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Ronin

Manche Filme altern wesentlich schneller als andere. Positive Beispiele, dass Filme auch technisch lange Zeiten überdauern, gibt es zuhauf - so sind Werke wie "Jurassic Park", "Der weiße Hai" und "Titanic", die allesamt schon mehrere Dekaden auf dem Buckel haben, auch heute noch inszenatorisch enorm intensiv. Und dann gibt es die, die weniger gut altern und auch diese sind in den verschiedensten Genres zu finden. Einen von ihnen habe ich nun gesehen und bei "Ronin" ist die recht altbackene Inszenierung dabei im Grunde noch das kleinste Problem, wesentlich schwerer wiegen dabei eine banale Handlung und vollkommen fehlende Spannung...

RONIN


Fünf Männer werden von der mysteriösen Deirdre (Natascha McElhone) angeheuert, einen mysteriösen Koffer in ihren Besitz zu bringen, den ihr Auftraggeber unbedingt zurückhaben möchte. Sam (Robert De Niro), ein amerikanischer Strategiespezialist; Vincent (Jean Reno), ein französischer Organisator; Gregor (Stellan Skarsgard), einem deutschen Computerprofi; Spence (Sean Bean), ein Waffenspezialist aus Großbrittanien und dem Fahrer Larry (Skipp Sudduth). Sam misstraut Deirdre und der gesamten Mission von Anfang an und möchte lieber direkt mit dem mysteriösen Kopf hinter dem ganzen Plan sprechen, was ihm jedoch verboten wird. Als sich das Team schon früh in große Gefahr bringen muss, um überhaupt in die Reichweite des Koffers zu gelangen, kochen die Emotionen hoch...

Die letzten Worte dieser Handlungsbeschreibung sind dann an sich eigentlich schon ziemlich übertrieben, aber irgendwie muss man ja beschreiben, dass es bei diesem Film doch noch um etwas geht. Emotionen kochen dabei aber eigentlich kaum hoch - selbst als eines der Mitglieder aus dem Team entlassen wird, geschieht das ohne größere Zusammenhänge, bleibt faktisch. Fehlendes Gefühl passt dann auch dazu, dass man über die handelnden Charaktere eigentlich rein gar nichts erfährt. Sie bleiben allesamt auf ihre jeweiligen Fähigkeiten und Talente spezialisiert, ohne dass wir sie darüber hinaus näher kennenlernen dürfen - wenn dann wirklich mal die Kugeln fliegen und die Charaktere zwischen Leben und Tod auf der Schippe stehen, wollen wir angesichts dessen, dass wir uns kaum für sie interessieren, dann auch nicht richtig mitfiebern.
Gut, die Macher spielen dabei aber natürlich noch mit ewigem Verrat und schreiben ihr Skript so nieder, dass wir keinem der Figuren, die allesamt irgendwie ihr eigenes Ziel haben, nicht wirklich trauen können. Und tatsächlich, das ein ums andere Mal sah ich eine Umkehrung eines Charakters wirklich nicht kommen. Es ist allerdings die eine Sache, von einer solchen Wendung wirklich überrascht und gebannt zu werden... und eine andere, ob diese ganzen Plotpoints nicht einfach weit weggeholt sind und es einen so kaum interessiert, wer da nun was wegen was macht. Das Drehbuch interessiert sich nicht für die eigentlichen Handlungen seiner Figuren und lässt auch den Zuschauer angesichts eines mysteriösen Koffers, dem sie alle hinterherjagen und bei dem es eigentlich auch schnurzpiepsegal ist, was sich nun darin befindet, weitestgehend im Dunkeln.
Diese Handlungsfäden werden dann für allerlei Actionszenen benutzt, wobei Regisseur John Frankenheimer zumindest die Autoverfolgungsjagden recht gut im Griff hat. Doch selbst die wildesten Setpieces, Explosionen, Stunts und quietschende Reifen nützen nichts, wenn die Geschichte nicht funktioniert... und das tut sie bei "Ronin" zu keiner Minute. Selbst ein No-Brainer wie die letzten "Fast & Furious"-Filme können immerhin noch erinnerungswürdige Charaktere, spielfreudige Stars und vollkommen abgedrehten Witz zu ihren Pluspunkten zählen, "Ronin" bleibt dagegen auf gesamter Laufzeit merkwürdig blass und uninteressiert. Man hakt gewisse Plotpoints ab, lässt da mal eine Figur sterben, hier jemanden Kugeln durch die Gegend ballern und dann gehts auch direkt weiter zum nächsten Verrat.
Das wirkt alles so willkürlich und bei aller Liebe gerade anhand der Schusswechsel so billig inszeniert, dass man die ganze Chose nicht ernstnehmen kann, so sehr man sich auch bemüht. "Der Pate"-Star Robert De Niro müht sich anfangs noch redlich, dem Ganzen ein wenig Gewicht zu verleihen, richtig freispielen kann er sich aber auch nicht. Das hat er zumindest noch Jean Reno voraus, denn der aus "Godzilla" und "Leon - Der Profi" bekannte französische Schauspieler bekommt hier nur wenig zu tun. Stellan Skarsgard macht aus der wenigen Zeit noch das Beste und immerhin glänzt auch Jonathan Pryce neben seinem "Fluch der Karibik"-Kollegen in Undurchsichtigkeit.

Fazit: Müder und banaler Thriller, dessen Handlung nie an Zug gewinnt und die sich nicht für seine blassen Figuren interessiert. Die Schauspieler wirken unterfordert, Wendungen bleiben willkürlich, selbst die Action überzeugt nicht durchgehend.

Note: 5+






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