Die vom gnadenlosen Schlächter Jack The Ripper begangenen Morde gelten als eine der bekanntesten und noch immer unaufgeklärten Verbrechensserien in der Geschichte. Damals ermordete der Ripper kurz vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in London mehrere Frauen und konnte stets unerkannt bleiben, die Zeitungen und Reporter gar an der Nase herumführen. Auch in den Filmen wird Jack the Ripper als eine Art grausames Phänomen gerne thematisiert - einer der bekanntesten Vertreter der modernen Filmgeschichte ist sicherlich der Horror-Thriller "From Hell", der auf dem gleichnamigen Comic basiert... und die Serienmorde gar mit einer Auflösung bedenkt, die es in Wahrheit niemals gab.
FROM HELL
Im Jahr 1888 kommt Polizeiinspektor Frederick Abberline (Johnny Depp) gemeinsam mit seinem Partner Sergeant Peter Godley (Robbie Coltrane) in den Londoner Stadtteil Whitechapel. Dort wurde eine Prostituierte brutal abgeschlachtet und anschließend tot auf den Straßen zur Schau gestellt. Es bleibt nicht bei dem einen Mord, weswegen Abberline beginnt, im Freundeskreis der Ermordeten zu ermitteln. Dabei macht er auch die Bekanntschaft mit Mary Kelly (Heather Graham), die ebenfalls als Prostituierte arbeitet und Ärger mit den dortigen Geldeintreibern hat. Schon bald macht sich Abberline angesichts seiner eigensinnigen Methoden Feinde bei der Polizei, kommt dem Killer, der sich selbst Jack the Ripper nennt, jedoch auch sehr nahe...
Die von Alan Moore geschriebene, gleichnamige Graphic Novel gilt als einer der besten und vielschichtigsten "Comics" aller Zeiten, dementsprechend skeptisch waren Fans einer Verfilmung gegenüber eingestellt. Skeptisch, gar enttäuscht sind sie dann auch geblieben, ist es doch praktisch unmöglich, eine fünfhundert Seiten starke, komplexe Novel mit etlichen Haupt- und Nebenplots in einen zweistündigen, abendfüllenden Hollywood-Film zu pressen. Auch für Nichtkenner der Vorlage, zu denen ich gehöre, funktioniert der Film leider nur über Strecken und nicht als Gesamtkunstwerk, da sich die Macher im weiteren Verlauf doch gehörig verzetteln.
Nichts aussetzen kann man an der Ästhetik des Werks - die Hughes Brothers, die hier auf dem Regiestuhl Platz nahmen, haben ein ausgezeichnetes Gespür für die dreckige Bildsprache, für eine formidable Ausstattung und eine schaurige, finstere Atmosphäre. Sie erwecken das unfreundliche, schmutzige London zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts in aussagekräftigen Bildern zum Leben und verzichten dabei weitestgehend auf stumpfe Horror-Klischees... auch deswegen fühlt sich "From Hell" durchgehend wie ein ziemlich blutiger, allerdings auch ruhigerer Thriller an denn ein echter Genre-Schocker.
Das hilft dem Film aber auch nicht immer auf die Sprünge, kommt er doch nach einem vielversprechenden, atmosphärischen Beginn und der interessanten Vorstellung der einzelnen Haupt- und Nebenfiguren doch alsbald kaum mehr aus seinem behäbigen Trott heraus. Die Macher versuchten, die einzelnen Nebenstränge allesamt noch in ihrem Film unterzubringen, für viele bleibt jedoch kaum mehr Platz, weswegen "From Hell" in seinem langatmigen Mittelteil recht ziel- und planlos über die etlichen Nebenschauplätze vor sich hin mäandert und auch später während des nicht gerade unspannenden, aber dennoch enttäuschend mutlosen Showdowns nicht mehr richtig in Schwung kommt.
Leidtragend sind dabei auch die Charaktere - während die Nebenfiguren sowohl sympathisch als auch herrlich exentrisch ausgestattet sind und Charakterköpfe wie "Der Herr der Ringe"-Star Ian Holm und der aus der "Harry Potter"-Reihe bekannte Robbie Coltrane einige wunderbare Szenen abbekommen, sieht das bei den Hauptdarstellern schon wieder anders aus. Johnny Depp drückt dem Werk auch hier wieder seinen eigenen Stempel auf, agiert jedoch ruhiger und wesentlich besonnener - er macht seine Sache gut, der Figur des auch damals real existierenden Frederick Abberline fehlt es jedoch an dem Unterhaltungswert seines Parts in "Sleepy Hollow" beispielsweise, wo Depp auch mit wesentlich mehr Verve und Schwung agierte. Die Liebesgeschichte, die Abberline hier zudem angedichtet wird, ist an Klischees kaum zu übertreffen und hat mit "Horns"-Star Heather Graham auch noch ein blasses Gegenstück zu präsentieren. Graham wirkt dabei weder glaubwürdig noch in irgendeiner Weise charmant und die Szenen, in denen sie mit Depp agiert, ziehen sich wie Kaugummi. Das reicht dann nur noch für einen arg mittelmäßigen, recht verkopften und ziellosen Thriller, der atmosphärisch den Nagel auf den Kopf trifft, dessen Drehbuch aber deutlich mehr Überarbeitung verdient gehabt hätte.
Fazit: Langatmiger Thriller, der auf seinen Nebenschauplätzen dahinsiecht und selten wirklich in Schwung kommt. Die Charaktere haben kein Feuer, die Story gerät ziellos. Die Schauspieler machen ihre Sache weitestgehend gut, atmosphärisch hat "From Hell" ebenfalls einiges zu bieten, das Drehbuch jedoch kann all diese Vorzüge niemals zu einem runden Ganzen verbinden.
Note: 3-
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