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Deadpool 2

Auch dieses Kinojahr steht wieder im Zeichen der Superhelden-Blockbuster... insbesondere von Marvels Seite. Während sich das DC-Universum nach dem letztjährigen Flop rund um die "Justice League" nämlich 2018 nur im Dezember mit ihrem "Aquaman"-Solo-Film präsentieren wird, wirft das MCU gleich drei neue Beiträge in den Ring, von denen bereits "Black Panther" und der alles überstrahlende "Avengers: Infinity War" sämtliche Rekorde brachen. Und dann gibt es von Marvels Seite ja auch noch das abgespaltene, noch bei Fox ruhende Universum der X-Men und diese warten nun mit dem zweiten "Deadpool"-Film auf. Der erste Teil war ein großer Spaß, auf die Fortsetzung des Überraschungs-Hits war ich dementsprechend gespannt...

DEADPOOL 2


Ob er will oder nicht, irgendwann muss Wade Wilson alias "Deadpool" (Ryan Reynolds) sich den "X-Men" anschließen. Dabei trifft er den jungen Mutanten Russell Collins (Julian Dennison), der dringend seine Hilfe braucht, wird er doch von dem zeitreisenden Killer Cable (Josh Brolin) verfolgt. Deadpool stellt sich ihm entgegen, muss jedoch bald einsehen, dass er seinem neuen Gegner kaum gewachsen ist, denn dieser verfolgt unerbittlich sein Ziel: Russell auszulöschen. Um ihm Einhalt zu gebieten, tut Deadpool sich mit anderen Superhelden zusammen und gründet die schon bald legendäre "X-Force"...

Diesmal stand den Machern (für Tim Miller, der sich während des Produktionsprozesses mit Ryan Reynolds zerstritt, springt nun "John Wick"-Actionspezialist David Leitch in die Bresche) das dreifache Budget des Originals zur Verfügung... angesichts des überraschenden Erfolges, trotz R-Rated-Freigabe, war Fox diesmal also nicht mehr zu knauserig. Das Geld ist dann auch deutlich auf der Leinwand zu sehen: Nicht alle Spezialeffekte sind gelungen, einige sehen sogar ziemlich mies aus, aber der Action-Quotient ist deutlich gestiegen und traut sich dann auch mal größere Materialschlachten zu, die vorher so nicht möglich waren. Da sind mehr Figuren im Spiel, die Kampfchoreos sind ausgefeilter und sogar der finale Showdown wirkt wie in einem Marvel-Blockbuster und teilt sich dabei auch die gewohnte Überlänge. 
Fans des Erstlings bekommen nun im Grunde auch alles, was sie bereits vor zwei Jahren liebten: Einen ständig frotzelnden, fluchenden und seine Gegner zerhackstückenden Protagonisten, der gerne die vierte Wand durchbricht und in teils herrlichen Seitenhieben von den Avengers über Batman bis hin zu den X-Men keinen Superhelden ungeschoren davonkommen lässt. Recht morbider Humor, ein spaßiger Soundtrack, den Wink hin zur politischen Unkorrektheit, Brutalität, Running Gags und die Wiederkehr beliebter Figuren wie Taxifahrer Dopinder oder die alte, blinde und dennoch mit Waffen hantierende Granny Blind Al, gespielt von Leslie Uggams. 
Und obwohl all das noch einmal deutlich aufgerüstet wurde, der Cast durch Stars wie Josh Brolin (sein dritter Film in vier Wochen, nach "No Way Out" und "Infinity War"), Eddie Marsan, "Es"-Clown Bill Skarsgard oder die deutsche Zazie Beetz in einer prägnanten Nebenrolle... diesmal will der Funken einfach nicht ganz überspringen. Die Geschichte ist wie bereits im Vorgänger eigentlich nur ein Mittel zum Zweck, um Deadpool von der Leine zu lassen und das wäre ja auch okay, wenn sie letztendlich doch nicht so umständlich erzählt werden würde. Im ersten Drittel, wenn über mehrere Etappen die verschiedenen Figuren eingesammelt werden müssen, kommt der Film einfach nicht richtig in Schwung, trotz einiger brillanter Gags am Rande und einem nach wie vor gut aufgelegten Ryan Reynolds. Die Mischung aus ungestellter Dramatik und frotzelndem Humor stimmt in den ersten Minuten einfach noch nicht, tatsächlich treten sogar Längen auf. 
Hat "Deadpool 2" aber schließlich seine Stimme gefunden, geht es einfach nur noch ab... und angesichts der lebendigen Charaktere und manch einer netten Handlungswendung macht das dann auch wirklich Freude. Der alte, ungehobelte Charme blitzt immer wieder auf, doch sind einige der Gags diesmal deutlich zu lau geraten, manchmal blieb es im Saal gar merkwürdig still. Keine Frage, dass dann meistens ein anderer Witz um die Ecke kommt, der es dann besser macht, generell habe ich aber nicht so viel gelacht wie noch im wesentlich einfacheren Erstling. "Deadpool 2" wirkt dann auch hinsichtlich seines etwas außer Kontrolle geratenen Showdowns ein wenig überladen, obwohl man sich von einigen Figuren auf irrwitzige Art und Weise schon früh verabschiedet. Das Gleichgewicht stimmt einfach nicht immer, was die Fortsetzung noch zu einem wirklich netten Spaß macht, der aber nicht mehr so leicht und stimmig daherkommt wie noch vor zwei Jahren.

Fazit: Einige der Gags sind zum Schießen komisch, Deadpool lässt niemanden ungeschoren davonkommen und Ryan Reynolds ist wie gehabt herrlich aufgelegt. Trotzdem wirkt die Geschichte bemüht und umständlich erzählt, zu den sympathischen Figuren und der starken Action gesellen sich auch einige Rohrkrepierer und ungewohnte Längen.

Note: 3






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