Die deutsche Komödie "25 km/h" gehört zu den Filmen, die in diesem Herbst förmlich totgeworben wurden. Der Trailer macht ungemein Freude, doch nachdem ich ihn ungefähr zwanzig Mal in den Kinos gesehen habe, vor jeglichen Genres und förmlich dauerhaft, konnte ich über die gelungenen Gags nicht mehr lachen... ganz im Gegenteil zum restlichen Publikum, die sich über Bjarne Mädel und Lars Eidinger immer wieder schlapplachten. Da der Trailer aber zumindest zu Beginn noch funktionierte, freute ich mich auf den Roadtrip aus deutschen Landen. Letztendlich hält der Film dann mit den Erwartungen zwar nicht Schritt, da man später in einige vermeidbare Genre-Fallen tappt, aber einige schöne Momente sind durchaus dabei.
25 KM/H
Sie haben sich seit beinahe dreißig Jahren nicht gesehen, nun führt sie die Beerdigung ihres Vaters wieder zusammen: Die beiden Brüder Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne Mädel) haben sich auseinandergelebt. Als Christian in der Heimat jedoch eine alte Karte, welche die beiden im Teenageralter anfertigten, wiederfindet, verlangt er, eine Mofareise zu machen, welche sie damals planten. Nach anfänglicher Missgunst erklärt sich auch Georg einverstanden, einfach loszufahren, ohne zu wissen, was hinter der nächsten Ecke auf sie wartet: Es entsteht ein Roadtrip, welcher die beiden Brüder endlich wieder zusammenschweißen und Fehlschläge in ihrer beider Leben aufheben soll.
Ach, es fängt alles so gut an. In der ersten Stunde dieses sympathischen Mix' aus Komödie und leisem Drama passen die Figuren, die Situationskomik und die Szenerie. "Simpel"-Regisseur Markus Goller nimmt sich Zeit, um die beiden grundverschiedenen Personen der beiden Brüder leben zu lassen und arbeitet dabei glücklicherweise weitestgehend abseits von Klischees. Er lässt sowohl die Figuren als auch die Schauspieler atmen, sodass wir ein starkes Verständnis des Lebens beider Protagonisten erhalten. Das ist dann nicht nur einfach dahinerzählt, sondern entfaltet einen gewissen Sog, der gerade auf emotionaler Basis nicht zu unterschätzen ist und immer wieder sehr sympathsische Fußnoten einstreut, was die Figuren menschlich wirken lässt. Er nutzt manch eine Eigenart der Protagonisten nicht für simple Gags, er lacht mit ihnen, aber niemals über sie, weswegen wir diese beiden doch recht eigenartigen Männer schon früh mögen lernen.
Auch der Beginn des Roadtrips funktioniert: Die ersten Stationen bleiben nah an den Menschen, zeigen ihre Talente und auch die Bindung zueinander. Generell ist das Abenteuer, welches Georg und Christian hier gemeinsam eingehen, eben doch nur ein Sinnbild, im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen den beiden Brüdern, die hier weitere Aufs und Abs durchlaufen soll - eine Mixtur, die nicht neu ist, hier jedoch erstaunlich gut funktioniert. Doch nach den ersten Akten, die natürlich ein wenig szenisch daherkommen, dabei aber nicht den Eindruck einer Nummernrevue entfalten, entwickelt sich "25 km/h" genau zu dem Klischee, welches er zuvor vermieden hat. Einige sporadische Reiseziele kommen doch nur als arg maue Comedy-Nummern daher und man tappt tatsächlich in einige laue Gag-Elemente, die mittlerweile lange überholt sind.
Eine Stunde lang hat Goller es geschafft, den Standard-Nummern einer Buddykomödie mit Dramaschuss auszuweichen, aber dann halten diese vernachlässigbaren Plotelemente doch noch Einzug: Ein ziemlich schwacher Familienplot seitens Christian, der recht plötzlich ausgegraben wird und einige ziemlich kitschige Phasen durchläuft, die seltsam kalkuliert werden. Ein Trip in eine Kommune, natürlich inklusive Drogen, was hier zum wiederholten Male nicht lustig ist. Und natürlich eine wilde Verfolgungsjagd mit einem mal wieder energetischen Wotan Wilke Möhring - eine ganz nette Slapstick-Sache, innerhalb der Handlung aber doch eher blöd.
Das macht phasenweise weiterhin Spaß, besonders, da Lars Eidinger und "Stromberg"-Star Bjarne Mädel einen wirklich hervorragenden Job machen und auch in den Drama-Elementen ungemein viel Fingerspitzengefühl beweisen. Aber man kommt nicht umhin, zu sagen, dass irgendwo die Pferde durchgegangen sind: Plötzlich wird es laut, plötzlich wird auf die Tränendrüse gedrückt, plötzlich wird alles so groß aufgezogen. Die menschliche Seite tritt in den Hintergrund, das wirkt alles auf einmal so überdramatisch oder überzogen. So haben wir irgendwie zwei unterschiedliche Seiten, die auch nach dem vollkommen abrupten Ende kein Ganzes ergeben, weswegen "25 km/h" mit fortschreitender Laufzeit immer mehr nachlässt.
Fazit: Die Komödie beginnt ungemein gut, menschelt auf sympathischer Ebene mit zwei starken Darstellern und bietet einige herrliche, aber niemals peinliche Gags. Später verkommt der Film zu einer etwas übersensiblen und überzogenen Nummernrevue mit netten Momenten, aber auch vielen starren Klischees - der Film baut leider immer mehr ab.
Note: 3
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