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Gänsehaut (2015)

So ungefähr ab dem Alter von zehn Jahren war ich vernarrt in die Bücher von R.L. Stine - als Fan von allerlei Gruselgestalten, für Geschichten vom Meister des Horrors selbst, Stephen King, allerdings noch zu jung, führte kaum ein Weg an "Gänsehaut", "Fear Street" und Co. vorbei und damals gereichten die flott und leicht geschriebenen Storys, um mich angenehm schauern zu lassen. Diese Zeiten sind lange vorbei, ich habe mich erwachsenerer Literatur zugewandt, in positiver Erinnerung habe ich Stines Geschichten aber dennoch immer behalten. Einen comedy-mäßigen Abenteuerfilm hätte es dazu aber auch nicht gebraucht... er tut aber während seiner Sichtung auch weniger weh als erwartet.

GÄNSEHAUT


Der siebzehnjährige Zach Cooper (Dylan Minnette) muss aus New York ins verschlafene Städtchen Madison ziehen und ist gar nicht begeistert... bis er seine gleichaltrige Nachbarin Hannah (Odeya Rush) kennenlernt. Ihr Vater (Jack Black) scheint allerdings ein recht seltsamer Kerl zu sein, der Zach gleich bei ihrem ersten Treffen den weiteren Kontakt zu seiner Tochter strikt verbietet. Wieso, das findet Zach bald selbst heraus, denn als er in ihr Haus einbricht, in der Vermutung, der Mann würde Hannah etwas antun, entdeckt er das Geheimnis der Familie: Etliche selbstgeschriebene Gruselgeschichten in Form von gebundenen Büchern, die jedoch, sollte man sie öffnen, die Monster im Inneren auf die reale Welt loslassen. Zach geschieht das Missgeschick und schon bald sieht Madison einer wahrhaftigen Monsterapokalypse entgegen...

Man wusste eigentlich, auf was man sich hier einlassen kann: Einen Familien-Blockbuster mit hohem Tempo, albernem Witz und allerlei gruseligen Kreaturen, die jedoch harmlos genug sind, um auch die kleineren Besucher (die sich trotz einer FSK-12-Freigabe sicherlich in den Film verirrt haben werden) nicht allzu sehr zu erschrecken. Und genau das liefert "Gänsehaut" auch, nicht mehr, aber sicherlich auch nicht weniger. Die Effekte sind dabei von schwach über mittelmäßig bis hin zu ziemlich gut in allen Parteien vertreten, die Actionszenen sehen da ähnlich aus... und sobald die Einführung der Figuren während der ersten halben Stunde erfolgt ist, besteht der Film im Grunde auch nur noch aus diesen. 
Es ist eine nette Nummernrevue, die wir hier zu sehen bekommen, wobei die bekanntesten Figuren aus den Geschichten Stines allesamt ihre prägnanten Szenen bekommen, vom Wolfsmenschen bis hin zum Unsichtbaren Freund und natürlich der gruseligen Bauchrednerpuppe, die bereits damals in der Fernsehserie zu den Highlights zählte. Niemand sollte hier eine überzeugende Geschichte erwarten, geht es hier doch nur um eine Achterbahnfahrt, die mit raschem Tempo und ohne viel Ballast auf den Punkt kommt und dann das erwartete Effektfeuerwerk inklusive zumeist lauer Gags abliefert. Das ist beinahe durchgehend sympathisch, allerdings bleibt der fade Nachgeschmack, dass man daraus auch noch mehr hätte machen können als eine Blödel-Parade. 
Mit einer ziemlich netten Wendung im zweiten Drittel, einem sehr sympathischen Hauptdarstellerpärchen bestehend aus Dylan Minnette (der 2016 mit "Don't Breathe" ja auch noch in einem echten Horrorfilm mitspielte) und "The Giver"-Star Odeya Rush sowie einem spektakulär-abgedrehten Finale hat "Gänsehaut" nämlich einiges auf der Habenseite, verspielt diese Vorzüge aber immer wieder in ziemlich nervigem Gaga-Humor. Der anscheinend in jedem Film wie diesem dringend benötigte Sidekick, der auch nur die ganze Zeit schreit und förmlich überdreht, geht jeglichem Zuschauer jenseits der zwölf Jahre schon früh auf den Senkel und auch die einzelnen Actionszenen, wenn die vier Protagonisten nach und nach weiteren Monstern begegnen, wiederholen sich bereits nach kurzer Zeit. 
Die erste Begegnung mit dem Schneemensch macht noch Spaß, spätestens wenn man sich aber auch noch dem Wolfsmenschen, einigen wütenden Gartenzwergen und einem unsichtbaren Geist ausgesetzt sieht, tritt Resignation ein. Etwas mehr hätte man den Zuschauern vielleicht doch zutrauen können, so hat man eher den Eindruck einer unterhaltsamen, aber letztlich doch ziemlich mechanischen und somit eher lauen Geisterbahn-Fahrt: Nicht gruselig, aber immerhin spaßig, bis es eben einfach zu Ende ist. Immerhin hat "Tropic Thunder"-Star Jack Black offensichtlich viel Spaß am erneuten Herumblödeln und gibt eine gute Figur ab und mit dem weiblichen Hauptcharakter der Hannah haben die Macher zumindest noch jemanden in Petto, der für die ein oder andere sympathische Überraschung gut ist. Ins Ziel rudern sie damit nur mit einigen Schrammen, man kann aber zumindest unterschreiben, dass es unter den gegebenen Umständen auch schlimmer hätte kommen können.

Fazit: Nette Achterbahnfahrt mit allerlei Monstern, einem starken Finale und zumeist sympathischen Charakteren. Das hält einigermaßen bei Laune, ist storytechnisch aber natürlich nur reines Flickwerk ohne großen Nachgeschmack. Nett, aber irgendwie auch lau.

Note: 3-






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