Direkt zum Hauptbereich

Our Idiot Brother

Auch wenn manche es nicht zugeben wollen werden - wir alle kennen diesen einen Menschen in unserem Umkreis, den man irgendwie nicht ernstnehmen möchte. Er tut keiner Fliege etwas zu leide, trotzdem mag man ihn irgendwie nicht, denn er oder sie nervt und schafft es irgendwie nicht, sich passend in die Gruppe einzufügen. Dieser Mensch kann dem eigenen Familienkreis oder der Clique entstammen... und er ist irgendwie immer da. Ein solcher Mensch ist auch Ned Rochlin, der in dieser kleinen Komödie von Paul Rudd verkörpert wird und es schafft, sich durch seine Naivität und Gutmütigkeit immer wieder in die Scheiße zu reiten. Ein unterhaltsamer Film ist aus dieser Idee aber leider keineswegs geworden...

OUR IDIOT BROTHER


Ned Rochlin (Paul Rudd) wurde gerade wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen, weiß angesichts der Trennung von seiner Freundin Janet (Kathryn Hahn) aber nicht so recht, wo er nun hinsoll. Er wird von seiner Familie aufgefangen, die ihn kurzzeitig bei sich wohnen lassen will, aber auch recht bald die Schnauze von ihm vollhaben. Da Ned redet, wie ihm der Mund gewachsen ist und dadurch auch unter den einzelnen Familienmitgliedern Konflikte heraufbeschwört, hängt der Haussegen schon bald schief...

Die Idee ist alles andere als neu, denn dass ein einzelner Mensch einen ganzen, ziemlich trotteligen und festgefahrenen Familienalltag durcheinanderbringt, kennen wir nicht erst seit der grandiosen Komödie "Meine Braut, ihr Vater und Ich". Trotzdem kann eine solche Geschichte immer wieder wunderbaren Humor rüberbringen, wenn wir uns in Alltagssituationen auch selbst wiedererkennen oder den naiven und gerade deswegen so liebenswerten Trottel in der Hauptrolle dafür beglückwünschen wollen, dass er die engstirnigen Verhaltensweisen seiner Mitmenschen auf so unaufgeregte Art durchbricht. Leider macht Regisseur Jesse Peretz viel zu wenig aus der Idee und lässt seinen Film auf ziemlich fade Art und Weise dahintröpfeln, ohne jemals zu einem kleinen Höhepunkt zu gelangen. 
Nach und nach sorgt Ned in der heilen und dennoch ungemein festgefahrenen Familienwelt für ein wenig Chaos, bis ihm selbst die liebsten und nettesten irgendwie böse gesonnen sind... und das obwohl Ned der einzige ist, der wenig falschmacht und sich mit entwaffnender Ehrlichkeit durchs Leben schlägt. "Our Idiot Brother" plätschert unspektakulär dahin und ist dabei redlich bemüht, seine Protagonisten auf irgendeine Art und Weise witzig und charmant zu gestalten, wobei er in seinen offensichtlichen Bemühungen jedoch gnadenlos scheitert. Natürlich ist der unverkannbare Indie-Ansatz löblich und der Verzicht auf dämlichen Fäkalhumor oder überzogenen Slapstick ist es auch, trotzdem hätte man aus der Ausgangssituation mehr herausholen können als schale Wortgefechte und die immer gleiche Aneinanderreihung von Neds freiem Leben innerhalb des Gefängnisses von Wohlstand und Erziehung. 
Da bleibt nicht viel mehr übrig als ein paar laue Schmunzler und wirklich mögen will man diese Ansammlung an recht krampfhaft in ihren Manirismen zusammengeschriebenen Figuren auch nicht wirklich. Einzige Ausnahme ist dabei dann natürlich der von "Ant-Man"-Star Paul Rudd dargestellte Ned Rochlin, doch auch diese Figur würde wohl kaum funktionieren, wenn nicht Rudd es wäre, der mit seiner ungezwungenen Ausstrahlung noch ein wenig für Charme sorgen würde. Rochlin ist so uneingeschränkt naiv, manchmal sogar regelrecht dumm, dass die Figur niemals über eine recht unglaubwürdige Zerfaserung hinauskommt, der zwar ein sympathischer Geselle ist und von dem wir uns vielleicht alle eine kleine Scheibe abschneiden könnten, der dann aber auch niemals so wirkt, als könne er wirklich so sein. Generell wirkt der Film mit seinen kaum waghalsigen, sondern stets sehr gemütlich aufs Wohlbefinden des Publikums abgezielten Gags und seinen schwach geschriebenen Charakteren dann eher wie ein Abziehbild. Es soll Spaß machen, aber das tut es nicht, da den Machern kaum etwas eingefallen ist außer ein Film, der vor sich hintrödelt und mehrmals in die gleiche, falsche Richtung läuft, ohne den Zuschauer dabei abzuholen.

Fazit: Müde vor sich hinplätschernde Komödie, die sowohl in Sachen Gags als auch in der Zeichnung seiner maßlos unglaubwürdigen Charaktere voll auf Nummer sicher geht und das Publikum somit langweilt. Paul Rudd ist charmant, der Rest des Films aber eine schnell vergessene Komödie, die kaum Akzente setzen kann.

Note: 4




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se