Direkt zum Hauptbereich

Der Grinch (2018)

Man sollte meinen, dass mir die Figur des Grinch von grundauf sympathisch sein sollte. Genau wie der grüne Griesgram kann ich mit Weihnachten nämlich herzlich wenig anfangen, bin von den überfüllten Weihnachtsmärkten, der beißenden Kälte und der kitschigen Dekoration nicht angetan. Man sollte also auch meinen, obwohl das Studio für mich außer dem wunderbar witzigen "Pets" bislang keinen sonderlich erinnerungswürdigen Film abgeworfen hat, dass mir der neue Animationsfilm der Illumination Studios gefallen hat... hat er aber nicht, da diese wie bereits zuvor doch wieder auf Nummer sicher gehen und daher Animationsware von der Stange abliefern.

DER GRINCH


Er hasst Weihnachten abgöttisch und zieht sich deswegen wie jedes Jahr auf seinen einsamen Hügel zurück: Der Grinch würde das Fest der Liebe am liebsten abschaffen und diesmal greift er die Gelegenheit sogar beim Schopf. Als er sich für einen Einkauf unter die Leute begeben muss, die bereits fröhlich dekorieren und singen, platzt ihm der Kragen und er beschließt gemeinsam mit seinem treuen Hund Max, dem Fest ein Ende zu bereiten. Der Grinch schmiedet einen Plan, um das diesjährige Weihnachtsfest zu sabotieren... hat dabei aber nicht mit der kleinen Cindy gerechnet, die es sich in den Kopf gesetzt hat, Santa Clause persönlich zu treffen, um diesen um einen ganz speziellen Wunsch zu bitten.

Nun gut, es sah doch alles schon ziemlich kalkuliert aus: Eine Neuauflage eines beliebten Charakters (den Film mit Jim Carrey habe ich übrigens nie gesehen), diesmal im Animationsformat, mit 3D, knuffigen Figuren, nicht einem, sondern gleich zwei tierischen Sidekicks... und in der deutschen Version sogar Otto Waalkes als Synchronsprecher der Titelfigur, denn der geht in diesem Genre seit seinen spaßigen Stimmauftritten in "Mulan" und "Ice Age" ja irgendwie immer und spornt somit auch die erwachsenen Zuschauer zu Ticketkäufen an. Und es steht außer Frage, dass auch der Illumination-Grinch zu einem großen Erfolg für das Studio werden wird, wenn auch nicht in Höhe der "Minions": Der Zeitpunkt ist perfekt gewählt und man kann in einem Monat pünktlich zu Weihnachten auch noch einmal kräftig Zuschauer sammeln - ein Schwund ist also nicht zu befürchten. 
Und für die jüngeren Zuschauer ist diesmal auch wieder so einiges drin, denn wo gerade die mit der überbordenden Kreativität der wesentlich besseren und mutigeren Pixar-Filme überfordert sein können, können sie hier einfach Spaß haben. Es gibt einiges an Slapstick zu bewundern, die Figuren sind durchgehend sympathisch und liebenswert (und wenn sie es anfangs nicht sind, lernen sie ihre Lektion sicherlich noch, keine Sorge), die Animationen sind state of the art und sogar Danny Elfmans Soundtrack weiß zu gefallen. Aber... das ist nun mal nicht alles. Gerade in Zeiten, wo Pixar zwar seltener, aber doch immer wieder grandiose und vor allem kreative Meisterwerke wie "Alles steht Kopf" abliefert, ist das gerade für die älteren Zuschauer eben einfach nicht genug. 
Es wirkt eben doch etwas seelenlos, kalkuliert und wie ein schnelles Produkt, welches bloß keine Wagnisse eingehen darf und somit sehr schnell wieder vergessen ist. Das macht den neuen Grinch zu keinem schlechten Film, aber eben zu einem, der sich mit dem, was am Leichtesten zu erreichen ist, zufrieden gibt. Die Kids rennen schon rein und ziehen sich eine Kinokarte, haben Spaß und erzählen das ihren Freunden - es ist harmlose Unterhaltung ohne großen Mehrwert, nichts stößt sich daran. Und das ist dann eben auch noch weniger als das Franchise rund um "Ich - Einfach unverbesserlich": Auch diese Filme waren eher mau, hatten mit den Minions aber immerhin herrliche Sidekicks, die erst seitdem man ihnen auch noch einen eigenen Film gegeben hat, der ja, wie wir wissen, qualitativ gar nicht funktioniert hat, nicht mehr zu begeistern wussten. 
Von diesen zumindest ansatzweise sympathischen Ideen hat "Der Grinch" aber keine und zieht seine Geschichte eben einfach geradlinig durch, mit hohem Tempo und ohne unsinnige Abzweigungen. Langeweile kommt in den neunzig Minuten nicht auf, hat man ein gewisses Alter aber überschritten und erwartet von einem Animationsfilm dieser Klasse zumindest Charme und cleveren Witz, dann hat man daran auch wenig Spaß. Es ist eben ein Film für die Kleineren - die Diabolik hat man dem grünen Kobold aber zugunsten einer glatten Inszenierung und eines breiteren Zuschauerspektrums aber genommen.

Fazit: Animationsfilm von der Stange, vollgestopft mit Slapstick und Tempo. Die Kleineren wird das Spektakel sicher freuen, Erwachsene schauen aber in die Röhre, da von Charme, Kreativität oder zumindest einigen wirklich netten Ideen nur wenig zu sehen ist.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid