Direkt zum Hauptbereich

Love Vegas

Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas. Das wissen wir nicht erst seit "Hangover", einem Film, der quasi das schicksalsschwere Nachtleben in der Stadt der Sünde auf geniale Art und Weise aufrollte... es ist im Grunde altbekannt. Problematisch wird es nur, wenn man dort tatsächlich überstürzt Entscheidungen fürs weitere Leben trifft, die dann eben nicht einfach in Vegas bleiben und vergessen werden können. Gemeint sind natürlich die alltäglichen Blitzhochzeiten... und in der romantischen Komödie "Love Vegas" kann diese letztendlich wegen einiger kruder Geschehnisse eben nicht so einfach annulliert werden.

LOVE VEGAS


Joy McNally (Cameron Diaz) wurde soeben von ihrem Verlobten Mason (Jason Sudeikis) verlassen und der junge Ingenieur und Faulenzer Jack Fuller (Ashton Kutcher) hat seinen Job verloren. Beide führen die kritischen Lebensumstände unabhängig voneinander nach Vegas, wo sie sich kennenlernen und vollkommen besoffen heiraten. Am nächsten Tag wollen sie die Beziehung aus der Welt schaffen... als es Jack gelingt, mit einem Quarter den Jackpot zu knacken. Joy besteht als seine Ehefrau auf die Hälfte des Geldes, während ein zuständiges Gericht die beiden zu sechs Monaten Zwangsehe verknackt. Erst dann soll das Geld zu gleichen Teilen herausgegeben werden... und bis dahin müssen sich Jack und Joy, die sich eigentlich auf den Tod nicht ausstehen können, zusammenziehen und beweisen, dass sie sich bemühen, die Ehe noch am Leben zu erhalten.

Eine recht spaßige Ausgangssituation, das kann man wohl so stehen lassen. Wie Joy und Jack im Nachhinein versuchen, sich gegenseitig das Leben schwerzumachen und später sogar Versuche zu unternehmen, den anderen die Ehe automatisch beenden zu lassen, um die gesamte Kohle einzusacken, das hat schon irgendwie Charme. Auch wenn der Trailer einige der besten Szenen leider bereits vorwegnimmt, gibt es hier ziemlich viele Lacher. Das Tempo ist konstant hoch und auch wenn Ashton Kutcher und Cameron Diaz kein glaubwürdiges Paar abgeben (was an dem doch etwas großen Altersunterschied liegen dürfte), so verbreiten beide ihren eigenen Charme. Ohnehin ist es eine Freude, Diaz, die sich ja merkwürdig rar gemacht hat, noch in manch einer lockeren Komödie zu sehen und Kutcher lag dieses Genre ja auch immer sehr
Dementsprechend kann man sich hier einfach berieseln lassen, über netten Slapstick und auch ein paar schöne Wortgefechte lachen und sich an den größtenteils stark aufspielenden Gastdarstellern erfreuen. In wenigen Szenen stiehlt Zach Galifianakis seinen Co-Stars auch noch vor dem "Hangover"-Durchbruch locker die Schau und "Es ist kompliziert"-Star Lake Bell geht als beste Freundin auch herrlich in Ordnung... und ist dabei wesentlich witziger und treffsicherer als der doch eher auf Klamauk lastende Rob Corddry, der hier als Jacks bester Freund und auch als sein nutzloser Anwalt auftritt. Es ist also alles absolut vorhersehbar, was hier abläuft, aber das muss so ja nicht schlecht sein und so fühlt man sich in der wesentlich wilderen und zügelloseren ersten Stunde auch gut unterhalten. 
Danach wirds natürlich schmalzig, was ebenfalls keine Überraschung darstellt - ein Umstand, den man auch erraten konnte, ohne zuvor den Trailer zu sehen, der auch diese "Wendung" bereits vorwegnahm. Durch manch einen kitschigen Monolog und das unglaubwürdige, recht holzhammerartige, unvermeidliche Verlieben der beiden Protagonisten muss man dann noch irgendwie durch, aber immerhin dauert es dann auch nicht mehr lange bis zum Abspann, der früh genug rollt, um auch keine ernsthaften Längen mehr entstehen zu lassen. Es ist also kein Film, der in die Geschichte eingehen wird oder das Genre auf irgendeine Art und Weise prägt: Es ist leicht verdauliche Unterhaltung ohne Ecken und Kanten, für 90 Minuten ganz unterhaltsam und dann schnell wieder vergessen. Kein Film, den man sich ein zweites Mal ansieht, aber einen winterlichen Abend auf der Couch kann man auch schlechter verbringen.

Fazit: Nette Komödie, die im Mittelteil wild und unerwartet lustig wird, später dann in recht zuckrigen Kitsch abdriftet. Keine Überraschungen an dieser Front, aber das hat auch niemand erwartet und so kann man sich an den gelungenen Comedy-Elementen erfreuen und sich später die Augen und Ohren zuhalten, wenn es doch arg schmalzig wird.

Note: 3





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se