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Suits - Die erste Staffel

Filme über Anwälte, Gerichtskonflikte und das amerikanische Rechtssystem haben mich schon immer fasziniert. Kaum etwas geht über gut geschriebene Gerichtsverhandlungen, in denen sich zwei feindliche Parteien allein mit Worten und Köpfchen gegenüberstehen. Und davon soll es nun eine ganze Serie geben? Ich war nicht direkt Feuer und Flamme, da ich weiß, dass sich ein solches Thema über etliche Staffeln schnell totlaufen kann, aber zumindest sehr interessiert: "Suits" klang nach einer wirklich packenden Serie, die genau mein Themengebiet ansprach. Herausgekommen ist zumindest in der ersten Staffel noch nette Unterhaltung... und damit doch etwas weniger, als ich zuvor erwartet habe.

SUITS - STAFFEL 1


Er wollte kein Anwalt werden, er wollte sich nicht einmal in einer Kanzlei bewerben und trotzdem findet sich der junge Kleinkriminelle Mike Ross (Patrick J. Adams) plötzlich in einem Bewerbungsgespräch vor dem Staranwalt Harvey Spector (Gabriel Macht) wieder. Der zeigt sich beeindruckt von der unverfälschten Ehrlichkeit des jungen Mannes, der zwar nie ein Jurastudium absolviert hat, angesichts seines schnell arbeitenden Hirns aber dennoch viel Ahnung von der Materie mitbringt. Trotz des fehlenden Studiums bringt Spector einige Hebel in Gang und stellt Ross als seine rechte Hand in der Kanzlei ein... ein Umstand, der noch für viel Trubel sorgen soll, muss der neue Anwaltsgehilfe doch merken, dass das Leben in einem Job rund um clevere Spielchen mit viel Geld kein Zuckerschlecken ist.

Dreizehn Folgen umfasst die erste Staffel der teils satirischen, teils dramatischen Anwaltsserie "Suits" - eine gute Länge, um zumindest vorsichtig in die Show hineingeschubst zu werden. Nun weiß ich noch nicht, inwiefern die Serie sich mit fortschreitender Laufzeit (auf Netflix gibt es zurzeit immerhin sechs Staffeln) weiterentwickeln wird, ein wenig Zug könnte die Show aber gebrauchen, denn das hier ist, obwohl durchgehend unterhaltsam, noch etwas zu harmlos, um wirklich vollends zu begeistern. Generell sind die schnippischen Dialoge, die sich die Protagonisten hier um die Ohren hauen, zumeist mit einem feisten Grinsen im Gesicht, wirklich unterhaltsam und die Autoren haben sich alle Mühe gegeben, um das Anwaltskauderwelsch verständlich und dennoch ungemein scharfzüngig in Worte zu fassen. Das erinnert teilweise an "The Social Network", ohne aber dessen enorme, dramaturgische Tiefe zu erreichen. 
Auch die Schauspieler sind durch die Bank weg sehr gut aufgelegt: Patrick J. Adams bleibt im direkten Vergleich mit seinen Kollegen noch etwas blasser, was aber so gewollt scheint und seinen Spielpartnern noch mehr Gelegenheit gibt, zu glänzen. Das gilt dann nicht nur für die zauberhafte Meghan Markley als Rechtsanwaltsgehilfin Rachel, sondern natürlich auch für den zweiten Hauptdarsteller. Gabriel Macht verleiht "Suits" sein Gesicht und überzeugt als cleverer Staranwalt, der auch den härtesten Feind zu schlagen weiß. 
So gut die Schauspieler aber auch sind, so unsauber geschrieben sind die Figuren. Nach einigen Folgen fragte ich mich, ob diese denn auch Schwächen haben: Zwar gibt uns das Drehbuch immer wieder Einblicke in das Seelenwohl der Charaktere, strickt interessante Beziehungen und lässt einige Figuren auch mal mit dem Rücken zur Wand stehen, oftmals sind mir diese Leute aber auch zu perfekt. Harvey Spector hat auch nicht immer alle Fäden in der Hand, trotzdem scheint er ein unschlagbarer Gigant zu sein, ohne großes Herz, dafür mit sehr viel Cleverness - eine interessante Figur, die in diesen dreizehn Folgen jedoch zu wenig Facetten erfährt. Das gilt auch für seinen Konkurrenten Lewis, der ein herrlich schmieriger Antagonist ist, darüber hinaus aber auch zu wenig Tiefe erhält, um wirklich zu begeistern. 
Dieses Problem zieht sich dann auch durch den Handlungsbogen, der sich weitestgehend mit in einzelnen Episoden abzuhandelnden Fällen herumschlägt, wobei das Muster gleich bleibt: Harvey und Mike bekommen einen Fall, sie recherchieren, suchen Schlupflöcher und am Ende ziehen sie glücklich von dannen. Das variiert nur sehr marginal und die einzelnen, sich über mehrere Episoden ziehenden Beziehungsprobleme zwischen den einzelnen Figuren, die mehr Gewicht haben, rücken immer wieder schmerzlich in den Hintergrund. Wirklich Angst hat man auch nicht um die Karrieren der Figuren: Oftmals ist die Fallhöhe nicht groß genug, wirkliche Spannung will angesichts des heiteren, aber auch manchmal etwas zu stagnierenden Tonfalls nicht auftreten. In der letzten Episode räumen die Macher mit einer etwas konstanteren, packenderen Dramaturgie auf (wie es sich für ein Staffelfinale gehört), zuvor wäre etwas mehr Mut zur Extravaganz aber durchaus schön gewesen.

Fazit: Spritzige, clevere Dialoge, gut aufgelegte Darsteller und ein durchaus interessanter Blick hinter die Kulissen, hinein in die Büros der Staranwälte. Das ist dramaturgisch leider nicht immer packend, oftmals etwas zu gemütlich und manchmal etwas zäh. Sehr solide Serienunterhaltung... ich hoffe aber noch auf eine Steigerung.

Note: 3






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