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Superman Returns

Die Luft war raus aus der "Superman"-Reihe: Die Teile Drei und Vier wurden zu kommerziellen Flops, die auch von Kritikern und Fans förmlich in der Luft zerrissen wurden und auch eine späte Fortsetzung zerschlug sich ohnehin, seit Christopher Reeve in den 90ern durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt worden war. Und trotzdem juckte es sie in den Fingern: 19 Jahre nach dem letzten, filmischen Verbrechen an Supermans Figur gab es also eine Fortsetzung, welche sich genau an den ersten beiden Filmen mit Reeve orientierte... also kein Reboot, auch wenn die komplett neue Besetzung eben erstmal danach schrie. Gut, man durfte optimistisch bleiben, schließlich hatte man viele Jahre Zeit, um aus Fehlern zu lernen. Und gelernt haben sie sicherlich, wenn auch leider nicht genug, um wirklich einen überzeugenden Film daraus zu machen.

SUPERMAN RETURNS


Vor einigen Jahren verließ Clark Kent alias Superman (Brandon Routh) die Erde, um nach seinem explodierten Heimatplaneten zu suchen. Schließlich kehrt er zur Erde zurück, worüber die Menschheit froh zu sein scheint, einzig und allein die Journalistin Lois Lane (Kate Bosworth) begegnet ihm mit Abweisung, kann sie ihm sein plötzliches Verschwinden doch nicht so leicht verzeihen und hat sich seitdem sogar schon eine Familie aufgebaut. Unterdessen meldet sich auch Lex Luthor (Kevin Spacey) zurück, der mit einem neuen, verrückten Plan die Weltherrschaft an sich reißen und den zurückgekehrten Superman in die Schranken weisen will...

Natürlich, die Handlung ist auch in diesem wesentlich neueren Superman-Film, auf den sich im Jahr 2006 viele Fans hoffnungsvoll freuten, kein besonderes Glanzstück geworden - der Fokus liegt eben auf der Rückkehr des Helden und einem neuen Kampf gegen das Böse. Trotzdem lassen sich die Macher zweieinhalb Stunden Zeit dafür und auch dabei blieb ich noch optimistisch, was besonders an dem neuen Mann auf dem Regiestuhl lag: Bryan Singer hatte sich mit den ersten beiden "X-Men"-Filmen eine Wildcard für Comicverfilmungen gesichert und ließ für die Inszenierung der "Superman"-Fortsetzung sogar den Regiestuhl des dritten Mutanten-Abenteuers unbesetzt, weswegen Brett Ratner für ihn übernehmen musste... Fans wissen, dass dies ein großer Fehler war und für den wohl größten Fleck auf der Weste des "X-Men"-Franchises wurde. Dass er nun diesen Film machte statt seine bravourös begonnene Reihe zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen, fällt nun irgendwie doch unangenehm auf, denn angesichts der enormen Ressourcen und des extremen Aufwands, den Singer für "Superman Returns" verbrauchte (240 Millionen Dollar Produktionskosten wurden verschlungen), ist das Ergebnis im Grunde in allen Bereichen doch erstaunlich halbgar. 
Das gilt zum einen für den visuellen Bombast, sicherlich der Teil, in welchen am meisten Geld gesteckt wurde. Für diese Kosten sind die Effekte dann aber doch ziemlich mittelmäßig geworden, sehen in manchen Einstellungen sogar regelrecht schrecklich aus und haben kaum wirkliche "Wow"-Momente zu bieten. Sicherlich, ein Flugzeugabsturz, den Superman aufhalten muss, sorgt für einige Eye-Catcher und auch im überlangen Showdown gibt es manch eine nette Szene zu bewundern, es ist aber nichts dabei, was man nicht woanders schon einmal besser gesehen hat... es scheint, als würden sich die Macher hinsichtlich ikonischer Szenen einfach bei den beiden Originalen bedienen und sich ehrfürchtig vor ihnen verbeugen statt etwas eigenes zu versuchen, Neuheiten muss man hier jedenfalls mit der Lupe suchen. 
Das gilt auch für die etwas käsige Handlung, die während der ersten, zähen Hälfte nur sehr, sehr langsam aus den Puschen kommt und sich sehr lange mit den doch ziemlich entnervenden Beziehungsstreitigkeiten zwischen Clark, Lois und ihrem Ehemann Richard White (eine weitere undankbare Rolle für "Verwünscht"-Star James Marsden, den Singer gleich aus seiner Mutantenreihe mit hinübergezogen hat) aufhält. Die Komik geht dabei, bis auf ein paar Schmunzler zu Beginn, vollständig verloren und sogar der Bösewicht ist diesmal ziemlich ernst: Zwar agiert auch "American Beauty"-Star Kevin Spacey oftmals am Rande der Karikatur, bleibt aber wesentlich böser und hinterhältiger, was der Figur aber auch die Farbe raubt, die Gene Hackman ihr zuvor gab - mit richtig viel Verve ist Spacey angesichts des ungemein lapidaren Plans, den sein Lex Luthor hier ausheckt und der zum wiederholten Male einfach vollkommener Schwachsinn ist, leider nicht dabei. 
Brandon Routh, ehemaliges Model, macht seine Sache als glattgebügelter Superheld derweil solide und auch "21"-Star Kate Bosworth geht soweit in Ordnung. Sie alle können aber nicht verhindern, dass das Skript nichts Neues erzählt und die krachenden Actionszenen über zweieinhalb Stunden hinweg nur ab und an für manch eine Auffrischung sorgen. Gerne hätte ich eine Weiterentwicklung gesehen... diese sollte aber tatsächlich erst mit einem Reboot kommen, welches wesentlich kraftvoller daherkam und den Namen "Man of Steel" trug. Auf diesen blicke ich dann, auch wenn dadurch das schwache DC-Universe seinen Anfang nahm, lieber zurück als auf diesen doch eher uneinheitlichen und in sich gesehen ziemlich mittelmäßigen Aufguss eines früheren Klassikers.

Fazit: Mittelmäßiger Blockbuster, der sich vor den Originalen verbeugt, aber kaum etwas Neues hinzufügt. Angesichts netter Action sicherlich besser als die letzten Filme, aber in sich gesehen doch eher langatmig und vergessenswert. Eine Fortsetzung mit Potenzial, welches jedoch weitestgehend genutzt wurde, um Altbekanntes einfach noch einmal zu machen.

Note: 3-




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