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Jason Bourne

Na, da ist er dann plötzlich doch wieder, unser grimmigster Geheimagent ohne Gedächtnis. Zurecht interessierte sich Matt Damon nach dem Abschluss der "Bourne"-Trilogie nicht für einen vierten Film, weswegen die Reihe 2012 sogar für einen Film mit einem neuen Hauptdarsteller weitergeführt wurde. 2016 kehrt Damon nun gemeinsam mit Regisseur Paul Greengrass zu dem Franchise zurück und da fragt man sich dann schon, was die beiden dazu bewegt hat, wieder einzusteigen. Leider fragt man sich das bei Beginn des Abspanns allerdings noch immer...

JASON BOURNE


Jason Bourne (Matt Damon) ist untergetaucht und würde dies auch gerne bleiben, bis er eines Tages seine ehemalige Verbündete Nicky Parsons (Julis Stiles) wiedertrifft. Diese erzählt von einem neuen Programm, welches Treadstone ersetzt und erneut für gehörigen Schaden sorgt. Bourne beschließt, einzugreifen und kehrt nach Europa zurück, wo er natürlich sogleich die Augen des CIA auf sich zieht. Erneut steckt Bourne mittendrin in einer Jagd um die ganze Welt...

Wer sich jetzt den Kopf kratzen und fragen wird, ob das schon alles sein soll, was uns im neuen Bourne-Film an Handlung geboten wird, der wird leider richtig liegen. Zwar gibt es am Rande noch Subplots, die gerade die großflächige Überwachung des Internets zum Thema haben und zur aktuellen Lage rund um Snowden und Facebook werden auch mehr als nur ein paar Worte gesprochen, doch im Kern ist es wohl die simpelste Story der ganzen Reihe. Und immerhin stand diese Reihe gerade in der Original-Trilogie noch für sehr clevere, wendungsreiche Unterhaltung, weswegen dies klar die größte Enttäuschung ist, die man beim Sehen von "Jason Bourne" empfindet. Die Charaktere sind Stereotype, die von dem mauen Skript munter hin und her geschoben werden, um sie so zu positionieren, wie es gerade notwendig ist und ansonsten werden die zwei Stunden eben von sehr vielen Verfolgungsjagden aufgelockert. 
Das macht dann auch wieder ziemlich viel Spaß und gerade die Actionszenen sind Paul Greengrass erneut wirklich hervorragend gelungen, leider bringt das wenig, wenn die Story an sich eben nur auf Sparflamme kocht und Altbekanntes neu aufwärmt, was dann auch nicht so ganz schmecken möchte. Wieder ein neues Programm, wieder neue Bösewichte und wieder ein Bourne, der zurückkehrt, um den Dreck wegzuräumen. Kann es tatsächlich sein, dass den Autoren wirklich nichts Neues eingefallen ist? Das ist schon traurig, denn die Erwartungen waren nicht niedrig, man rechnete bereits mit einem guten Plot, der Matt Damon überzeugt hat, zurückzukommen, es ist aber eben doch nur ein Standard-Thriller geworden, der seine enorm magere Handlung mit viel Action überdeckt. Das hat es so in der "Bourne"-Reihe tatsächlich noch nicht gegeben. 
Darüber hinaus kann Greengrass diese turbulente Jagd, die da zwei Stunden mit hohem Tempo auf der Leinwand stattfindet, natürlich sehr ansprechend in Szene setzen und im letzten Drittel wird es sogar noch einmal richtig spannend, da Greengrass clever einige Spionage-Jagden verteilt, bevor es zu einem krachenden Finale kommt. Besonders die Auto-Verfolgungsjagd in Las Vegas, während welcher ein SWAT-Wagen ganze Autoschlangen aufs Korn nimmt, ist sehr beeindruckend gelungen.
 Die Schauspieler indes verrichten Dienst nach Vorschrift, Matt Damon ist als wortkarge Rolle seines Lebens natürlich wieder sein Geld wert, leider fällt der Rest der namhaften Besetzung kaum auf. Vincent Cassel ist eigentlich viel zu gut, um sich für eine solch eindimensionale Rolle als Auftragskiller herzugeben und hat eben auch nicht mehr zu tun, als Bourne immer wieder zu jagen. Tommy Lee Jones spielt den grummeligen CIA-Chef auf Autopilot und sogar Oscarpreisträgerin Alicia Vikander bleibt überraschend blass, was daran liegen mag, dass das Skript aus den Figuren eben nur das Minimum herausholt. 
Fazit: Inszenatorisch ist auch der fünfte "Bourne" wieder große Klasse, auf Handlungsebene ist das ständige Weglaufen und Verstecken aber diesmal sehr mau geraten, da den Autoren schlichtweg nichts Neues mehr eingefallen ist. Bei einem weiteren Ausflug ins Reich von Treadstone und Co. müssen also dringend ein paar neue Ideen her.

Note: 3-




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