"Wild Wild West" gilt bis heute als einer der schlechtesten Filme in der mittlerweile doch recht wechselhaften Karriere des einstigen Megastars Will Smith. Für die Hauptrolle in Barry Sonnenfelds Western-Klamotte sagte er sogar den Wachowski Brothers ab - er war ursprünglich für den Part des Neo in dem Sci-Fi-Klassiker "Matrix" vorgesehen, die schließlich an Keanu Reeves ging. Bis heute bereut Smith diese Entscheidung nach eigenen Aussagen und man muss sich den Film nur einmal ansehen, um zu verstehen, wieso. Ihm ging dabei nämlich nicht nur eine absolute Kultrolle durch die Finger... sondern er drehte stattdessen auch einen so furchtbar miesen Blockbuster, dass man kaum nachvollziehen kann, wie der zu dieser Zeit noch so erfolgsverwöhnte Smith ein solches Drehbuch überhaupt abnicken konnte.
WILD WILD WEST
Im Wilden Westen des Jahres 1869 werden die beiden Regierungsagenten Jim West (Will Smith) und Artemus Gordon (Kevin Kline) damit beauftragt, den verrückten Wissenschaftler Dr. Arliss Loveless (Kenneth Branagh) ausfindig und anschließend dingfest zu machen. Loveless plant die Machtübernahme ganz Amerikas und hilft sich dabei mit roher Waffengewalt und allerlei technischem Firlefanz - ein schier unbesiegbarer Gegner. Um seine Spuren zurückzuverfolgen und schließlich den Kampf mit ihm aufnehmen zu können, müssen der kernige West und der wesentlich pragmatischere Gordon zusammenarbeiten - als dabei die schöne Rita Escobar (Salma Hayek) zur Unterstützung herbeieilt, bricht zwischen den beiden aber schnell ein eigener Kampf aus.
Für viele stellte "After Earth" aus dem Jahr 2013 das Tief in Will Smiths Karriere dar - damals war der Sci-Fi-Actioner von M. Night Shyamalan ein heftiger Flop an den Kinokassen und zeigte, dass auch Smith als Zugpferd an den Kassen nicht uneingeschränkt funktioniert... was sich bis heute fortsetzt. Doch im Vergleich mit "Wild Wild West" ist Shyamalans seltsame Scientology-Werbung im Fantasy-Gewand sogar noch durchaus ertragbar - Barry Sonnenfelds Film ist tatsächlich ein unfassbarer Rohrkrepierer. Man kann kaum nachvollziehen, wieso Smith die Rolle annahm. Vielleicht wegen der Loyalität gegenüber dem Regisseur, der zwei Jahre zuvor mit "Men In Black" einen Megahit landete und dabei auch Smiths Status als Hollywoods Superstar in der Mitte der Neunziger weiterhin festigte. Darüber hinaus lässt sich jedoch kaum ein Wink für seine Beteiligung finden, denn "Wild Wild West" ist einfach nur furchtbar schlecht.
Einzig und allein die visuellen Effekte haben sich bis heute sehr ordentlich gehalten und machen den langen Showdown zumindest optisch zu einer einigermaßen unterhaltsamen Angelegenheit. Wenn man darüber hinaus jedoch sagen muss, dass der von Smith gerappte und im Abspann laufende Titelsong noch das geringste Übel des Films darstellt, dann muss hier etwas furchtbar schiefgelaufen sein und genauso ist es auch. Normalerweise kann man über eine flache Handlung oder schwach geschriebene Charaktere im Bereich des Popcorn-Kinos ja hinwegsehen, doch zumindest ein wenig Hirnschmalz und Charme sollte selbst in schwächeren Blockbustern drin sein. "Wild Wild West" hat nichts davon und gibt dem Zuschauer eine ungemein schwachsinnige und zitierwütige Handlung mit auf den Weg, die im Grunde gar nichts erzählt und sich nur über Actionszenen und unlustige Wortgefechte zwischen den Protagonisten hangelt.
"Mord im Orient-Express"-Star Kenneth Branagh chargiert dabei als im Rollstuhl sitzender Bösewicht hart an der Schmerzgrenze, während Kevin Kline weitestgehend gelangweilt wirkt: Man kann es ihm nicht verübeln, bestehen seine Gags doch zumeist nur aus ständigen Verkleidungen und manch einer Vorführung einer technischen Wunderheit. Die Show gehört demnach Will Smith, der sich mit Spielfreude hineinwirft, das grausame Drehbuch aber trotz einiger cooler Sprüche keinesfalls retten kann. Die erste Hälfte zieht sich wie Kaugummi, wenn immer wieder die Pläne des blassen Bösewichts enträtselt werden wollen - am Ende dreht es sich aber doch nur um simple Machtpläne, welche eine solche Fokussierung auf diesen Plot einfach nicht rechtfertigen.
Auch zwischen den Charakteren entwickelt sich kein echtes Feuer und Salma Hayeks Rolle der vollbusigen und rassigen Femme Fatale hätte man wohl auch einfach streichen können, ohne dass der Film dabei etwas verloren hätte. Man merkt also, dass hier einfach gar nichts zusammenpasst und dass Sonnenfeld bloß im Sinn hatte, das Western-Genre als Sci-Fi-Klamotte wiederzubeleben. Das ist ihm deutlich misslungen und bietet somit einen enorm finsteren Fleck in seiner ansonsten doch recht bunten Filmografie.
Fazit: Der vielleicht schlechteste Blockbuster, den Will Smith und Barry Sonnenfeld jemals gedreht haben: Eine schwachsinnige Handlung, kaum zündende Gags, gelangweilte Darsteller und schon bald ermüdende Action - das perfekte Beispiel für einen sinnentleerten Popcorn-Blender.
Note: 5-
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