Von der dritten Season war ich ein wenig enttäuscht, trotzdem schob diese in den letzten Folgen einige Handlungsstränge an, die ich als durchaus interessant empfand und von denen ich hoffte, dass sie die Serie in eine frischere Richtung schieben würden. Deswegen freute ich mich doch auf die vierte Staffel, insbesondere deswegen, da ich die Charaktere mittlerweile so sehr mag, dass ich sie gar nicht mehr loslassen will. Eine wirklich neue Richtung ist hier nun jedoch nur sehr marginal erkennbar, bis auf einige Neuheiten ist alles beim Alten geblieben... und in dieser Runde ist das auch eigentlich noch ganz gut so.
SUITS - STAFFEL 4
Nach einigem Hin und Her hat Mike Ross (Patrick J. Adams) den Schritt gewagt: Er kündigte bei Pearson Spector, um bei einem neuen Job der ewigen Gefahr zu entgehen, doch noch als Betrüger, der nie in Harvard studiert hat, entlarvt zu werden. Nun ist er als Investmentbanker eingestiegen und hat schon bald einen Fall auf dem Tisch, bei welchem er auf der anderen Seite als sein Mentor und Freund Harvey Spector (Gabriel Macht) steht - das erste Duell der beiden Superanwälte steht bevor und es wird mit harten Bandagen gekämpft. Leidtragende dabei ist vor allem Rachel (Meghan Markle), die als Angestellte unter Harvey und als feste Freundin von Mike zwischen die Fronten gerät...
Dass es dazu kommen würde, war absehbar, das es jedoch bereits nach drei Staffeln soweit sein würde, kam etwas überraschend: Harvey Spector und Mike Ross stehen nun auf unterschiedlichen Seiten und treten auch in einem recht unterhaltsamen Fall gegeneinander an. Dass sich die beiden nicht nur freundschaftlich necken ist angesichts des wesentlich ernsteren Tons, den die Serie ja auch in der letzten Staffel bereits angeschlagen hat, nicht verwunderlich - dementsprechend geht es hier dann auch mal recht saftig zu und ehemalige oder noch bestehende Freundschaften, Beziehungen und Loyalitäten werden mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt.
Und genau das ist der Kern, um den sich die ganze Serie dreht - die Fälle sind unterhaltsam, eigentlich geht es aber um die Menschen, die diese bestreiten und was ihre Arbeit aus den Freundschaften und Beziehungen, die sie führen, macht. Natürlich ist es schwierig, dass sich ein solches Thema nicht irgendwann im Kreis dreht und bei "Suits" kommt das auch immer noch vor, trotzdem ist das Gesamtkonstrukt nun doch wesentlich unterhaltsamer und auch flotter erzählt als in der Vorgängerstaffel. Seltsame, skurille Momente wie Louis Litt's Katzen-Klage sucht man diesmal vergebens, für Humor ist aber immer noch gesorgt, wenn auch dosierter. Auch die Beziehung zwischen Rachel und Mike, zuvor ja doch einer der absoluten Schwachpunkte der Serie, bekommt durch einige erfrischende Wendungen endlich ein wenig Schwung.
Ganz besonders stark ist aber der zentrale Konflikt zwischen Mike und Harvey: Wie gesagt, es war vorhersehbar, dass es dazu kommt, dafür darf sich die Show in diesem zwischenzeitlichen Klimax aber wunderbar suhlen und einige Konflikte auf einen gewissen Höhepunkt treiben - das wurde schließlich auch Zeit. Auch Louis, der zuvor ja etwas zu oft als Comic Relief verschenkt wurde, bekommt einige ganz starke Momente und endlich entwickelt sich auch seine Figur etwas weiter und vollbringt einige Sprünge in der Gesamthandlung. Und sogar Jessica Pearson darf diesmal nicht bloß eisig sein, sondern einige persönliche Plots bestreiten - sie wird sicher weiterhin niemandes Lieblingsfigur sein, immerhin bekommt sie aber endlich mehr Tiefe und wird greifbarer.
Der Rest ist dann eben "Suits"-Durchschnitt: Wer die Serie zuvor liebte, wird auch hier erneut sehr gut unterhalten und bekommt einige intensive und auch spaßige Momente geboten. Wer bis zu diesem Punkt aber noch nicht wirklich warm geworden ist, wird auch nicht mehr bekehrt. Die Serie hat sich auf einem sehr soliden Niveau eingependelt und momentan ist nicht zu erwarten, dass dieses nochmal extrem in eine negative oder enorm positive Richtung ausschwenkt. Und das ist auch okay so: Die Show unterhält, lässt sich flott gucken und macht absolut das Beste aus ihrem Rahmen - das darf dann auch gerne noch ein bisschen so weitergehen.
Fazit: Die etwas lasche Vorgängerstaffel wird übertroffen, generell bekommt die Show durch den zentralen Konflikt der Hauptfiguren wieder mehr Schwung. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Fans werden es lieben, der Rest wird nicht bekehrt. Weiterhin sehr solide Serienunterhaltung mit Stärken und Schwächen.
Note: 3+
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