Seine Freunde kann man sich aussuchen, seine Familie jedoch nicht. Ein geflügelter Spruch und eine große Wahrheit ist das und sie fasst hervorragend zusammen, was das Dilemma dabei ist: Viele Familien sind zerrüttet, kompliziert und vollgepackt mit Streit und Stress... aber es ist eben so, es gehört zum Leben. Unglaubliche Familiengeschichten gibt es überall, die meisten bleiben für die Öffentlichkeit unerzählt. Alex Kurtzman, weitestgehend als Blockbuster-Drehbuchautor von Werken wie "Transformers" und "The Amazing Spider-Man 2" bekannt, verfilmte im Jahr 2012 eine solche Familiengeschichte, die tatsächlich unglaublich klingt, aber dennoch wahr ist...
ZEIT ZU LEBEN
Sam Harper (Chris Pine) ist sicherlich kein Vorzeigesohn und möchte eigentlich sogar der Beerdigung seines verstorbenen Vaters nicht beiwohnen. Dieser gibt ihm jedoch über seinen Anwalt Ike Rafferty (Philip Baker Hall) 150.000 Dollar mit auf den Weg, welcher er dem elfjährigen Josh Alan Davis (Michael Hall D'Addario) übergeben soll... offensichtlich Sams ihm bislang unbekannter Neffe. Joshs Mutter und somit wohl Sams Schwester Frankie (Elizabeth Banks) ist trockene Alkoholikerin und mit der alleinigen Erziehung ihres Sohnes überfordert... bis Sam auf der Matte steht und sich, die Wahrheit verschweigend, in ihr Leben einschleicht. Der ist nämlich eigentlich drauf und dran, das Geld selbst zu nehmen und möchte zuvor herausfinden, ob es sich überhaupt lohnt, der alleinerziehenden Mutter, von der sein Vater niemals erzählt hat, dieses zu überlassen.
Es gibt wenig, was sich an "Zeit zu leben" stößt, da dieser Film, der eine wahre Geschichte erzählt, eben vollständig den Mustern der Genre-Konventionen treu bleibt. Es gibt eine Hauptfigur, die egomanisch agiert, aber dennoch einen nachvollziehbaren Background erhält und mit der Zeit etwas lernen muss. Es gibt das im Fokus stehende Kind, welches diese Lehren nicht erteilt, aber zumindest dafür sorgt, dass sie ankommen. Eine zerrüttete Familie, einen unauffälligen Score und manch einen Kitschmoment - niemals so schmnalzig, dass man das Ganze nicht mehr glauben oder verfolgen mag, aber manch ein Mal zumindest hart an der Grenze.
Der Film verläuft vollständig in vorhersehbaren Bahnen und hat offenbar kein Interesse, aus diesen Manirismen auszubrechen. Das hat den Vorteil, dass man als Fan des Genres weiß, was man bekommt und im Grunde kein Risiko eingeht und sich recht entspannt berieseln lassen kann, ohne dass man Gefahr läuft, am Ende Rotz und Wasser zu heulen oder von einer verkopften Handlung überfordert zu werden. Natürlich gibt es aber eben keinerlei Überraschungen, der Spannungsbogen verläuft wenn überhaupt sehr seicht und es gibt keinen Zweifel, dass das alles schon irgendwie gut ausgehen wird. Auf 115 Minuten führt das aber natürlich irgendwann nicht mehr zum Ziel, denn für eine solch seichte Geschichte ist eine Laufzeit von beinahe zwei Stunden dann doch zu viel.
Andere Regisseure hätten sich vielleicht mit ein paar auflockernden Subplots und frischen Nebencharakteren ausgeholfen, aber Alex Kurtzman scheint sich dieser Hilfe zu verweigern. Obwohl er mit Philip Baker Hall, Jon Favreau und Mark Duplass manch einen renommierten Schauspieler zur Verfügung hat, nutzt er diese kaum, fertigt sie oftmals in wenigen Szenen ab - gerade Halls Anwalt erhält eine Textzeile, die mehr erahnen lässt, doch diese Handlung wird anschließend einfach fallengelassen. Neben Michelle Pfeiffer, die immerhin noch einen emotionalen Unterbau erhält, ist es dann im Grunde allein an "Tron"-Star Olivia Wilde, auf dem Posten der Nebenfiguren noch für Frische zu sorgen. Leider bekommt auch sie, je weiter der Film voranschreitet, immer weniger zu tun und wird schließlich zur Passivität verdammt - aus dieser Figur hätte man wesentlich mehr machen können.
Immerhin schlagen sich "Star Trek"-Star Chris Pine und die aus "Die Tribute von Panem" bekannte Elizabeth Banks in den Hauptrollen durchaus wacker - sie haben Charme und fungieren gut miteinander, spielen sich passend die Bälle zu. Doch auch hier wagt das Drehbuch schlussendlich nichts: Pine und Banks machen ihre Sache gut, doch die Charaktere, die sie verkörpern, bleiben halbgar, fern und seltsam perfekt. Das funktioniert über gewisse Strecken, doch gerade unter dem Deckmantel einer wahren Geschichte wären ein paar Ecken und Kanten mehr durchaus schön gewesen. Denn so ist "Zeit zu leben" ein solide unterhaltsamer Film, dem man die Wahrheit aber kaum abkaufen möchte, ist er doch zu geradlinig, zu zahnlos, zu leicht.
Fazit: Simples Drama nach altbewährtem Muster, mit zwei charmanten Hauptdarstellern. Die Handlung bleibt jedoch zu handzahm und einfach gestrickt, um zwei Stunden durchgehend zu unterhalten - man traut sich zu wenig und verbleibt lieber bei den Genre-Konventionen, die hier keinerlei Überraschungen erlauben.
Note: 3-
Es gibt wenig, was sich an "Zeit zu leben" stößt, da dieser Film, der eine wahre Geschichte erzählt, eben vollständig den Mustern der Genre-Konventionen treu bleibt. Es gibt eine Hauptfigur, die egomanisch agiert, aber dennoch einen nachvollziehbaren Background erhält und mit der Zeit etwas lernen muss. Es gibt das im Fokus stehende Kind, welches diese Lehren nicht erteilt, aber zumindest dafür sorgt, dass sie ankommen. Eine zerrüttete Familie, einen unauffälligen Score und manch einen Kitschmoment - niemals so schmnalzig, dass man das Ganze nicht mehr glauben oder verfolgen mag, aber manch ein Mal zumindest hart an der Grenze.
Der Film verläuft vollständig in vorhersehbaren Bahnen und hat offenbar kein Interesse, aus diesen Manirismen auszubrechen. Das hat den Vorteil, dass man als Fan des Genres weiß, was man bekommt und im Grunde kein Risiko eingeht und sich recht entspannt berieseln lassen kann, ohne dass man Gefahr läuft, am Ende Rotz und Wasser zu heulen oder von einer verkopften Handlung überfordert zu werden. Natürlich gibt es aber eben keinerlei Überraschungen, der Spannungsbogen verläuft wenn überhaupt sehr seicht und es gibt keinen Zweifel, dass das alles schon irgendwie gut ausgehen wird. Auf 115 Minuten führt das aber natürlich irgendwann nicht mehr zum Ziel, denn für eine solch seichte Geschichte ist eine Laufzeit von beinahe zwei Stunden dann doch zu viel.
Andere Regisseure hätten sich vielleicht mit ein paar auflockernden Subplots und frischen Nebencharakteren ausgeholfen, aber Alex Kurtzman scheint sich dieser Hilfe zu verweigern. Obwohl er mit Philip Baker Hall, Jon Favreau und Mark Duplass manch einen renommierten Schauspieler zur Verfügung hat, nutzt er diese kaum, fertigt sie oftmals in wenigen Szenen ab - gerade Halls Anwalt erhält eine Textzeile, die mehr erahnen lässt, doch diese Handlung wird anschließend einfach fallengelassen. Neben Michelle Pfeiffer, die immerhin noch einen emotionalen Unterbau erhält, ist es dann im Grunde allein an "Tron"-Star Olivia Wilde, auf dem Posten der Nebenfiguren noch für Frische zu sorgen. Leider bekommt auch sie, je weiter der Film voranschreitet, immer weniger zu tun und wird schließlich zur Passivität verdammt - aus dieser Figur hätte man wesentlich mehr machen können.
Immerhin schlagen sich "Star Trek"-Star Chris Pine und die aus "Die Tribute von Panem" bekannte Elizabeth Banks in den Hauptrollen durchaus wacker - sie haben Charme und fungieren gut miteinander, spielen sich passend die Bälle zu. Doch auch hier wagt das Drehbuch schlussendlich nichts: Pine und Banks machen ihre Sache gut, doch die Charaktere, die sie verkörpern, bleiben halbgar, fern und seltsam perfekt. Das funktioniert über gewisse Strecken, doch gerade unter dem Deckmantel einer wahren Geschichte wären ein paar Ecken und Kanten mehr durchaus schön gewesen. Denn so ist "Zeit zu leben" ein solide unterhaltsamer Film, dem man die Wahrheit aber kaum abkaufen möchte, ist er doch zu geradlinig, zu zahnlos, zu leicht.
Fazit: Simples Drama nach altbewährtem Muster, mit zwei charmanten Hauptdarstellern. Die Handlung bleibt jedoch zu handzahm und einfach gestrickt, um zwei Stunden durchgehend zu unterhalten - man traut sich zu wenig und verbleibt lieber bei den Genre-Konventionen, die hier keinerlei Überraschungen erlauben.
Note: 3-
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