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Der Maschinist

Es gibt wohl kaum einen Schauspieler, der sich körperlich mit solch einer Hingabe in seine Rollen hineinwirft wie Christian Bale... und das ist nicht nur positiv gemeint. Natürlich, er bleibt der Herr seiner selbst, trotzdessen tritt er seine Gesundheit für die Kunst absolut mit Füßen, was ein grandioses Licht auf seine Schauspielleidenschaft, aber ein eher finsteres auf sein Selbstbefinden werfen lässt. Ihm zuzusehen ist dabei immer eine ganz große Sache, dass er sich nur ein Jahr später, nachdem er sich für den Psycho-Thriller "Der Maschinist" hager hungerte bereits muskelbepackt und stählern für "Batman Begins" vor der Kamera stand, grenzt an gesundheitliche Folter. Die Filmfans jubeln derweil über solch bravouröse Schauspielleistungen... und auch ich muss mit einstimmen, nun, da ich "Der Maschinist" zum ersten Mal gesehen habe.

DER MASCHINIST


Laut eigener Aussage hat Trevor Reznik (Christian Bale), der als Maschinist in einer Fabrik arbeitet, seit einem Jahr nicht mehr geschlafen. Kein Wunder also, dass er extrem abgenommen hat, durchgehend krank aussieht und sogar merkwürdige Dinge sieht, die in seiner Wohnung, seiner Arbeitsstelle oder sogar auf dem Parkplatz geschehen. Schon bald kann er die Realität von seinen Wahrnehmungsstörungen nicht mehr unterscheiden, ganz gleich, ober sich mit der befreundeten Prostituierten Stevie (Jennifer Jason Leigh) trifft oder einen Kaffee an der Flughafen-Bar trinkt. Trevor beginnt den Verstand zu verlieren und folgt einem merkwürdigen Puzzlespiel, welches ihn schließlich zu seinem neuen Arbeitskollegen Ivan (John Sharian) führt...

Es ist im Grunde als der Film bekannt, für den sich Christian Bale dreißig Kilogramm herunterhungerte, rund ein Drittel seines gesamten Körpergewichts... und sich dies auf dem Bildschirm anzusehen, wenn man Bale zuvor beispielsweise in der "The Dark Knight"-Trilogie oder gar in "American Hustle" mit kräftigem Bierbauch gesehen hat, tut beinahe weh. Eine ähnliche Verwandlung machte er auch später für das Boxer-Drama "The Fighter" durch, doch niemals war seine optische Wandlung so schockierend wie in dem spanischen Psycho-Thriller von Regisseur Brad Anderson. 
Nach wenigen Filmminuten begutachtet Bales Charakter bereits seine hervorstehenden Wirbel in einem Badezimmerspiegel und kommentiert dies mit einem leisen "Mein Gott". Genau dieser Gedanke schießt auch dem Zuschauer durch den Kopf, wenn er das magere Skelett dieses grandiosen Schauspielers sieht und man sich vor dessen Performance verneigen will. Bale ist immer gut, hier ist er schlichtweg meisterhaft, beinahe so gut wie in seiner oscargekrönten Nebendarsteller-Performance in "The Fighter" und absolut auf der Höhe seines Könnens. Einen durchgeknallten Irren gab er auch einige Jahre zuvor bereits in "American Psycho", doch während er dort noch mit einer Kettensäge bewaffnet weibliche Opfer durch den Hausflur jagte, ist der Tonfall in "Der Maschinist" vergleichweise ruhiger. 
Der beinahe klassische Filmscore von "Evil Dead"-Komponist Roque Banos kann davon beinahe ablenken, doch im Grunde dreht es sich darum, dass Trevor Reznik hier langsam aber sicher den Verstand verliert. Das mit seinem Oberstübchen etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, ist bereits nach wenigen Minuten klar, wenn er anspricht, seit einem Jahr nicht geschlafen zu haben - etwas, was kein Mensch jemals könnte. Wenn sich schließlich seltsame Botschaften auftun und er diesen folgt, ist klar, dass er Wahnvorstellungen hat... nur wie sich diese mit der Realität vermischen und was nun Schein und Sein ist, wer dieser Reznik eigentlich wirklich ist, das sind die Fragen, die es zu klären gilt. Die Frage, ob er wirklich verrückt ist, stellt sich nicht, wir müssen nur herausfinden, wie verrückt er ist. Aus dieser Schnitzeljagd macht Anderson ein recht spannendes und vertracktes Spielchen, immer wieder angereichert mit schönen Momenten des Wahnsinns, sensiblen Augenblicken der Ruhe und einigen gewaltsamen Ausbrüchen. 
Das führt am Ende leider nicht alles wirklich rund zusammen und angesichts der vielen interessanten Figuren ist es schade, dass die recht vorhersehbare, wenn auch in ihren Kontext clever verschachtelte Auflösung viele Szenen und Ereignisse als nichtig abtut. Anderson entwirft hier ein vielschichtiges Puzzle, dessen Teile aber nicht alle notwendig sind und die sich daher nicht zu einem runden Ganzen zusammenfügen. Das ist absolut beeindruckend inszeniert und entwickelt, trotz kleinerer Längen, einen gewissen Sog und lebt auch von der meisterhaften Performance seines Hauptdarstellers, baut jedoch im letzten Drittel, wenn zu früh klar wird, wohin der Hase läuft, merklich ab.

Fazit: Christian Bale ist so brillant, dass man ihn mit allerlei Preisen überhäufen möchte, die Regie entwirft dabei ein komplexes und psychisch angeknackstes Bild der Wahnvorstellung, was einem Sog gleicht. Leider führen viele Puzzleteile am Ende ins Nichts und lassen das Gesamtbild schließlich nicht vollkommen rund wirken.

Note: 3+




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