Direkt zum Hauptbereich

Suits - Die sechste Staffel

Die fünfte Staffel der Serie "Suits" war nicht nur die bisher menschlichste und dringlichste, sondern auch die womöglich beste. Sie endete auf einem Höhepunkt, auf den lange Zeit hingearbeitet wurde und auch mit einem hundsgemeinen Cliffhanger, welcher die Erwartungen an die sechste Season in die Höhe schraubte: Neue Wege stehen offen, die Show sollte sich nun endlich in einen waschechten Thriller verwandeln. Und auch diesmal enttäuschen die Macher unsere Erwartungen nicht, weichen den meisten Fettnäpfchen gekonnt aus und bringen "Suits" passend auf ein neues Level, ohne dabei die altgedienten Qualitäten zu vergessen.

SUITS - STAFFEL 6


Alles ist zu spät: Mike Ross (Patrick J. Adams) hat den Deal akzeptiert, um seinen Kollegen und Freunden eine Anklage zu ersparen und tritt eine zweijährige Haftstrafe an. Im Gefängnis macht er sich schnell nicht nur Freunde, als die Runde macht, welchen Mentor er hat: Harvey Spector (Gabriel Macht) tut indes alles dafür, um das Leben seines Freundes im Knast angenehmer zu gestalten. Unterdessen muss sich die Kanzlei "Pearson Spector Litt" mit einer gemeinen Sammelklage auseinandersetzen: Jeder Fall, an dem der als Betrüger entlarvte Mike mitgearbeitet hat, soll neu aufgerollt werden. Harvey, Louis (Rick Hoffman), Jessica (Gina Torres), Donna (Sarah Rafferty) und Rachel (Meghan Markley) müssen nun ganz neue Schritte einleiten, um die Kanzlei noch vor dem Untergang zu retten...

Die Ausgangssituation ist hochspannend und noch nie war "Suits" so dramatisch, noch nie ging es um so viel: Hiermit hat die Serie definitiv ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Mit teils enorm gut geskripteten Wendungen und einigen menschlichen Magic Moments gelingt es der sechsten Staffel während der ersten zehn Folgen spielend, mit der bärenstarken fünften Season Schritt zu halten. Die neuen Handlungsmöglichkeiten verwenden die Autoren, um die Figuren auf frische Art und Weise in den Ring steigen zu lassen... und sie dabei Entscheidungen treffen zu lassen, die sich auf ihr ganzes Leben auswirken können.
Obwohl es weiterhin nicht an süffisantem Humor mangelt, ist "Suits" in diesen Ecken ziemlich düster, versteht es aber perfekt, diese Momente in den Mantel der ganzen Serie einzuhüllen. Der Alltag, den Michael Ross im Gefängnis verbringen muss, erreicht niemals eine solch erschütternde Intensität wie in Knastfilmen wie "Die Verurteilten" oder der Netflix-Show "Orange is the new Black", aber das muss er auch nicht. Manche werden diese Szenen als zu glattgebügelt kritisieren, doch geht es in dieser Serie, von der Menschlichkeit mal ganz abgesehen, noch immer ums gegenseitige Belauern, um Tricksereien und Spielereien. Wie "Suits" genau diese Marke auf neue Örtlichkeiten bringt und auch neue Figuren einbaut, die definitiv Schwung haben, das muss man einfach gesehen haben.
Darüber hinaus bringt die sechste Staffel, so wie es auch schon die letzten Folgen der fünften Season taten, das gewohnte Gerüst zum Wackeln und es findet manch eine schicksalsträchtige Veränderung statt - ein definitiver Wink zu einer allgemeinen Veränderung der ganzen Serie. Leider kann die Staffel diese Qualität nicht auf Dauer halten, denn später ändert sich der Ton... und die dramatische Spitze der ersten zehn Folgen wird nicht mehr erreicht. Obwohl es auch später noch starke Momente gibt, nimmt man das Tempo überraschenderweise eklatant raus, die Dramatik erreicht keine Hochtöne mehr und alles ist etwas lockerer. Dieser Kontrast überrascht und hat mich auch erst erfreut, trotzdem rutscht man hier auch wieder in einige altbekannte Fallen, die "Suits" immer wieder anhängen: Es wird trockener und manchmal gar dröge, die Plots, die die gesamte Haupthandlung ziehen sollen, funktionieren nicht, da wir diese Dinge nach ganzen sechs Staffeln mittlerweile schon zu oft gesehen haben.
Auch in den Subplots verhebt man sich später ganz erheblich: Eine neue Beziehungskiste zwischen einer Hauptfigur und einem Neueinsteiger wirkt etwas wirr und gehetzt, geht aber noch in Ordnung; was jedoch ein Nebenplot rund um den nerdigen IT-Techniker Benjamin und eine weitere Hauptfigur antreibt, der erst für Humor und später plötzlich für enorme, hier ziemlich gestelzt wirkende Dramatik herhalten soll, bleibt ein Mysterium. Das ist dann sicherlich einer der Tiefpunkte der Serie, zum Glück werden solche Löcher aber immer wieder durch die weiterhin charmant agierenden Figuren, die gut aufgelegten Darsteller und einige wesentlich bessere Handlungen gestopft. Jetzt warte ich auf die siebte Staffel, die wohl nächstes Jahr auf Netflix erscheinen wird - bis dahin werde ich sicher genug Zeit haben, um mich, trotz dieser leisen Enttäuschung, doch auf ein Wiedersehen mit diesen liebenswerten Figuren zu freuen.

Note: 3+







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...