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High Crimes - Im Netz der Lügen

Auch Schauspielerin Ashley Judd stand während der Fälle rund um den  ehemaligen Filmproduzent Harvey Weinstein im Fokus: Im Jahr 2017 sagte "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson aus, dass er Judd und auch Mira Sorvino für eine Rolle in seinem dreiteiligen Epos hatte in Betracht ziehen wollen, nach Warnungen seitens Weistein, dass mit den Damen nicht zu arbeiten sei, die beiden Schauspielerinnen jedoch fallengelassen. Mittlerweile erkannte Jackson öffentlich, dass er damals einer Schmutzkampagne Weinsteins auf den Leim gegangen war - dennoch dürfte es ein Karriereeinschnitt seitens Judd sein, der nicht leicht zu verkraften ist. Es ist nämlich davon auszugehen, dass diese Anfang der 2000er noch einmal einen erheblichen Anschub bekommen hätte...

HIGH CRIMES


Der ehemalige Marine-Soldat Tom Kubik (Jim Caviezel) wird urplötzlich vom FBI verhaftet: Er sieht womöglich der Todesstrafe entgegen, soll er vor einigen Jahren während eines Einsatzes doch neun unschuldige Zivilisten kaltblütig ermordet haben. Er beteuert seine Unschuld... und seine Frau, die renommierte Anwältin Claire (Ashley Judd) glaubt ihm. Sie nimmt seine Verteidigung an und tut sich dabei mit Toms Pflichtverteidiger Terrence Embry (Adam Scott) und einem dem Alkohol zugeneigten, ehemaligen Star-Anwalt namens Charles Grimes (Morgan Freeman) zusammen. Gemeinsam kommen sie dabei einem grausamen Komplott auf die Spur...

Die Karriere von Ashley Judd, das wissen wir mittlerweile, seitens Harvey Weinstein einen Dämpfer erhalten. In den 90er Jahren und auch noch zu Beginn der 2000er war sie gerade im Crime- und Thriller-Bereich enorm erfolgreich, konnte Kassenschlager wie "Die Jury", "Doppelmord" oder eben "High Crimes" in ihrer Vita vorweisen. Danach ging es irgendwie bergab und mittlerweile hört man immer weniger von Judd, von kleineren Rollen in großen Filmen wie "Die Bestimmung" einmal abgesehen. Dabei hat Judd ihre Sache immer gut gemacht: In "High Crimes" hat sie manchmal ihre etwas ungekonnten Momente, funktioniert darüber hinaus perfekt als sympathische und mutige Anwältin, die in ein finsteres Komplott hereingerät und dennoch nicht aufgibt - quasi eine Paraderolle für die Schauspielerin, die sich in diesem Segment bereits mehrfach bewegt hatte. 
Die wesentlich schillerndere Rolle gibt aber natürlich Morgan Freeman ab, der mit einem Glas in der Hand und einem flotten Spruch auf den Lippen auch gerne mal die Grenzen überschreitet und somit trotz oder gerade wegen seiner unkonventionellen Art vor Gericht die Zuschauer voll auf seiner Seite hat. Judd, Freeman und der ebenfalls sehr solide Adam Scott, der mit diesem Film seinen Kinodurchbruch feierte und später in starken Werken wie "Aviator" und "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" zu sehen war, geben ein nettes Team ab, dem es Spaß macht, zuzusehen. 
Auch die Handlung ist spannend, wenn hier auch keine Bäume ausgerissen werden. Man bewegt sich in den altbekannten und dennoch packenden Mustern eines düsteren Krimis, ohne dabei all zu viele Wagnisse einzugehen oder das Publikum zu sehr zu überraschen - manch eine Wendung werden findige Filmfans sicherlich schon früh genug kommen sehen. Das reicht dann auch nicht, um zwei Stunden durchgehend bei der Stange zu halten und im Mittelteil schleichen sich dann auch einige Hänger ein, ehe es zu einem etwas zu actionlastigen und mainstreamigen Finale übergeht. 
Das ist dann soweit alles solide, aber auch unauffällig inszeniert von Carl Franklin, der ansonsten einzelne Folgen aus Serien wie "House of Cards" erschuf. Es sticht aber eben auch nichts hervor in diesem sehr geradlinigen Crime-Thriller, der natürlich auch auf einem beliebten Krimi-Roman beruht und somit viele Zuschauergruppen anspricht. Es wäre angesichts des doch recht harschen Themas auch zu viel, "High Crimes" seinen Mut abzusprechen, denn manch einer Szenerie begegnet er mit genügend Köpfchen. Aber das ist eben nicht alles, gibt es in diesem Segment doch wesentlich bessere und erinnerungswürdigere Thriller, die nicht nur auf Spannung setzen, sondern auch noch den gewissen Funken mitbringen. Dieser fehlt "High Crimes" offensichtlich, sodass der Film im Grunde alles solide macht, aber niemals darüber hinaus geht und dementsprechend wieder schnell vergessen ist.

Fazit: Solider Crime-Thriller mit spielfreudiger Starbesetzung, dem neben seiner spannenden Handlung aber der letzte Funke fehlt. Das ist alles solide gemacht, aber einige Hänger und manch ein Plothole werden hier nicht glattgebügelt.

Note: 3




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