Der obligatorische Disneyfilm zur Weihnachtszeit stammt diesmal aus dem Realfilmbereich und stellt zum wiederholten Male eine Realvariante eines bekannten Kinderstoffes dar. Aufgrund fehlender großer Marken, wie es zuvor noch bei "Die Schöne und das Biest" und "The Jungle Book" der Fall war, ging dieses Rezept diesmal aber nicht ganz auf und Disneys Version des "Nussknacker"-Balletts, in Form eines Fantasy-Abenteuers a la "Alice im Wunderland", bleib in den USA deutlich hinter den finanziellen Hoffnungen zurück. Man kann es ihnen nach der Sichtung dieses Werks aber eben auch kaum verdenken...
DER NUSSKNACKER UND DIE VIER REICHE
Es ist das erste Weihnachtsfest seit dem Tod ihrer Mutter und die junge Clara Stahlbaum (Mackenzie Foy) erhält von ihrem weisen Patenonkel Drosselmeyer (Morgan Freeman) ein besonderes Geschenk: Den Weg in eine Parallelwelt, in welcher ihre Mutter bis zu ihrem Tod eine Königin war, was Clara selbst zur Prinzessin macht. In den vier Reichen herrscht jedoch Krieg: Das vierte Reich ist von der Finsternis der bösen Mutter Ingwer (Helen Mirren) überzogen. Die Herrscher der anderen Reiche, darunter die Zuckerfee (Keira Knightley) warten seit geraumer Zeit auf eine Person, die ihre Welt wieder richtet... und mit Clara scheinen sie diese endlich gefunden zu haben. Mutig und mit neuen Gefährten an ihrer Seite nimmt das Mädchen den Kampf gegen das Böse auf...
Ich mochte Tim Burtons Real-Version von "Alice im Wunderland", welches im Jahr 2010 einen beeindruckenden Erfolg hinlegte, sehr... wenn auch nur den ersten Film, denn bereits der zweite Teil enttäuschte im Jahr 2016 recht eindrucksvoll. Auf genau dieser Schiene fährt nun auch der neue Disney-Weihnachts-Blockbuster und scheitert dabei kläglich. Alles sieht hier aus wie bei Alice, es fühlt sich manchmal auch so an, doch Charme, Witz, Detailreichtum und der Sinn für eine nicht unbedingt originelle, aber dennoch in sich packende Geschichte sind vollkommen verloren gegangen. Im Kern ist "Der Nussknacker und die vier Reiche" ein simples Fantasy-Märchen, welches wirklich nur nach Schemata funktioniert: Junges Mädchen kommt in eine wunderbare Welt und kämpft dann ein wenig.
Dieses Grundgerüst wird genutzt, aber eben nicht erweitert - es dreht sich tatsächlich nur um diese Schablone, ohne darüber hinaus noch in die Tiefe zu gehen. Dementsprechend kalt und kalkuliert fühlt sich dann auch der ganze Film an, eine Aneinanderreihung von kaum beeindruckenden Fantastereien, für ein junges Publikum ausgerichtet. Der Plot hat keinen Zug, im Grunde gibt es kaum einen Plot, denn dieser ist so dünn, dass man ihn kaum spüren mag. Das wussten wohl auch die Macher, weswegen sie den Zuschauer nach einer flotten Einfühung einfach taub schießen wollen: Überall ist es bunt, überall sind Effekte und zumindest Ausstattung und Kostüme sind von einem enorm hohen Niveau und laden ein wenig zum Staunen ein - das darf man von einem Disney-Blockbuster mit einem Budget jenseits der 100-Millionen-Marke aber auch erwarten.
Darüber hinaus überzeugt der Film jedoch auch optisch nicht: Die Effekte wirken künstlich und das Werk kann niemals die Intention einer fiktiven Welt aufbauen - alles fühlt sich nach Greenscreen und Filmstudio an. Man sieht förmlich, dass sich die junge Clara nicht durch Gemäuer, sondern durch ein Studio bewegt, es wirkt alles schrecklich künstlich. Keine Wärme, wie man sie sonst von Disney-Filmen gewohnt ist, nur einige furchtbar kitschige und belanglose Glückskeks-Weisheiten, zahnlose Dialoge und ein Finale, welches so schwach auf der Brust ist, dass man keinen Gähner unterdrücken kann. An jeder Ecke sieht man, wie Disney vor der FSK zuckt und wenn es denn mal düster wird, dann immer auch nur so, dass sich Kinder nachts nicht in den Schlaf weinen werden. Und genau das wäre ja noch okay, wenn man darüber hinaus nicht nur auf Kitschphrasen und schrecklich gestelzte Dialoge und Klischees setzen würde - aber Pustekuchen.
Passend dazu ist auch der Rest generisches Kino: Der Soundtrack von James Newton Howard ist seelenloses Blockbuster-Getöse, der Schnitt wirkt wirr und uninspiriert. Und auch Mackenzie Foy, die seit "Twilight" und "Conjuring" ja doch eine ziemlich solide Karriere hinlegt, bleibt vollkommen blass. Generell steckt Clara das Eintauchen in eine fantastische Welt mit einem simplen Schulterzucken weg und empfängt eine überdrehende Keira Knightley beinahe wie eine alte Freundin, was nicht nur unglaubwürdig wirkt, sondern den Film eben noch mal um einiges an Staunen beraubt. Immerhin hat das Werk kurz vor dem letzten Drittel eine einigermaßen nette Wendung zu bieten, die man so auch nicht kommen sieht... letzten Endes macht sie den Film aber eben auch nicht besser, sondern gibt uns nur einen kurzen Moment der angenehmen Überraschung, ehe alles wieder seinen gewohnt generischen Gang geht.
Fazit: Seelenloser Blockbuster für Kids - künstlich, ohne Charme und Fantasie. Die Darsteller bleiben unterfordert, der Plot ist dünn wie ein Blatt Papier, kitschige Phrasen reihen sich an schwache Actionszenen. Disney hat mehr drauf als solch einen generischen Ausflug in eine uninspirierte Fantasiewelt ohne Ecken und Kanten.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen