Direkt zum Hauptbereich

Heroes - Die erste Staffel

"Heroes" habe ich vor einigen Monaten einmal bei Amazon Prime angefangen, als ich auf der Suche nach einer neuen Fantasy-Serie war, nach fünf Folgen aber aufgegeben. All das war mir zu wirr, zu skurill, zu undurchdacht. Nun habe ich der Serie doch noch eine zweite Chance gegeben und diesmal tatsächlich alle dreiundzwanzig Folgen der ersten Staffel gesehen... sollte mit der kürzeren zweiten Season aber keine Besserung eintreten, muss ich eingestehen, dass ich nichts verpasst hätte, wenn ich es auch einfach noch einmal sein gelassen hätte.

HEROES - STAFFEL 1


Verschiedene Menschen überall auf der Welt entdecken an sich plötzlich seltsame Fähigkeiten. So stößt der junge Professor Mohinder Suresh (Sendhil Ramamurthy) auf Forschungen seines verstorbenen Vaters, mit welchen er offensichtlich überall auf der Welt nach Menschen mit seltsamen Fähigkeiten suchte. Schon bald ist Suresh jedoch ein geheimnisvoller Mann (Jack Coleman) auf den Fersen, der ebenfalls ein Interesse an diesen Menschen zu hegen scheint. Unterdessen schafft es, der kleine Japaner Hiro (Masi Oka) das Raum- und Zeitgefüge zu durchbrechen, während der Krankenpfleger Peter Petrelli (Milo Ventimiglia) glaubt, fliegen zu können und die Cheerleaderin Claire (Hayden Panettiere) ihre Unverwundbarkeit dokumentiert...

"Heroes" hätte als Serie ein schier massives Potenzial. Mit genügend Zeit, um sich den einzelnen Charakteren zu widmen und sie dann nach und nach zusammenführen, hätte eine tolle Storyline entstehen können, die sich immer weiter hätte entwickeln können. Dass die Macher dies auch versuchen, ist nicht von der Hand zu weisen, leider leisten sie sich dabei aber einige herbe Schnitzer. Zum einen kleistern sie die ganzen dreiundzwanzig Folgen mit dermaßen vielen Subplots, Nebenschauplätzen und immer neuen Charakteren zu, dass man schnell den Überblick zu verlieren droht. Das ist wohl auch den Autoren geschehen, denn nur so ist zu erklären, dass etliche geöffnete Fässer irgendwann einfach nicht mehr angerührt und an sich clevere Cliffhanger letztendlich nur noch mit einem Wink a la "Ach, war ja doch nicht so schlimm" aufgelöst werden. Viele Folgen lang wird dabei immer wieder um große Geheimnisse, Ziele und Gefahren herumgeredet, doch innerhalb dieser Geschwätzigkeit laufen die Figuren im Grunde nur von Pontius zu Pilatus, begegnen sich, ohne dass dies große Folgen hätte und haben sie dann endlich mal ein Ziel erreicht, dann bringt sie das offenbar auch nicht wirklich weiter.
Die Autoren wussten scheinbar selbst nicht genau, wohin sie hier eigentlich steuern, so lassen sie dutzende Figuren stets nur von Ort zu Ort hetzen, damit sie am Ende dann doch wieder dort stehen, wo sie angefangen haben. Alles wirkt dann so gehetzt und übereilt, dass "Heroes" ein starkes Tempo an den Tag legt, darüber hinaus aber vergisst, seine Charaktere ansprechend zu gestalten. Viele werden nur über ihre Fähigkeiten charakterisiert, andere wirken nur wie klischeehafte Abziehbilder... für eine Serie, die dreiundzwanzig Folgen Zeit hätte, ihre Figuren zu formen, diese Zeit dann aber nur für simple A-nach-B-Schnitzeljagden nutzt, ist das schon ein kleines Trauerspiel. Was die meisterhafte Serie "Lost" während der ersten Staffel mit nur zwei Folgen mehr ablieferte, ist genau das Gegenteil: Sie lässt sich Zeit, reiht nicht ständig atemlos Wendung an Wendung, sie lässt die Charaktere atmen. Dies ist bei "Heroes" definitiv nicht der Fall, sodass auch die finalen Folgen, in denen mit dem Tode mancher Figur eine schockierende Wirkung erzielt werden soll, wirkungslos verpuffen. Darüber hinaus dröhnt der penetrante Soundtrack eventuell emotionale Szenarien so dermaßen zu, dass auch hier kein Gefühl herüberkommen möchte.
Man muss dennoch sagen, dass "Heroes" in der ersten Staffel seine Momente hat. Gerade im Mittelteil kommt die Serie unwahrscheinlich gut in Fahrt und hätte man diese Schlagzahl durchgehalten und sich später nicht immer mehr auf wirre Einzelschauplätze konzentriert, die Serie wäre viel besser gewesen. Die Schauspieler haben dabei deutlich mehr Spaß an der Sache als die Zuschauer. Gerade Masi Oka sorgt als comichafter und leicht verwirrter Klischee-Asiate für viel Unterhaltung, während Hayden Panettiere, Greg Grunberg und Santiago Cabrera als drogensüchtiger Zukunftsmaler die interessantesten Storylines für sich verbuchen. Was Ali Larters Niki Sanders da treibt, das wird erst sehr spät klar. In Gastauftritten sind zudem noch bekannte Namen wie Eric Roberts, Clea DuVall, Zachary Quinto und Malcolm McDowell zu bewundern, die den ansonsten flachen Figuren zu einigem Charme verhelfen.
Fazit: "Heroes" hat seine wunderbaren, charmanten Momente, leider wirren die Autoren an viel zu vielen Einzelschauplätzen herum und können bei dem enorm hohen Tempo den Charakteren keine Tiefe verpassen. Hoffentlich wird die zweite Staffel besser...
Update: Die zweite Staffel habe ich ab der Hälfte abgebrochen, da sie mir ebenfalls nicht gefiel und ich meine Zeit dann lieber auf andere Filme und Serien nutzen möchte. Es wird auf meinem Blog also keine weiteren Reviews zu "Heroes" geben.

Note: 3-


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se