nicht glauben, doch schon bald ist er überzeugt... was den Tag, an welchem er fortan das Handy nicht aus der Hand legen darf, zum gefährlichsten seines ganzen Lebens macht.
Die Grundkonstellation ist eine ähnliche wie in dem hochspannenden "Nicht auflegen!", was nicht verwundern sollte, stammen beide Filme doch von den gleichen Drehbuchautoren. Nun hatte der Thriller mit Colin Farrell jedoch im Grunde nur eine einzige, sehr beengte Location, eine Telefonzelle, zur Verfügung, welche der Protagonist nicht verlassen durfte, während Chris Evans hier zwar ebenfalls tunlichst am Handy bleiben muss, dabei aber atemlos von Standort zu Standort hetzt. Der 2013 verstorbene Regisseur David R. Ellis verschwendet dabei keinerlei Zeit, nach gut zwei Minuten startet er bereits durch und nimmt das Tempo während der folgenden anderthalb Stunden auch nicht mehr runter, steigert sich im weiteren Verlauf sogar immer mehr. Das ist keinesfalls originell, sogar im Grunde nur aus dem Setzbaukasten für temporeiche Thriller zusammengehauen, aber es verfehlt trotz allerlei Klischees seine Wirkung nicht. Ellis schafft es, seine Protagonisten immer in eine noch größere Misere zu bringen und auch wenn klar ist, welche Probleme da wohl noch auftauchen werden, gelingt ihm das Kunsttück, Handlungswendungen als extrem spannend zu gestalten, bei denen einen mittlerweile eigentlich das große Gähnen ereilt: Das Netz bricht ein, der Akku geht zur Neige, ein Stau wird während einer Verfolgungsjagd zum großen Problem. Dank eines enorm gewitzten Skripts, welches sich keinerlei Atempause gönnt und somit immerhin 90 Minuten hohe Spannung garantiert, fallen einem die etlichen Logikfehler dabei immer seltener auf und dass das Ganze mit der Realität nicht viel zu tun hat, dass die Protagonisten stets nur mit lachhaftem Glück ihrem Verderben entkommen, das stört kaum. Wieso sollte es denn auch, wenn das ganze Drumherum so unterhaltsam und packend gestaltet ist. Mit einer netten Portion Humor, einem soliden Gefühl für gute Actionszenen und einem netten Soundtrack gelingt hier ein Werk wie aus einem Rutsch, welches kurze Zeit nach Beenden des Abspanns wieder vergessen sein wird, während der Sichtung aber wirklich gut unterhält. Auch die spielfreudigen Darsteller überzeugen. Chris Evans, damals noch ein Newcomer, ist heute einer der gefragtesten Schauspieler Hollywoods und beweist auch hier schon, dass er mit seinem Charme und seiner Ausstrahlung einiges zu sagen hat. Kim Basinger ist sowieso immer gut und schafft es sogar, als Entführungsopfer nicht zu passiv zu wirken, während Jason Statham einen angenehm bedrohlichen Bösewicht abgibt. Der heimliche Star ist aber, wie war es auch anders zu erwarten, William H. Macy als herzensguter und leicht naiver Polizist, der gerade seine Rente und ein zu eröffnendes Wellness-Center für sein weiteres Leben plant und in diesen prikären Fall quasi hineingeschoben wird. Wie er überfordert und dennoch motiviert den Ermittlungen nachgeht und dabei immer wieder flapsige Sprüche klopft, das ist teilweise wirklich saukomisch. Fazit: Rasanter Thriller, der seine mangelnde Originalität und seine arg löchrige Handlung mit einem enorm hohen Tempo ausgleicht. Schnell wieder vergessen, während der Sichtung jedoch höchst unterhaltsam.
Note: 3+
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