Jason Statham hatte jahrelang den Rollentypus des wortkargen, recht charmanten und ziemlich coolen und bärbeißigen Haudraufs inne - ein sympathischer Typ, der dank handgreiflicher Fähigkeiten auch in den unmöglichsten Situationen noch mit einem schmucken Spruch aus der Sache herauskam. Diesen Rollentypus könnte Statham mittlerweile wohl im Schlaf spielen, anders als ein Bruce Willis, der sich ja auch bei seinen letzten Produktionen scheinbar nur noch auf dem Gehaltsscheck ausruhte, macht Statham seine Sache immer noch sehr solide. Sicherlich, man würde ihm etwas mehr Abwechslung in der Rollenauswahl wünschen, bis auf einige Stinker sieht seine Filmografie aber zumindest unterhaltsam aus. "Homefront" sticht dabei keinesfalls heraus, aber sinkt gegen andere Werke auch nicht ab.
HOMEFRONT
Nach dem Tod seiner Frau hat Phil Broker (Jason Statham) der DEA-Drogenbehörde den Rücken zugewendet und das Leben als Undercover-Agent aufgegeben, um gemeinsam mit seiner kleinen Tochter Maddy (Izabela Vidocic) unter einem neuen Namen in Louisiana zu leben. Doch auch dort holt ihn die Vergangenheit schon bald ein, hat doch der Drogenboss Danny Turrie (Chuck Zito) noch eine Rechnung mit ihm offen: Damals infiltrierte Broker seine Truppe und bei dem nachfolgenden Polizeieinsatz kam Turries Sohn ums Leben. Turrie schwört nun hinter schwedischen Gardinen Rache - als eine Gruppe Krimineller Brokers Identität aufdecken, riechen sie hinter seiner Auslieferung das große Geld... dabei haben sie die Rechnung jedoch ohne den Ex-Agenten gemacht, der sich zur Wehr setzt, um seine Tochter zu beschützen.
Eine Sache unterscheidet "Homefront" sicherlich von anderen, wesentlich generischeren Statham-Actionern: Regisseur Gary Fleder, der unter anderem auch schon bei dem Thriller "Sag kein Wort" aus dem Jahr 2001 die Zügel in der Hand hatte, und Drehbuchautor Sylvester Stallone entsagen dem ständigen Krach und lassen tatsächlich wesentlich subtilere Spannung vorherrschen. Der Film beginnt zwar mit einem ziemlich krachenden Feuergefecht und endet auch als solches - Autos fliegen durch die Luft, ganze Hütten werden in die Luft gejagt und Kopfschüsse werden auch einige ausgeteilt. Stallone und Fleder verteilen jedoch passend über die anderthalbstündige Laufzeit und nehmen sich stattdessen auch ein wenig Zeit für die Geschichtenerzählung. Niemand sollte hier großartige Sprünge erwarten, doch es ist immerhin schon mal löblich, Statham nicht gleich in ein weiteres Actionfeuerwerk sondergleichen zu schicken, sondern sich Zeit für die Charakterisierung der Figur zu nehmen.
Die Beziehung zu seiner Tochter und ihrem Schulalltag bekommt somit eine recht ordentliche Tiefe und auch die Bösewichte werden stärker charakterisiert als es das Genre meistens zulässt. Es ist ja generell schon mal eine Freude, in einem zumindest auf den ersten Blick recht standardisierten Actioner nicht noch einen weiteren herumkaspernden Antagonisten zu sehen, den man nicht ernstnehmen kann und der ohnehin keine echte Bedrohung darzustellen scheint. So richtig bedrohlich wirkt "Why Him?"-Star James Franco zwar auch nie, immerhin gibt das Skript ihm aber zumindest so etwas wie eine echte Motivation und all die anderen Kriminellen um ihn herum bekommen ebenfalls genügend Luft zum Atmen, was der Geschichte zumindest den Ansatz einer gewissen Doppelbödigkeit verleiht. Einzig "Captain America"-Star Frank Grillo fällt dabei ein wenig aus dem Rahmen, denn er gibt doch nur wieder den einseitigen Haudrauf, die Damen bekommen aber wesentlich mehr zu tun: Neben Winona Ryder gefällt insbesondere "21"-Star Kate Bosworth in der Rolle als drogensüchtige Mutter - wie sich der Konflikt über sie aufbaut, das ist zumindest in gewisser Weise ziemlich clever.
Und dann ist da natürlich auch noch Jason Statham, wegen dem die Fans sowieso scharenweise in jeden neuen Klopper rennen und der macht seine Sache dann auch gewohnt solide. Er braucht sich vor der Kamera nicht großartig zu ändern, da es ohnehin weiterhin eine Freude ist, den wortkargen Ex-DEA-Agenten unter der Oberfläche brodelnd zu erleben, bis er schließlich doch noch die unvermeidlichen Faustschläge austeilt. Trotzdem kann Statham abseits dieser altbekannten Rollentypen aber auch die Gefahr der Situation und insbesondere die unerschütterliche Liebe zu seiner Tochter greifbar machen, auch wenn da manch ein Konflikt und ein interessanter Nebenplot rund um die Schulpsychiaterin Susan Hetch, gespielt von "Twilight"-Star Rachelle Lefevre, recht unrühmlich unter den Teppich gekehrt werden.
Fazit: "Homefront" unterscheidet sich hinsichtlich seiner vergleichweise ruhig erzählten Geschichte von anderen Statham-Actionern. Es kracht zwar zwischendrin gewaltig, ansonsten wird sich aber Zeit genommen, die Figuren und insbesondere die Antagonisten tief zu zeichnen, auch wenn es in der Dramaturgie manchmal holpert.
Note: 3
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