Direkt zum Hauptbereich

Mulan

Disney hatte anscheinend Freude daran gefunden, Sagen und Legenden aus anderen Ländern und Kulturen zu abendfüllenden Zeichentrickfilmen zu machen. Nur ein Jahr nach der Verfilmung der griechischen Sage von "Hercules" kam schließlich "Mulan" in die Kinos, welcher auf dem chinesischen Gedicht "Das Lied von Fa Mu Lan" beruht. Natürlich nahm sich Disney einige Freiheiten heraus und dichtete jede Menge hinzu, um auf die Spielzeit von 88 Minuten zu kommen und auch noch ein weiteres Meisterwerk zu zimmern...

MULAN


Als die Hunnen unter Führung von Shan Yu in China einfallen, soll aus jeder Familie ein Mann eingezogen werden, um zu kämpfen. Um ihren an einer alten Kriegsverletzung leidenden Vater davor zu schützen, zur Armee zu gehen, gibt sich die junge Mulan als Mann aus und schreibt sich in der Truppe von Hauptmann Li Shang ein. Mit der Täuschung kommt sie durch, hat jedoch große Schwierigkeiten unter all den harten Männern ernstgenommen zu werden. Zum Glück steht ihr jedoch der vorlaute, kleine Drache Mushu zur Seite, der von Mulans Ahnen unfreiwillig geschickt wurde, um ihr zu helfen...

Beeindruckend ist bei "Mulan" alleine schon mal der Zeichenstil. Man orientierte sich dabei an chinesischen Maltraditionen, weswegen der Film optisch aus den bisherigen Disney-Filmen heraussticht. Die Zeichnungen sind dabei etwas rundlicher, wissen aber dennoch zu begeistern, in Farbenpracht und mit vielen Details werden uns dabei gewohnt grandiose Bilder geboten, die auch immer wieder mit einigen Computereffekten nachgebessert wurden. Dies fällt besonders in den Massenszenen (positiv) auf, die im Zusammenklang mit dem starken Soundtrack des leider bereits verstorbenen Jerry Goldsmith eine enorme Wucht entwickeln. 
Die Geschichte eignet sich indes sowohl für kleinere Zuschauer als auch für Erwachsene. Während die Jüngeren viel Spaß dabei haben werden, dem Sprücheklopfer Mushu oder der niedlichen Grille Kriki bei ihren Späßen zuzusehen und darüber hinaus auch mit einer Hauptfigur unterhalten werden, bei welcher die Identifizierung sehr leicht fällt, werden sich Erwachsene an den Zwischentönen erfreuen. Dabei werden nämlich einige sehr reizvolle Gedanken über die Geschlechterverteilung im China der damaligen Zeit angeschlagen, die sogar sehr tiefgründig behandelt werden. Disney ruht sich dabei nicht auf bloßen Klischees aus, sondern stellt auch wichtige Fragen, wodurch die großen Emotionen noch kräftiger zum Tragen kommen können. 
Natürlich werden dabei aber auch wieder einige fetzige Songs gesungen und besonders "Sei ein Mann" dürfte sich dabei einen der höheren Plätze unter den klassischen Disney-Musical-Liedern gesichert haben, denn dieses sprüht geradezu vor Kraft. Ohrwürmer dürften bei diesem Film definitiv noch ein wenig länger anhalten. Auch die Actionszenen haben die Macher dabei sehr gut im Griff. Für Kinder kann es da ab und an ein wenig zu düster zugehen, da Shan Yu schon ein recht angsteinflößender Bösewicht ist. Zwar fehlt ihm ein wenig die hinterlistige Tiefe eines Scar aus "Der König der Löwen" oder einer Ursula aus "Arielle, die Meerjungfrau", doch alleine seine optische Präsenz weiß bereits zu schaudern. 
Die restlichen Charaktere werden auf Seite der Guten (gut und böse sind hier wie immer klar voneinander getrennt) schnell ins Herz geschlossen. Für die deutschen Zuschauer ist es natürlich eine besondere Freude, dass Otto Waalkes den vorlauten Drachen Mushu spricht, denn dies passt wirklich wie Dreck auf die Schaufel. Neben Mushu waren meine persönlichen Favoriten zudem die ungewohnt "coole" Großmutter Fa sowie Mulans Pferd Khan, welches auch ohne Sprache unglaublich viel zu sagen hat, wenn man denn so will. 
Fazit: "Mulan" ist ein wunderbarer Disney-Klassiker mit viel Kraft, Witz und einigen überraschend ehrlichen Hinweisen auf das Problem der Geschlechterkämpfe. Klein und Groß dürften dabei beide sehr viel Spaß haben!

Note: 2+






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...