"Suits" nähert sich als Serie noch lange nicht dem Ende, schließlich ist bereits eine achte Staffel der Anwaltsserie in Arbeit. Dem Ende nähert sich allerdings der Marathon, dem ich mich seit ein paar Wochen hingebe: Auf Netflix sind bislang nur die ersten sechs Staffeln der Show verfügbar, es liegen also erst einmal nur noch sechzehn Folgen vor mir. Besonders im Hinblick auf die fünfte Staffel ist es schade, dass ich bald gezwungenermaßen eine Pause von der Geschichte um Harvey Spector und Mike Ross einlegen muss... denn diese findet nicht nur zu alten Stärken zurück, sondern ist auch darüber hinaus vorzügliche Fernsehunterhaltung.
SUITS - STAFFEL 5
Nachdem seine Sekretärin Donna Paulson (Sarah Rafferty) gekündigt und sich stattdessen unter die Dienste von Louis Litt (Rick Hoffman) gestellt hat, fällt Harvey Spector (Gabriel Macht) in ein tiefes Loch. Der Abschied von seiner langjährigen Freundin und Mitstreiterin fällt für ihn härter als erwartet aus und reißt einige alte Wunden wieder auf... tiefe Wunden, die ihn sogar in einen Konflikt mit den Familiengeschichten aus der Jugend bringen, von denen er dachte, er hätte sie längst überwunden. Unterdessen muss sich Mike Ross (Patrick J. Adams) mit Robert Zane (Wendell Pierce) zusammentun, um einige neue Fälle unter Dach und Fach zu bringen - das bringt auch seine geliebte Freundin Rachel (Meghan Markley) in die Bredouille.
Mit einigen eher lästigen Wiederholungen muss man sich auch in dieser Staffel wieder herumgeschlagen, was angesichts der langen Laufzeit der Serie aber auch kein Wunder darstellt. So verläuft insbesondere in der ersten Staffelhälfte manch ein Subplot wieder im Kreis und angesichts einer erneuten Bedrohung der Übernahme der Kanzlei dürfte sich beim Zuschauer nur noch ein Achselzucken bemerkbar machen: Hatten wir schon, kennen wir schon, etwas Neues bitte. Nun ist es angesichts der Thematik der Serie sicherlich schwer, neues Parkett zu finden, den Zuschauer noch einmal zu überraschen und trotzdem zu vermeiden, so hoch hinaus zu gehen, dass man diese Qualität mit späteren Seasons noch toppen kann - stets eine Gefahr von guten Shows.
Nun gelingt der fünften Staffel von "Suits" dieser Spagat absolut ausgezeichnet, solange man einige Längen im Mittelteil und die Rückkehr von Figuren, deren Geschichten im Grunde schon auserzählt waren und die nun zum wiederholten Mal nichts wirklich Besonderes mehr beizutragen haben, außer Acht lässt. In den ersten Folgen sprüht die Show durch einige sehr interessante Figurenkonstellationen und manch einer Reise in die aufrüttelnde Vergangenheit der Hauptfiguren vor Energie - noch nie war "Suits" so menschlich und emotional wie hier, selbst in der bislang stärksten zweiten Staffel nicht. Wo vielen Figuren zuvor doch nur noch altbekannte Charakteristiken an den Leib gedichtet wurden oder sie, oftmals im Falle von Louis Litt, als recht seltsame Comic Reliefs herhalten mussten, werden nun ganz neue Ebenen eröffnet.
Viele Fäden, die in den vorherigen Staffeln aufgegriffen wurden, laufen nun auf beachtliche Weise zusammen und enthüllen neue Rattenschwänze - es ist manchmal gar ziemlich clever, was sich die Autoren zuvor dabei dachten. Die Autoren wissen außerdem, dass wir die Figuren lieben, dementsprechend spielen sie auf wunderbare Art mit ihnen, glänzen sowohl mit wohldosiertem und charmantem Humor als auch mit knallender Dramatik. Selten stand dabei so viel auf dem Spiel wie hier und diesmal reden die Figuren nicht nur immer wieder von Kriegen, Deals, Vergleichen und Gefahren - diesmal stecken sie wirklich in der Klemme.
So richtig aus seinem Schneckenhaus kommt die Staffel dann noch gut zehn Folgen, wenn eine wie aus dem Nichts kommende Wendung die gesamte Handlung auf eine nicht vollkommen neue, aber dennoch in diesem Moment enorm überraschende Ebene hievt. Hier kennt die Show plötzlich kein Halten mehr und inszeniert die letzten sechs Folgen beinahe schon in Form eines Serienfinales, klappert sämtliche Emotionen ab, ohne sich zu hetzen und liefert einige der bisher spannendsten und vertracktesten Szenen der ganzen Serie. Nach einem hundsgemeinen Cliffhanger und nachdem man nur wenige Minuten zuvor wunderbar zu Tränen gerührt wurde, da die Show so viele Charaktere noch einmal an seinen Platz bringt, ist man dann ziemlich zufrieden... und die Frage, ob "Suits" diese Qualität nun noch wird halten können, stellt sich kaum. Nun wurden nämlich erneut viele neue Türen geöffnet, die dafür sorgen sollten, dass die Serie durchweg spannend bleibt. Man kann nur hoffen, dass die Autoren diese Steilvorlage erneut nutzen.
Fazit: Spannend, emotional, manchmal mit cleverem Witz und ausgezeichnet geschriebenen Figuren, die enorm viel Menschlichkeit erfahren. Das dröge Umhertänzeln weicht einer intensiven Dramatik, wo viel auf dem Spiel steht. Einigen Längen und manch eines mauen, wiederholten Subplot zum Trotz ist das hier starke Serienunterhaltung.
Note: 2-
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