Noch immer sehe ich mit Schrecken auf die Bilder zurück, die sich am elften September 2001 in Amerika zutrugen - den Tag, an dem ich die Fernsehaufnahmen der brennenden und schließlich einstürzenden Türme des World Trade Centers zum ersten Mal sah, werde ich wohl nie vergessen. Amerika selbst trug dabei ein Trauma davon, von dem sie sich niemals ganz erholen werden - so schwach und angreifbar waren sie nie zuvor gewesen. Über die Gegenschläge, welche das Militär in den nächsten Monaten und Jahren organisierte, wurden schon viele Filme gemacht, einer davon kam Anfang 2018 in die Kinos. "12 Strong" erzählt dabei die Geschichte einer Spezialeinheit, die sich in Afghanistan mit der Miliz verbünden, um die herrschenden Taliban zu besiegen...
OPERATION: 12 STRONG
Kurz nach den Anschlägen auf die Zwillingstürme vom 11. September 2001 wird eine Sondereinheit des US-Militärs nach Afghanistan entsandt. Unter dem Kommando des Captains Mitch Nelson (Chris Hemsworth) sollen sie sich mit einer dortigen, in alle Winde verstreuten und unterdrückten Armee treffen, ihr Vertrauen gewinnen und anschließend mit ihnen gemeinsam in die Schlacht gegen die herrschenden Taliban ziehen. Dabei muss die Einheit verschiedene Hochburgen einnehmen, um schließlich zum Knotenpunkt zu gelangen und kann dabei nicht immer auf benötigte Technik zurückgreifen. Zudem muss sich Nelson auch erst mit dem Anführer der afghanischen Armee, General Dostum (Navid Negahban) gutstellen...
Es wäre ein Leichtes, einen zumindest im Kern patriotischen Kriegsfilm wie diesen auf oberflächliche Art zu zerreißen... damit würde man diesem Werk jedoch Unrecht tun. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen des Genres der letzten Jahre achtet "Operation 12 Strong" darauf, keine simple Schwarz-Weiß-Thematik zu liefern, beleuchtet die amerikanischen Soldaten ebenso wie die Afghanen, die sich mit Waffengewalt gegen die Unterdrückung ihrer Familien auflehnen. Der Feind ist hier eben nicht Afghanistan, sondern die Terrorgruppierungen, die das Land heimsuchen - eine Wahrheit, die dringend hervorgehoben gehört und dementsprechend fährt der Film auch gut, lässt keine dummen oder gar gefährlichen Vorurteile gießen, sondern konzentriert sich ohne all zu extreme patriotische Spitzen auf den Überlebenskampf. Sind sie erst mal im Dreck, die Waffen im Anschlag, die Möglichkeit eines schnellen Todes vor Augen, spielt die Politik nur noch eine untergeordnete Rolle - dieses Gefühl bringt "Operation 12 Strong" auch dank dem Einsatz von intensiv inszenierten, knackigen und teils recht harten Actionszenen sehr passend auf den Punkt.
Ein guter Kriegsfilm ist es aber trotzdem nicht geworden, denn es braucht eben doch etwas mehr als einige bildgewaltige Schlachten und politisches Feingefühl, um diese wahre Geschichte passend auf die Kinoleinwand zu bringen. So fällt auf, dass der Feind hier im Grunde gar nicht beleuchtet wird. Natürlich, der Zuschauer weiß um die Terrororganisation Al-Kaida, auch um ihren Anführer Osama bin Laden und man möchte meinen, dass es schon reicht, die Türme des World Trade Centers erneut einstürzen zu sehen, um den Feind in Szene zu setzen. Aber nein, das tut es nicht, denn selbst der einzige Gegner, der hier tatsächlich ein Gesicht bekommt, erhält keinerlei eigene Menschlichkeit und darf im Grunde nur mit der Waffe auftreten - wirklich bedrohlich wirkt er somit zu keinem Zeitpunkt, weswegen die Feinde eher durch eine gesichtslose Armee als durch einen wirklich erinnerungswürdigen Gegenspieler konzipiert werden.
Schlampen tut man auch auf der Seite unserer "Helden", denn da hat es sich Regisseur Nicolai Fuglsig offenbar zur Aufgabe gemacht, seinen mit Abstand bekanntesten Star voll in die erste Reihe zu stellen. Dass "Blackhat"-Star Chris Hemsworth dieser Aufgabe als kerniger Soldat mehr als gewachsen sind, steht außer Zweifel, da das Skript ihm aber eben so viel Zeit einräumt, erhält der Rest der Besetzung schlichtweg keine Gelegenheit, um sich freizuspielen. Die anderen Soldaten lernen wir quasi nebenbei kennen, wir können schlecht mit ihnen sympathisieren, da Hemsworth sie alle überstrahlen soll. Selbst ein brillanter Schauspieler wie Michael Shannon bleibt dabei deutlich zurück, sodass "Operation 12 Strong" letzten Endes weniger spannend ist als beabsichtigt. Ohne Charaktere, an denen wir uns festhalten, ist es letztendlich eben nur Geballer mit einem noblen, politischen Ziel. Ohne wirkliches Herz, dafür mit einer höheren Bedeutung... etwas, was selten rüberkommt.
Fazit: "Operation 12 Strong" ist kein generischer Kriegsfilm, dafür sind seine Actionspitzen zu intensiv und das Fehlen einer Schablonenhaftigkeit angesichts des Themas ist lobenswert. Dennoch bleiben die Figuren blass, die Handlung ohne echte Spannung, die Schauspieler unterfordert - laut und temporeich, aber ohne Herz und Seele.
Note: 4+
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