Direkt zum Hauptbereich

Superman IV - Die Welt am Abgrund

Sie mussten sich wahrscheinlich erst einmal etwas erholen, denn nachdem "Superman III" sowohl kommerziell Schiffbruch erlitt als auch bei den Kritikern mit voller Wucht durchfiel, musste man sich erst einmal Gedanken machen, wie man mit der Marke weiterverfahren würde. Man musste etwas Neues entwickeln, um die Zuschauer noch einmal anzulocken... und man kann den Machern zumindest nicht vorwerfen, dass sie das nicht in Ansätzen versuchen würden. Wie man einen guten oder zumindest soliden "Superman"-Film macht, haben sie nach dem zweiten Teil aber offensichtlich komplett verlernt, denn auch der vierte Film (und somit der letzte, in dem Christopher Reeve den Titelhelden mimt), ist eine Bauchlandung... wenn auch keine ganz so eklatante wie der direkte Vorgänger.

SUPERMAN IV - DIE WELT AM ABGRUND


Der Schock ist groß, als der Daily Planet von dem kaltschnäuzigen Zeitungsmogul David Warfield (Sam Wanamaker) und seiner Tochter Lacy (Mariel Hemingway) übernommen wird - beide zeichnen sich durch inkorrekte Berichterstattung aus. Lois Lane (Margot Kidder) geht dementsprechend auf die Barrikaden, während Clark Kent (Christopher Reeve) ganz andere Probleme hat. Die Weltmächte bedrohen sich gegenseitig mit Atomwaffen und Superman entschließt sich einzugreifen. Dabei hat er die Rechnung jedoch ohne seinen einstigen Widersacher Lex Luthor (Gene Hackman) gemacht, der aus dem Gefängnis ausbricht und Superman einen neuen Feind entgegenstellt: den "Nuclear Man" (Mark Pillow)...

Für einen vierten Film mussten sie alle überzeugt werden: Christopher Reeve wurde zugestanden, am Drehbuch mitzuarbeiten, damit er sich überhaupt dazu hinreißen ließ, noch einmal das Cape umzuschmeißen und auch Gene Hackman musste man erst mit einem verführerischen Angebot lockern, mit welchem er eine Rolle in einem anderen Blockbuster übernehmen durfte, ganz nach seiner Wahl. Zurück waren sie also alle, auch Jackie Cooper und Margot Kidder sprangen wieder ins Boot und die Zeichen standen auf alte Tugenden... letztendlich liefern sie aber bereits zum zweiten Mal weitestgehend nur Schund ab. Passenderweise ging auch dieser Film an den Kinokassen unter, weswegen die "Superman"-Reihe rund um Christopher Reeve dann auch beendet war, bis man sich 2006 an eine neue Fortsetzung mit ausgetauschtem Personal versuchte. 
Doch lasst uns nicht zu weit voranschreiten, reden wir hier erstmal über "Die Welt am Abgrund": Der Plot ist, wie bereits befürchtet, eine halbe Katastrophe. Man macht sich Mühe, insbesondere den jungen Zuschauern eine gefestigte Message mitzugeben und auch auf damalige, aktuelle Ereignisse in der Weltpolitik zu reagieren und diese aufzugreifen, dies wirkt jedoch auch in den besten Momenten noch himmelschreiend naiv und wenn sich all dies dann in den üblichen Fantasy-Quatsch hineinsteigert, wird es auch nochmal ziemlich blöd. Spannung kommt bei dem Gekloppe ohnehin keine auf und auch der Charakter des Superman hat weiterhin an Ecken und Kanten eingebüßt, wirkt unbesiegbar und gleichzeitig ziemlich langweilig. 
Der einzige Plot, der zumindest zu Beginn noch vielversprechende Ausmaße einnimmt, ist der der Übernahme des Daily Planet. Was mit einer zugleich witzigen und ziemlich cleveren Ausgangslage beginnt, fällt später aber weitestgehend unter den Tisch, da das Skript nicht weiß, wie es seine neu eingeführten Figuren nutzen soll. Lacy Warfield bleibt dabei ebenso als blasses Love Interest auf der Strecke wie Gene Hackman als Bösewicht zum wiederholten Male blass bleibt... dass er generell kein großes Interesse hatte, erneut in die Rolle des Lex Luthor zu schlüpfen, sieht man ihm beinahe in jeder Sekunde an. Was man "Superman IV" ebenfalls ansieht, ist, dass keinerlei Liebe mehr in dessen visuelle Kraft gesteckt wurde. Die Effekte sehen auch für ein Werk aus dem Jahr 1987 unglaublich mies aus, insbesondere, wenn die Charaktere durch die Luft fliegen - im direkten Vergleich mit Werken wie "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Das Imperium schlägt zurück", die noch einige Jahre mehr auf dem Buckel haben, sieht das Ganze einfach traurig aus. Ein schwacher Höhepunkt ist dabei die Szene einer fliegenden Freiheitsstatue, wobei die Größenproportionen so dermaßen falsch sind, dass sich nur noch unfreiwillige Komik breitmacht. 
Was man "Superman IV" im Gegensatz zu seinem direkten, unfassbar schlechten Vorgänger zu Gute halten muss, ist, dass er nur 89 Minuten lang ist und somit rasch auf seinen Punkt kommt, keinerlei Längen zu verzeichnen sind. Dass die Macher trotz der kurzen Laufzeit aber im Grunde kaum etwas Interessantes zu erzählen haben, merkt man auch den komödiantischen Elementen an, in denen Clark Kent ständig zwischen seinen zwei Identitäten wechseln muss - im Original waren diese Szenen noch herrlich charmant und leichtfüßig, hier wirken sie durch die Bank weg nur noch bemüht.

Fazit: Schwaches Finale einer einst so tollen Reihe. Nicht ganz so mies wie der direkte Vorgänger, aber dennoch absolut vergessenswert, vollgestopft mit schlechten Effekten, einer nichtssagenden und unfreiwillig komischen Handlung und blassen Charakteren.

Note: 4-






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...