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Game of Thrones - Die erste Staffel

Lange habe ich gewartet, noch länger habe ich mich darauf gefreut und meine Erwartungen waren, nachdem mir gefühlt jeder meiner Freunde diese Serie ans Herz legte, mich gar mit geschocktem Blick ansah, als ich sagte, dass ich sie noch nicht gesehen habe, turmhoch. Ein bisschen gehändicapt ist man als Nachzügler aber trotzdem: Ich habe sieben der Bücher von George R. R. Martin gelesen, da sich "Game of Thrones" zu Beginn der Serie noch sehr genau an die Vorlage hält, sind mir einige Wendungen also bekannt. Auch manch einem leichten Spoiler konnte ich über Jahre im Netz nicht ausweichen. Doch all das sollte meine Vorfreude nicht senken - als ich endlich die erste Folge startete, war ich so aufgeregt wie noch nie beim Start einer neuen Serie...

GAME OF THRONES - STAFFEL 1


Der Winter naht, das spürt die ganze Welt. In Westeros können grausame Winter ein ganzes Leben lang anhalten, weswegen sie sich alle davor fürchten und dennoch nicht einhalten, ihr Spiel um den Thron zu spielen. Momentan sitzt König Robert Baratheon (Mark Addy) auf dem eisernen Thron, während seine Ehefrau Cersei (Lena Headey) aus der Familie der Lannister die Strippen hinter seinem Rücken zieht. Es dauert nicht lange, bis auch Winterfell und dessen Herrscher Eddard Stark (Sean Bean) und seine Familie in die Intrigen rund um den Thron eingreifen... und eine alte Macht naht auch hinter dem Meer: Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) nähert sich dem Wasser mit einer Armee, überzeugt, Westeros einzunehmen.

Noch vor einigen Jahren wurden, als nach der besten Serie der Jetztzeit gefragt wurde, "Breaking Bad" und "The Walking Dead" als Spitzenreiter benannt. Nachdem erstere aber bereits vor einigen Jahren nach fünf Staffeln ihr Ende fand und letztere qualitativ Federn ließ und einige langjährige Fans einbußte, übernahm eine andere Serie den Thron, die schon zuvor als mit das Beste galt, was es in und um Sky, Netflix und Co. zu finden gab: Die Verfilmung der grandiosen Mittelalter-Romane "Das Lied von Eis und Feuer". Wer hier nun ein Fantasy-Epos sondergleichen oder den "Herrn der Ringe" der Serienlandschaft erwartet, sich bereits auf gigantische Schlachten freut, die den heimischen Bildschirm erzittern lassen, dürfte sich angesichts der ersten zehn Folgen in der Welt von Westeros aber noch verwundert die Augen reiben. Der Fantasy-Anteil fällt enorm gering aus, Fabelwesen oder magische Kämpfe werden vergeblich gesucht. 
Stattdessen ist "Game of Thrones" in seiner ersten Staffel viel mehr etwas, was man guten Gewissens als mittelalterlichen Thriller beschreiben kann. Im Fokus stehen dabei die Intrigen am Hofe, das gegenseitige Manipulieren, das Belauern. Sie alle wollen aus verschiedenen Gründen auf dem Thron Platz nehmen oder verhindern, dass jemand Bestimmtes die Herrschaft übernimmt... und den etlichen Figuren dabei zuzuschauen, wie sie Szene für Szene, Folge für Folge um ihren Vorteil ringen, dies manchmal mit gezogenem Schwert, oftmals aber eher mit gespaltener Zunge tun, offenbart einen enormen Unterhaltungswert. Wer nur ein falsches Wort sagt, droht schon bald seinen Kopf zu verlieren - diese Bedrohung liegt förmlich in jeder Minute in der Luft. 
Schließlich zählt "Game of Thrones" neben Vorreiter "The Walking Dead" zu den Serien, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, dass keine ihrer Figuren, ganz gleich ob Hauptcharakter oder Nebendarsteller, sicher ist... und genau so ist es auch. Das ist teilweise extrem brutal, meistens aber einfach nur enorm spannend. Ein Meisterstück ist dabei auch die kreierte Welt von George R. R. Martin, der den Zusammenhang der Familien, Burgen, Häuser und Landsherren bemerkenswert gut im Griff hat. Das gigantische Figurenensemble in Kombination mit all den Verstrickungen in Sachen Familie, Geschichte und Brauch erschlägt einen zu Beginn beinahe. Und auch wenn die Macher jeder Figur und jedem Plot immer wieder markante Momente und Szenen geben... wer hier nicht genau aufpasst, wer was aus welchem Grund tut, ist womöglich schneller draußen, als es ihm lieb ist. Es ist also Aufmerksamkeit vonnöten, doch angesichts der bravourösen Inszenierung und der erwachsenen und vertrackten Geschichte, die nicht mit Blut und nackter Haut geizt, ist es nicht schwer, den Blick voll und ganz auf dem Bildschirm zu belassen. 
Die grandiose Kino-Optik (wow, was sind das manchmal für wunderschöne Bilder, die man sich am liebsten einfach an die Wand hängen möchte), die für eine TV-Serie Maßstäbe setzt, täuscht im späteren Verlauf aber leider nicht über manch eine merkliche Länge hinweg - ab und an dreht sich die Geschichte doch ein wenig im Kreis. Dafür leisten sämtliche Schauspieler Großes. Jemanden hervorzuheben, ist schwer, am ehesten hat sich dies jedoch "X-Men"-Star Peter Dinklage verdient, der als gerissener Gnom sämtliche Szenen, in denen er auftritt, an sich reißt. Ebenso grandios sind Maisie Williams und Sophie Turner und auch Emilia Clarke. Böse Zungen behaupten, "Terminator"-Star Clarke gelte als schwächste im Cast, was ich so jedoch keinesfalls unterstreichen kann - sie verkörpert für mich genau die richtige Balance aus Schwäche und Standhaftigkeit in ihrem Plot, der zu den interessantesten der Serie gehört.

Fazit: Starke erste Staffel einer Serie, die als Meisterwerk gilt. Wer nicht haarklein aufpasst, ist angesichts der etlichen Figuren und ihrer vertrackten Machenschaften schnell draußen. Wer jedoch am Ball bleibt, wird mit einer spannenden und wendungsreichen Geschichte, lebendigen Figuren und einer meisterhaften Optik belohnt, wobei nur einige Längen den Spaß ein wenig trüben.

Note: 2-





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