Direkt zum Hauptbereich

Superman

Für viele Filmfans gelten die jeweils ersten Teile des "X-Men"-Franchise und von Sam Raimis originaler "Spider-Man"-Trilogie als Beginn der Comicverfilmungen in Hollywood. Sie zeigten, dass Verfilmungen diverser Comics an den Kinokassen überzeugen und dabei auch qualitativ wirklich gut sein können. Doch natürlich begann diese Geschichte schon lange vor der Jahrtausendwende und erzeugte ab 1978 vier klassische Filme aus dem DC-Universum: Die "Superman"-Filme mit Christopher Reeve als strahlendem Titelhelden. Nun ist auch für mich die Zeit gekommen, alle fünf Filme (inklusive der neueren Fortsetzung "Superman Returns" aus dem Jahr 2006) zum allerersten Mal zu sehen...

SUPERMAN


Um seinen Sohn Kal-El vor der Zerstörung des Planeten Krypton zu retten, schickt Jor-El (Marlon Brando) diesen als Säugling in einer Kapsel zur Erde, kurz bevor alle Bewohner von einem gewaltigen Feuersturm ausgelöscht werden. Kal-El (Christopher Reeve) wächst unter den Namen Clark Kent bei seinen Zieheltern Jonathan (Glenn Ford) und Martha Kent (Phyllis Thaxter) auf und versucht dabei, möglichst unerkannt zu bleiben. Doch eines Tages muss er losziehen, um seiner Vergangenheit entgegenzutreten... und nimmt schließlich die Identität des Superman an, in welcher er die Menschheit vor Verbrechen und Katastrophen schützt. Dabei legt er sich mit dem größenwahnsinnigen Lex Luthor (Gene Hackman) an und verliebt sich auch rasch in die Reporterin des Daily Planet, Lois Lane (Margot Kidder)...

Als man 2013 mit "Man of Steel" ein Reboot des Franchise um den capetragenden, fliegenden Superhelden in Angriff nahm, war die Skepsis groß... angesichts des mau weiterverlaufenden DC-Universums im Kino war sie sogar vielleicht irgendwie berechtigt. Ein großer Kritikpunkt stand jedoch schon vor dem Film von "Watchmen"-Regisseur Zack Snyder im Raum: Ist ein Held wie Superman in der heutigen Zeit, nach Filmen wie "The Dark Knight" und den "X-Men", überhaupt noch zeitgemäß? Ist er nicht zu strahlend, zu glatt, zu perfekt? Zu diesem Vergleich passt es, wenn man sich (so wie ich nun zum ersten Mal) die alten "Superman"-Filme ansieht, die noch in einer Zeit entstanden, in der Superhelden nicht als düster und mit sich hadernd, sondern einfach als ein kraftvolles Symbol der Hoffnung beschrieben wurden.
So ist Superman auch hier weitestgehend ein perfekter Mensch, seine Frisur sitzt, sein Lächeln ist schmachtend, er hat Muskeln, kann fliegen und selbst Kugeln können ihm nichts anhaben. In der heutigen Zeit ist ein solcher Held natürlich ein wenig langweilig, auch wenn seine Schwächen im Finale ein wenig aufgezeigt werden. Trotzdem kann man dem schnell zum Klassiker des Genres aufgestiegenen Film von "Lethal Weapon"-Regisseur Richard Donner nicht absprechen, dass er einfach sehr viel Charme hat und auch vierzig Jahre nach seiner Uraufführung 1978 noch immer zu unterhalten versteht.
Natürlich haben die Effekte ordentlich Staub angesetzt - angesichts seines Alters sieht der Film aber auch heute noch erstaunlich gut aus und erreicht insbesondere während seines spektakulären Finales in einigen Szenen optische Brillanz und ein erstaunliches Maß an Spannung. Am meisten Spaß macht "Superman" jedoch, wenn sich Clark Kent alias Kal-El eben gerade nicht im Cape durch die Lüfte schwingt. Stattdessen sind die Szenen, in denen Kent als tollpatschiger und übereifriger, neuer Journalist beim Daily Planet, einer erfolgreichen Zeitung, arbeitet und sich vom Alltag auch mal überfordert zeigt, die wahren Highlights. Mit einem herrlichen Comedy-Timing, einem Christopher Reeve, der auch ohne Posen und Zwinkern auskommt, und sehr viel Charme in gewitzten Dialogen hat man hier tatsächlich viel zu lachen.
Generell ist "Superman" ein sehr spaßiger Film, der sich nicht immer zu ernstnimmt und auch in den ausladenden Actionszenen stets eine Spur Witz einbaut. Das ist dann nicht zwingend ganz großes Kino, aber immerhin sehr charmant, trotz einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden kurzweilig und langweilt nie. Als Szenendieb erweist sich derweil Jackie Cooper als strenger Chef der Zeitung... hier werden tatsächlich Erinnerungen an den mehrere Dekaden später erschienenen "Spider-Man" wach, wo J.K. Simmons als grummeliger Zeitungsboss immer der heimliche Star war. Problematisch wird es nur, wenn der Bösewicht auftritt: "Der Staatsfeind Nr. 1"-Star Gene Hackman hat zwar offensichtlich sehr viel Spaß daran, dem intriganten Lex Luthor Leben einzuhauchen, trotzdem kommen seine Szenen durchgehend zu albern herüber... als Antagonist wirkt er niemals bedrohlich, sondern eher lächerlich und beraubt dem fiesen Plan gegen Ende doch einiges an Intensität.

Fazit: Kurzweiliger Superhelden-Blockbuster mit einem charmanten Hauptdarsteller und knalligen Actionszenen. Highlights sind dabei die komödiantischen Momente, in denen Clark Kent als Mensch und nicht als Held agiert, während der Antagonist leider ein alberner und farbloser Fiesling bleibt, der niemals bedrohlich wirkt.

Note: 3+





Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se